Text: GaultMillau Schweiz Fotos: Valeriano Di Domenico
Aus der Lampart-Schule. Das sind Geschichten, die man gerne erzählt: Svenja Bellmann und Adrian Nessensohn, beides gelernte Köche, hatten sich auf ihren Schritt in die Selbstständigkeit gut vorbereitet. Er war Sous-Chef bei Reto Lampart in Hägendorf, sie liess sich in Aussicht auf das eigene Restaurant bei Anni Lampart in die Kunst des Service einführen. Mit Corona-bedingter Verzögerung konnte das sympathische Paar im Mai eröffnen: Eine St. Galler Quartierbeiz mit Anspruch! Das Konzept ist leicht verständlich: Die Zutaten sind möglichst regional, die Gerichte kommen zum Teilen auf den Tisch und die Zubereitung ist handwerklich hervorragend: und immer von augenfälliger Sorgfalt im Detail geprägt.
«Vitello non tonnato». Der Start ist vielversprechend: Hausgemachten Fünf-Korn-Brot aus Thurgauer Mehl und Thymian. Eine gute Idee und spannend umgesetzt ist das Vitello «non tonnato», welches mit gebeizter einheimischer Lachsforelle und -Creme kombiniert wird. Eine Zitronencreme sorgt für etwas Frische und gezupfte, getrocknete Fischstücke bringen eine Art helvetischen Bottarga-Moment mit.
Tupolje-Schwein, gezüchtet vom Bruder. Beim festen, roten und perfekt ausgelösten Fleisch eines Tupolje-Schweinefusses – die Tiere züchtet Nessensohns Bruder – bringt der talentierte Koch eine feine asiatische Note ein, auch wenn die Zutaten selbstverständlich brutal lokal sind. Die süss-sauren Pflaumen kommen aus Lömmenschwil, die knackigen Erbsen stammen ebenfalls vom dortigen Bauernmarkt. Ein Teriyaki-Jus mit dezenter Süsse verbindet das Ganze sehr harmonisch. Wunderbar geschmort ist das fleischig-fettige Short-Rib vom Rind aus Kreuzlingen mit würziger Bärlauchmayo. Einfachheit und beste Zutaten, gepaart mit Raffinement bei Zubereitung und Kombination prägt das Angebot im «Helvetia». Bis und mit den Desserts: Beeren mit Quarkparfait und -Sauce oder geschmorte und frische Aprikosen mit Thymianeis und Mandelkrokant. Erstes Rating im GaultMillau: 14 Punkte.