Text: Fabian Goubet

Wie bei den Oscars! Wie in der Schweiz auch ist in Frankreich der Titel «Koch des Jahres» ungeheuer prestigeträchtig. Er wurde jüngst im Nachbarland an den Pariser Küchenchef Frédéric Anton vergeben, der damit auf den letztjährig ausgezeichneten Yoann Conté («Yoann Conté, Veyrier-du-Lac) folgte. Vergleichbar mit den Oscars für die Kinokunst gab es im Vorfeld eine Liste mit Nominierten, Anton liess so renommierte Köche wie Glenn Viel oder Jacques Marcon hinter sich. 

Au Jules Verne, dans la Tour Eiffel

Bei Frédéric Anton im «Jules Verne» hat man(fast) freien Blick auf ganz Paris.

Hotdog mit grünem Spargel, geräuchtertem Senf und BBQ-Sauce im «Pré Catelan».

Hotdog mit grünem Spargel, geräuchtertem Senf und BBQ-Sauce im «Pré Catelan».

Restaurant im Eiffelturm. Frédéric Anton führt gesamthaft vier Restaurants. Das am höchsten ausgezeichnete? «Le Pré Catelan» im Pariser Bois de Boulogne und damit aus der Stadt nur mit dem Taxi erreichbar. Es hat 19 Punkte und drei Michelin-Sterne. Das bekannteste? «Jules Verne» im zweiten Stockwerk des Eiffelturms mit 16,5 Punkten und zwei Sternen. Wohlgemerkt, 2018 hat sich Anton bei der offiziellen Ausschreibung der Stadtverwaltung hierfür unter anderem gegen Alain Ducasse durchgesetzt. Hinzu kommt das «Don Juan ll.», schwimmend auf einem Lastkahn auf der Seine. Wertung? 17 Punkte. Nicht zuletzt gibt es ein vergleichsweise erschwingliches Bistrot namens «La Ferme du Pré», untergebracht in einem idyllischen Bauernhaus gleich neben dem Hauptrestaurant. An der Verleihung des Titels «Koch des Jahres» witzelte der 60-jährige Frédéric Anton: «Angesichts meines Alters dachte ich, dass ich vorher noch in die Académie française einberufen werde.» 

La Ferme du Pré Catelan

Zweitlokal «La Ferme du Pré Catelan» in einem idyllischen Bauernhaus.

Le steak au poivre du bistrot de Frédéric Anton.

Im Bistrot auf der Speisekarte: Pfeffersteak à la Frédéric Anton.

Ein Schüler Robuchons. Aus den Vogesen stammend wollte Anton zuerst Tischler werden, doch sein Weg führte ihn 1984 in «Le Capucin Gourmand» in Nancy – wo er seine Pläne änderte. Und danach Joël Robuchon kennenlernte, der sein Mentor wurde und ihn wesentlich prägte. Schon nach zwei Jahren im «Pré Catelan» bekam er 1999 zwei Michelin-Sterne, 2007 kam der dritte hinzu, der seither am Eingang des Restaurants prangt. Der jetzt verliehen Titel «Koch des Jahres» ist ein weiteres Highlight einer grossen Karriere: Gemäss dem französischen GaultMillau-Chef Marc Esquerré sei Frédéric Anton zurzeit auf dem absoluten Höhepunkt seines Schaffens. 

 

Fotos: HO