Text: GaultMillau Schweiz
# 1: Wiesners Mysterium, Bramboden, 17 Punkte. Stefan Wiesner (grosses Bild oben) ist ein Koch mit 1000 verrückten Ideen, möglicherweise nicht der beste Geschäftsmann, aber immer für eine Überraschung gut. Sein «Rössli» in Escholzmatt hat er verkauft und jetzt, nach vielen Umwegen und Rückschlägen, doch noch eine neue Feuerstelle gefunden. «Mysterion» (Altgriechisch: Das Schöne, das Göttliche) heisst sein Restaurant auf dem Bramboden, 1000 Meter über Meer. Aufgepasst: Den Gourmet-Neungänger gibt es nur noch mittags. O-Ton im Guide 2024: «Beim Hexer geht man nicht einfach essen. Man taucht mit ihm ein in eine andere Welt.» Die hohe Note 17 lassen wir mal stehen.
# 2 Colonnade, Mandarin Oriental Luzern, 16 Punkte. Der Israeli Gilad Peled ist in Luzern gut gestartet. Wenig überraschend: Er hat bei den Weltstars Gordon Ramsay und Clare Smyth gearbeitet, in Bordeaux zwei Sterne geholt. Im wunderschön umgebauten «Mandarin Oriental» hat er traumhafte Arbeitsbedingungen: Das «Colonnade» ist nur an vier Abenden geöffnet, am goldenen (!) Molteni-Herd arbeitet eine stattliche Brigade. Peled setzt vorzugsweise Schweizer Produkte auf die Karte. O-Ton im Guide: «Der Alpstein-Poularde verpasst er den Extra-Kick: Eine feine Schicht Bärlauch und Peterli unter der krossen Haut, dazu eine klassische Nantua-Sauce und alles Grüne, das die Saison hergibt.»
# 3 Klostergasthaus Löwen, St. Urban, 15 Punkte. «Ab nach St. Urban!», hiess in Luzern ein geflügeltes Wort; gemeint war allerdings die psychiatrische Klinik des Kantons, vulgo Klapsmühle. «Ab nach St. Urban» sagt jetzt auch der GaultMillau: Pascal Schwarz hat im Klostergasthaus Löwen einen beeindruckenden Start hingelegt, kriegt auf Anhieb 15 Punkte. In der Gourmet-Gaststube «Negral» gibt’s zu einem fairen Preis sechs bis zehn Gänge. O-Ton im Guide 2024: «Was da dank Kreativität und Können auf den Tisch kam, begeisterte uns von A bis Z.»
# 4 Minamo, Mandarin Oriental Luzern, 14 Punkte. Gemeinsamer Nenner vieler Mandarin Oriental-Hotels auf der ganzen Welt: Ein kleines, feines Omakase-Restaurant. Musste auch in Luzern sein. «Minamo» heisst das Ding, pro Abend werden nur acht Gäste bedient. Hinter dem Tresen ein Chef, der aussieht wie ein Japaner, aber ein waschechter Berliner (mit japanischer Mutter) ist: Toshiro San. Ein paart seiner Kreationen sind richtig gut: Das Chawanmushi mit Shiitake-Pilzen, die drei Stunden lang in Soja gegart wurden. Oder Hiramasa: Kingfish, in kleine Würfel geschnitten, mit japanischer Mayo, Dashi-Essig, Yuzukosho und Oscietra-Kaviar von Kaviari.
# 5: Felsenegg, Luzern, 13 Punkte. Halten sie durch? Das «Felsenegg» steht an einer toxischen Adresse (Maihofstrasse 4), aber Christoph Aebersold und Agron Tunprenkaj aus dem «UniCuisine Atelier» in Stansstad wagen es trotzdem. Thomas Gassner ist ihr Mann am Herd. Der Tester notierte: «Er kocht mit hochwertigen Produkten solid, teilweise mediterran und asiatisch inspiriert.» Wir drücken die Daumen.
# 6: Mamma Leone, Luzern, 13 Punkte. Ossobucco? «Mamma Leone» am Mühleplatz. Der freundliche Chef José da Silva gart die 1,3 Kilo schwere Kalbshaxe sous vide 48 Stunden lang, serviert sie butterzart. Toll die «Accessoires»: Ein tadelloser Weisswein-Risotto, Knochenmark im Pfännli, mit etwas Salz und Zitrone. «Eine feine Adresse», notierte der Tester nach Haxe, Hummer und Scampo.
# 7: Drei Könige, Luzern, 13 Punkte. In der Lifestyle-Liste GaultMillau POP war der «Drei Königen» schon seit Jahren aufgeführt. Aber Chef Thomas Bischof legte zu, ist jetzt reif für den Eintrag ins «gelbe Buch». Er verwöhnt seine grosse Fan-Gemeinde von A bis Z: Sauerteigbrot vom «Eigenbrötler» zur Begrüssung, Willisauer-Ringli-Parfait zum Schluss. GaultMillau empfiehlt das Menü «La Grande Bouffe» (89 CHF!) und den Blick in die liebevoll zusammengestellte Weinkarte.
# 8: Ochsen, Roggliswil, 13 Punkte. GaultMillau mag gepflegte Landbeizen, die Foodies auch. Der Landgasthof Ochsen in Roggliswil ist immer gut besetzt und während der legendären «Metzgete» ständig ausgebucht. O-Ton im Guide 2024: «Alles Gute kommt von unten, aus der «Huusmetzg» im Keller. Hausherr Philipp Blum ist gelernter Metzger und übt seinen Beruf mit Leib und Seele aus.» Den Herd überlässt er seinem Göttibub Elio Hiltbrunner. Nicht verpassen: Den fantastischen «Ochsen»-Schwartenmagen. Kann man auch kaufen und mit nach Hause nehmen.
Best of Luzern! Patrick Mahler ist der Platzhirsch im Kanton: 18 Punkte fürs «Focus» im traumhaft schönen Park Hotel Vitznau. Hugues Blanchard («Olivo», Casino Luzern), Michèle Meier («Lucide«, Luzern) und Beat Stofer («Balm», Meggen) sind mit je 16 Punkten die Stars in oder um die Stadt. Die 16 verteidigt auch Bendikt Voss auf Rigi-Kaltbad («Regina Montium». Aufsteiger im Guide 2024: Der fabelhafte Grill-König Felix Kattchin auf der «Seeterrasse» im Park Hotel Vitznau (neu 15 Punkte) und Marco Colucci im «La Cucina» (neu 14 Punkte).
Fotos: Olivia Pulver, Thomas Buchwalder, Ellin Anderegg, Christopher Alexander Kuhn, Valeriano Di Domenico, Milena Brinkmann