Text: Daniel Böniger
Kulinarische Nachwuchsförderung. Der Nachwuchs zählt! Was im Fussball oder beim Jodlerclub als selbstverständlich ist, gilt auch für die Kundschaft in der Gastronomie. Bloss: Wie kriegt man junge Menschen ins Restaurant, wo doch deren Budget noch gering und die Hemmschwelle entsprechend gross ist? Gleich mehrere Starchefs zeigen nun, wie kulinarische Nachwuchsförderung gehen könnte.
#1 Décotterd: Mocktail für die Kids. Stéphane Décotterd vom «Maison Décotterd» in Glion (18 Punkte, grosses Bild oben) hat für Gäste unter 14 Jahren gleich ein eigenes Menü geschrieben: Provokant heisst es «Nicht für die Grossen». Gestartet wird da mit einem Mocktail, es folgen fünf altersgerechte Gänge, darunter eine Erbsensuppe mit - mutig, mutig! - Minze oder paniertem Egli aus dem Genfersee, der aus dem Restaurant so wunderbar zu überblicken ist. Nicht genug: Während die Eltern gemütlich zu Tisch sitzen, wird den Kids zusätzlich eine Führung durch die Küche geboten.
#2 «Steinhalle»: 50% für Service- und Kochlehrlinge! Etwas älter ist die Klientel, die Markus Arnold in der erst kürzlich umgebauten Steinhalle begrüssen will: «Ich möchte den Talenten von Morgen unsere Art von Gastronomie zeigen und sie motivieren, sich in einem Fine-Dining-Betrieb weiterzubilden.» Und darum macht der 17-Punkte-Starchef Nägel mit Köpfen - und bietet seine Abendküche Lernenden aus Service und Küche zum halben Preis an! Das Angebot gilt jeweils am Mittwoch- und Donnerstagabend, Getränke sind nicht inbegriffen. «So wird gehobene Gastronomie auch mit Praktikums- oder Lehrlingslohn zugänglich», sagt Arnold.
#3 «Tantris»: U35-Menü bei Chef Chmura. Er hofft hierzulande auf möglichst viele Nachahmer. Doch auch im grenznahen Deutschland scheint die Nachwuchsförderung offenbar Thema zu sein: So hat das legendäre Tantris in München ebenfalls ein Auge auf junge Kunden geworfen: «Menu jeune» heisst das Ganze - der Clou am Angebot für U35-er: Es ist an allen offenen Tagen mittags (3 Gänge, 90 €) und abends (4 Gänge, 150 €) erhältlich. Plätze sind sowohl im zeitgemässen Hauptrestaurant von Benjamin Chmura buchbar, als auch im Tantris DNA, wo alte Klassiker des Hauses auf den Tisch kommen. Und: Hausapéro, Wasser, Wein und Kaffee sind inkludiert! Wenn solche Angebote die Hemmschwelle für die jüngeren Generationen nicht senken, was dann?
>> Mehr Infos unter www.maisondecotterd.ch, www.steinhalle.ch, www.tantris.de
Fotos: Kurt Reichenbach, Stephane Kurdyban, HO