Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Valeriano di Domenico/Thomas Buchwalder
Neues Projekt. Hiobsbotschaft für Antonio Colaianni und alle seine Gäste: Seine Pâtissière Felicia Ludwig hat die Kündigung eingereicht. Sie wurde erst im vergangenen November von GaultMillau mit dem Titel «Pâtissière des Jahres 2022» ausgezeichnet. Die Gäste liebten es, ihr im Bindella-Lokal durch die Glasscheibe über die Schulter zu schauen. Das können sie jetzt nur noch bis Ende März tun. «Das war eigentlich ein spontaner Entscheid», erzählt Ludwig. «Ich habe ein sehr gutes Angebot bekommen für ein eigenes Café.»
Ein Traum wird wahr. Das Angebot kam plötzlich, der Traum schlummerte aber schon lange in ihr. «Ich habe seit meiner Ausbildung davon geträumt, selbständig zu sein. Dass es jetzt so schnell geht, hätte ich auch nicht gedacht. Aber ich konnte das Angebot nicht ausschlagen.» Die letzten sieben Jahre arbeitete sie für Antonio Colaianni, war mit ihm in den Zürcher Restaurants «Clouds», «Mesa» und «Gustav». Schon früh hätten sie über ihre Selbständigkeit gesprochen. Doch der 17-Punktechef verliert ein grosses Talent. «Das tut schon weh. Aber Antonio will mir ja auch nicht im Weg stehen. Er kann mich auch verstehen», sagt Ludwig.
Von der Tellerwäscherin zur Pâtissière. Ludwig ist nicht auf dem herkömmlichen Weg dahin gekommen, wo sie jetzt ist. Die gebürtige Rumänin lernte erst Informatikerin, zog dann nach Deutschland, wo sie als Tellerwäscherin arbeitete. Sie machte sie eine Ausbildung zur Köchin und heuerte im Suvretta House in St. Moritz und dann im eleganten Eden Roc am Lago Maggiore in Ascona an, wo sie mehr und mehr zur Patissière wurde. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Karriere nochmals neu auszurichten. «Ich werde nächsten Monat 40. Und mit 50 oder 60 Jahren will ich nicht mehr von morgen früh bis abends spät in der Küche stehen», sagt sie ehrlich. Und: «Ich meine das nicht negativ, aber ich habe das Gefühl, dass ich mich im Ornellaia auch nicht mehr weiterentwickeln kann.» Das will sie nun in ihrem eigenen Café machen. Spruchreif ist das Projekt allerdings noch nicht. Nur soviel kann sie verraten: «Ich bleibe in Zürich und ich werde meine vielen Süssigkeiten anbieten. Dazu gibts auch noch ein kleines salziges Angebot.»