Text: Kathia Baltisberger Fotos: Olivia Pulver
Ellbogen gefragt! Eigentlich ist die Hotelküche im Tschuggen Grand Hotel ziemlich gross. Doch am vergangenen Samstag wurde es eng. Man musste sich fast ein bisschen durch die Menge «ellbögeln», wenn man sich den Bauch vollschlagen wollte. «Ist doch toll! Schön kuschlig und warm – wie zu Hause. Dort habe ich auch nur eine kleine Küche», sagt Michael Kempf aus dem «Facil» in Berlin (2 Sterne, 19 Punkte). Kempf ist einer von sieben Chefs, die am Wochenende die Gäste im Swiss Deluxe Hotel «Tschuggen» bei der Gourmet Tour bekochten.
«Wir kamen mit nichts». Auch mit von der Partie ist Torsten Michel aus der Schwarzwaldstube, die erst vor einer Woche vollständig niedergebrannt ist. «Die Gourmet Tour ist eine willkommene Abwechslung», sagt Michel. Aber auch eine Herausforderung. Während die anderen Chefs die Vorbereitungen in ihren Küchen treffen konnten, musste die Crew von Torsten Michel erst mal neue Arbeitskleidung shoppen. «Wir kamen mit nichts nach Arosa. Unser Gericht besteht komplett aus Zutaten aus der Schweiz. Die Ananas zum Beispiel kommt aus dem Tropenhaus in Frutigen.» Trotz erschwerter Umstände ist Michel begeistert von den Schweizer Produkten. Und für die Zukunft ist er zuversichtlich: «Wir kämpfen dafür, dass es in der Schwarzwaldstube zeitnah weitergeht.»
Kurvige Fahrt. Leichte «Anlaufschwierigkeiten» hatte auch Patrick Mahler («Focus», Vitznau). Wer mit dem Auto nach Arosa kommt, muss über 200 Kurven hinter sich bringen. «Wir mussten zwischendurch mal anhalten», sagt der «Aufsteiger des Jahres 2020». Doch die flauen Mägen haben sich wieder beruhigt, am Ende sind Mahler und seine Jungs doch noch angekommen. Zum Glück! Die Kalbsbrust mit Zwiebel, Kohl und Velouté gehörte zu den besten Gerichten des Abends. Sein Kollege Marco Campanella brachte Lachs an einer Beurre blanc mit Sauerampfer und Kohlrabi nach Arosa. Sein Restaurant La Brezza im Eden Roc in Ascona ist über den Winter zwar geschlossen, sich auf die faule Haut legen ist aber nicht drin. «Ich bin gerade auf Tour, koche an verschiedenen Events in Arosa und St. Moritz», so der junge Chef.
Keine Langeweile. Zu den Jungen gehört auch Tristan Brandt. Der 34-jährige Chef aus dem «Opus V» in Mannheim ist der jüngste 2-Sterne-Chef Deutschlands. Brandt ist aber alles andere als unerfahren. Mittlerweile führt er neun Betriebe, hat 130 Mitarbeiter unter sich. «Wir bedienen 1500 Gäste pro Tag. Langweilig wird uns wirklich nie», so Brandt.
«Dauergast» Dieter Müller. Lokalmatador Uwe Seegert ist der Chef im 16-Punkte-Restaruant La Vetta im Tschuggen, stellt seine Küche zur Verfügung und organisiert, was die Chefs brauchen. «Die deutschen Köche bestellen immer lustige Dinge. Michael Kempf wollte Makrele – die muss man hier in der Schweiz vorbestellen.» Für die altermässige Diversität zeigt sich aber Kochlegende Dieter Müller verantwortlich. Der Deutsche ist seit 16 Jahren bei der Kitchen Party dabei, lädt immer wieder neue Talente ein. «Von den jungen Köchen kann man immer etwas lernen. Die haben immer tolle Ideen.» Und dass der Altmeister mit seinen 71 Jahren aber noch lange nicht müde ist, beweist er nicht nur in der Küche (Curry-Cappuccino mit Meeresfrüchte-Burger), sondern auch auf der Tanzfläche!