Fotos: Digitale Massarbeit
Sonne und Stern. Einladender könnte das Setting im Grand Hôtel du Lac, Vevey (VD) nicht sein: Der Himmel über der Champagnerbar ist wolkenlos blau. Die Abendsonne glitzert im Pool und über dem Genfersee. Im Hintergrund ist Jazzmusik zu hören. Und was kommt da fast lautlos um die Ecke? Ein beeindruckender Tross mit 18 auf Hochglanz polierten Mercedes-Boliden! Die Automobilfirma mit dem Stern hat zum Abendessen ins «Emotions» von Starchef Guy Ravet (17 Punkte) eingeladen. Beim Stehapéro mit Lachs-Cornets, Foie-gras im Feigenmantel und einem Gläschen Champagner drehen sich die Diskussionen um die letzten paar Stunden.
Alles bester Käse! Die muntere Gesellschaft war nämlich unterwegs auf einer Spritztour über die Kantonsgrenze: Mit AMG-Modellen wie dem «G63» oder dem elektrischen «EQS 580» ging es zu Ravets Käselieferanten Nicolas Schmoutz in Mézières (FR), der seine Produktion zeigte. Angesichts des mehrere Meter hohen Lagerraums, in dem zig Käselaibe mit Fribourger Vacherin reifen, verschlug es so manchem die Sprache. Auch Küchenchef Ravet selbst war dabei, auf seiner schwarzen Bluse nicht nur das «Grandes Tables Suisse»-Logo (er ist der Präsident der Vereinigung), sondern auch der Stern von Mercedes. Aus dem lokalen Käse bereitete er seine famosen Gougères zu – für einmal wurde das Amuse-Bouche also schon Stunden vor dem eigentlichen Abendessen serviert. Was ordentlich Appetit gemacht hat auf die Rückfahrt bei bestem Wetter, wieder in den neuesten Mercedes-Modellen.
Einmal mit dem Löffel durch! Als die Sonne über dem See schon ein wenig tiefer steht, machen sich die Gäste auf in den Festsaal. Zum Chasselas 2023 «Les Châbles» vom regionalen Winzer Martial Neyroud – seine Reben stehen nur drei Kilometer vom Hotel entfernt – serviert Guy Ravet als ersten Gang ein grob geschnittenes Tatar vom Limousin-Rind aus Saint-Légier, ziemlich «nature». Begleitet wird es von einer Nocke Oona-Kaviar und Erbsencreme. Wie bei den meisten Gerichten im Restaurant Emotions gilt auch hier: Am besten schmeckt’s, wenn man einfach mit dem Löffel hindurchfährt und alles zusammen geniesst! «So probiere ich meine Zubereitungen auch selbst!», kommentiert der Chef.
Balance durch Abwechslung. Ein weiterer stimmiger Akkord von Aromen beim kräftig gesalzenen Saibling aus dem Kanton Aargau: Der auf den Punkt gegarte Fisch ist mit saurem Rhabarber belegt und wird begleitet von einer merklich erdigen Randen-Schnecke, fein gehacktem würzigem Fenchel und violettem Borschtsch als Sauce. Merke: Bei Ravet wechseln sich schwere butter- und rahmhaltige Saucen mit leichteren ab! Harmonie durch Abwechslung – sie soll nicht nur auf den einzelnen Tellern gegeben sein, sondern auch im Menü als Ganzem.
Herbheit, die sich mit Wein verträgt. Mut beweist Ravet bei seinen Agnolotti mit Ricotta-und-Bergamottefüllung: Sie werden mit weissem Spargel und einem Schaum aus Kaffee und Hafermilch vermählt. Dieser Gang wirkt merklich herb! Doch dank einiger süsslicher Akzente (Spargel, Hafermilch…) wird er nicht zum Konkurrenten des servierten Pinot Noirs «Domaine des Châbles» 2022 von Martial Neyroud. Wie alle Weine des Abends kommentiert der Winzer diesen Wein höchstpersönlich: «Gut die Hälfte der Trauben wird nicht entrappt – das gibt dem Blauburgunder mehr Tiefe!»
Gaëlles gelungene Premiere! Die blaue Stunde ist beinahe vorüber, als den Mercedes-Gästen der Hauptgang aufgetragen wird: zwei grosszügige Stücke rosa Kalbsfilet im Alpenkräutermantel mit tiefgrüner Spinat-Bärlauchcreme. Ist Mitte Mai nicht zu spät für diesen Frühlingsboten? «Ich habe diese Woche in Vufflens im Wald noch Bärlauch gesehen – aber heute ist tatsächlich der letzte Tag, an dem er auf meiner Karte steht», so der Starchef. Währenddessen arbeitet im Keller Gaëlle Peralta am Dessert. Sie ist gerade erst zum Team Ravets gestossen und kombiniert sauren Rhabarber, süsse Erdbeeren mit einem leicht herben Weissbier-Glace! Ihre Premiere überzeugt, passt zum Stil des Hauses. Und setzt damit einen gelungenen Schlusspunkt hinter einen perfekten Mercedes-Tag.