Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Christopher Alexander Kuhn
Idyllisches Weinland. Die Sonne bricht durch die dunklen Regenwolken und lässt das Zürcher Weinland rot, gelb und grün aufleuchten. Landwirt und Förster Daniel Buresch steht auf dem Bungerthof in Berg am Irchel und raschelt mit dem Futter. Die ostfriesischen Milchschafe lassen sich nicht zweimal bitten und schnabulieren von den knusprigen Leckerli. Es sind nicht die einzigen «Leckerli», die heute auf dem Bungerthof verköstigt werden. Das Winterthurer Restaurant «Rosa Pulver» tauscht an zwei Wochenenden im Oktober die Küche gegen den Hof.
Der Chef pflückt selbst. Michael Dober kennt den Hof gut: «Ich habe einen Teil meines Zivildienstes auf dem Hof verbracht.» Auch heute ist er regelmässiger Besucher. «Michi kommt mindestens einmal pro Woche her und pflückt, was er braucht. Mittlerweile weiss er fast besser, wo was wächst als ich», sagt Buresch, der den Hof in diesem Jahr mit seiner Partnerin Manuela Just übernommen hat . Der Bungerthof ist ein kleiner Bio-Bauernhof. Hier wachsen unzählige Kräuter und Blüten. Es gibt Obstbäume und Weinreben. Auch Hühner, Truthähne und Schafe leben auf dem Hof. Dober nimmt alle Produkte mit Handkuss. «Das Rosa Pulver nimmt vor allem auch Produkte, die nicht der Norm entsprechen», sagt Manuela Just. Zum Beispiel Gänseeier oder unförmiges Gemüse. Auch das Fleisch der Weidegänse kann Michi brauchen: Es ist zwar eine Delikatesse, man muss aber wissen, wie man es zubereitet.
Sehnsuchtsort Chloster3. Für die Gäste beginnt der Abend mit halbierten Feigen mit Estragon-Mayo, einem Brennnessel-Tartelette und einer Führung über den Hof. Als Stärkung für Zwischendurch gibt es Sellerie-Shawarma auf Fladenbrot aus dem Holzofen. Das eigentliche Essen wird im Chloster3 eingenommen. Das historische Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehörte einst zum Kloster Rheinau. In den letzten Jahren wurde es umgebaut, heute ist es ein Ort zum Leben und Lernen. Es gibt Schulungen für Kinder und Erwachsene und Menschen mit besonderen Bedürfnissen finden hier Halt in Krisen.
Hauptgang in drei Teilen. 14-Punktechef Michael Dober und seine Crew schicken fünf Gänge aus der kleinen Küche in den Saal im oberen Stock. Der Auftakt macht ein Pilztatar aus Steinpilzen und Eierschwämmen, eine geröstete Birne und eine Heuschaumreduktion. Der Kartoffelknödel ist umgeben von allen Kräutern, die der Bungerthof zu bieten hat. Der Hauptgang wird in drei Etappen serviert. Michi Dober ist dementsprechend im Stress. «Normalerweise schicken wir ja nicht so viele Gänge auf einmal.» Auch im «Rosa Pulver» gibt es vor dem eigentlichen Gang einen Vorab-Snack, bei dem Abschnitte oder Reste verwertet werden. Auf dem Bungerhtof gibt es sogar zwei Snacks. Auf dem Kürbis-Cracker ist eine Pâté aus Lamminnereien, darüber geraffelt ist getrocknetes Lammherz. Das Ragout vom Lamm landet in einem sehr pikanten Momo. Der eigentliche Hauptgang besteht aus Kürbis, einem Stück Lammfleisch, einer intensiven Jus sowie süchtigmachenden Loaded «Fries» aus Kürbis.
Schafsmilchjoghurt. Vor dem Dessert durfte der Bungerthof noch einmal zeigen, welche fantastischen Produkte hier hergestellt werden. Die Küchencrew füllt eine Cassis-Hüppe mit einem erfrischenden, schön säuerlichen Schafsjoghurt. Das Dessert ist ein weiteres Highlight in dem äusserst stimmigen Herbst-Menü. Auf einem Vanille-Crumble liegt ein Glace aus brauner Butter und dazu gibts Quitte in verschiedenen Konsistenzen. Daneben noch ein Chilbi-Klassiker: Churros, die man in einer Gewürzsauce und einem Quittenpüree tunken kann.
Freie Plätze. Michael Dober ist happy nach dem ersten Wochenende. «Es ist eine Challenge, auf dem Hof zu kochen. Aber es macht auch unglaublich viel Spass. Es ist eine starke Teamleistung, jeder denkt mit.» Das «Rosa Pulver» kocht auch am nächsten Wochenende (20./21./22. Oktober) auf dem Bungerthof. Serviert wird ein 5-Gang-Menü, dazu gibt es ganz viele kleine Snacks. Getränke werden extra verrechnet. Es gibt noch wenige freie Plätze. Tickets gibt es hier.