Text: Urs Heller Fotos: Marcus Gyger, Philippe Rossier, Pierre Verdy, Antonio Saba
30 Jahre lang liebevoll gesammelt. Für die Ravets ein Schock und ein schwerer Schlag: Bernard Ravet ist der dienstälteste 19-Punkte-Chef im Land, zum Langzeit-Erfolgsrezept der «Ermitage» in Vufflens-le-Château VD gehört auch der grandiose Weinkeller. Die Gastgeber sind Kenner: Bernard und Guy gehören zu den wenigen Chefs, die vom Wein sehr viel verstehen; (leider) keine Selbstverständlichkeit mehr, in vielen Küchen trinkt man lieber Red Bull. Tochter Nathalie ist eh ein Star: «Sommelier des Jahres 2007», Mitglied der GaultMillau-Weinjury. Lieblingsbeschäftigung des Ravet-Clans an freien Tagen: Weine degustieren - die besten der Welt, die vielversprechendsten der Schweiz.
Die Ravets sind grosse Weinliebhaber: Nathalie, Bernard, Ruth und Guy Ravet (v.l.).
7. Februar, 04.47 Uhr. Die Einbrecher mögen keinen Schweizer Wein. Sie knackten die Alarmanlage, liessen dann nur mitlaufen, was gut, teuer und rar ist: Latour, Pétrus, Cheval Blanc, Romanée Conti, Harlan Estate aus Übersee. Die Sammler-Preise für solche Flaschen sind sehr hoch: 25 000 CHF für «La Romanée Conti», 7760 CHF für einen «Petrus», 4900 CHF für einen «Grand Echézeaux DRC». Guy Ravet traurig: «Unsere Sammlerarbeit der letzten 30 Jahre ist zerstört.» Eine neue Sicherheitsanlage ist installiert, die polizeiliche Untersuchung ist im Gang. Nathalie: «Wir vertrauen den Behörden, dass sie die Täter finden.»
30 Jahre sammelten die Ravets Weine für ihren imposanten Weinkeller.
Und jetzt der Wiederaufbau. Unterkriegen lassen sich die Ravets nie. Auch nicht durch einen dreisten Einbruch. Auch nicht durch die Tatsache, dass Raritäten dieser Art eh schwer zu ersetzen sind. Nathalie und Guy: «Wir machen uns jetzt an die Arbeit, bauen unsere Sammlung wieder neu auf.» Die Hotelgäste bekamen nichts mit vom offenbar perfekt geplanten Raubzug. Die Ravets servierten ihnen wenige Stunden danach das grossartige «Ermitage»-Frühstück – wie wenn nix passiert wäre.
