Text: Kathia Baltisberger Fotos: Thomas Buchwalder
Üben, üben, üben. Was macht man, wenn man wegen Corona den Kochwettbewerb nicht wie geplant durchführen kann? Man dreht eine TV-Sendung. Das Halbfinale von «Der Goldene Koch» lief also vor Kameras statt vor Publikum ab. Ausgestrahlt wird das Format 2021 via BlickTV. Acht Kandidaten kochten an zwei Tagen im Trafo in Baden. Weniger stressig war das für die Kandidaten aber nicht. «Ich habe jeden Montag geübt», sagt Paul Cabayé. Dann ist das Restaurant de l’Hôtel de Ville in Crissier, wo Paul für das Fleisch verantwortlich ist, nämlich zu. Der Romand hat doppelten Druck: Sein Chef, 19-Punkte-Koch Franck Giovannini, konnte den Wettbewerb nämlich gleich zweimal gewinnen. Und die Konkurrenz schläft nicht. André Kneubühler, einer der Sous-Chefs von Tanja Grandits, hat sich «jede freie Minute» mit dem Wettbewerb beschäftigt.
Vom Gewinner zum Jury-Mitglied. Was die Kandidaten auf die Teller zaubern, bewertet die hochkarätige Jury: «Wir müssen das Gesamtwerk beurteilen: Aussehen, Geruch, Textur und Geschmack. Und ob das Ganze eine Harmonie bildet», erklärt Heiko Nieder, 19-Punkte-Chef im «The Restaurant» im Dolder in Zürich. Ebenfalls in der Jury: Silvia Manser («Truube» Gais), Christian Nickel («Park Hotel Vitznau»), Stéphane Décotterd («Pont de Brent», Brent) und Ale Mordasini («Krone» Regensberg). Letzterer hat den von Kadi organisierten Wettbewerb letztes Jahr gewonnen. «Auf dieser Seite ist es definitiv leichter.» Randnotiz: Nächste Woche wechselt der talentierte Koch wieder die Seiten und tritt bei der Europa-Entscheidung vom «Bocuse d’Or» in Estland an.
Kägi will ins Heim. Während die Kandidaten kochen, streift Ivo Adam mit Richi Kägi um die Küchenstationen. Der Foodscout und Buchautor darf zusammen mit Adam die Gerichte probieren und eine erste Einschätzung abgeben. Die Kandidaten müssen drei Aufgaben bewältigen: Ein Vegi-Gericht mit einem Wachtel-Ei, einen Fisch-Gang mit Schweizer Egli und einen Hauptgang mit Schweizer Fleisch, genauer gesagt Schweinefleisch. Kandidat Euloge Malonga kocht nicht in einem Punkte-Restaurant, sondern im Altersheim in Täuffelen BE und überrascht mit Aromen aus der kongolesischen Küche. «Wenn das Essen im Altersheim so gut ist wie dieses Gericht, dann kannst du mir einen Platz reservieren!», scherzt Kägi.
One-Woman-Show. Stephanie Zosso (Schüpbärg-Beizli) ist die einzige Frau unter den Kandidaten. Eine Quotenfrau? «Nein», sagt Lucien Mosimann, Erfinder des Wettbewerbs. «Bei der Auswahl der Kandidaten haben wir nur die Rezepturen gesehen, keine Namen.» Die 22-Jährige findet die ausschliesslich männliche Konkurrenz denn auch kein Problem. «Ich bin es aus dem Kochalltag gewohnt, die einzige Frau zu sein», sagt sie und zieht ruhig und konzentriert ihr Ding durch.
Zum Auslöffeln. Bei Michael Gollenz, Chef de Partie unter Stefan Heilemann im Widder, perlt langsam der Schweiss auf der Stirn. Er macht unter anderem ein so genanntes «Löffelgericht»: «Man muss mit einem Löffel einmal durch alle Schichten durchstechen.» Die Schichten bestehen aus Eglifilet, Jakobsmuscheln, Kürbisragout und Koriandercreme. «Das Gericht schmeckt wie Ferien», sagt Ivo Adam.
Kritik und Komplimente. «Das Niveau ist extrem hoch dieses Jahr, technische Fehler kommen kaum vor», sagt Heiko Nieder. Trotzdem kommt es vor, dass die Kandidaten etwas nicht richtig abschmecken. Dann kann das Jury-Urteil auch mal harsch ausfallen. «Das Gericht ist wie ein Zehnkampf ohne die nötigen Muskeln», sagt Ivo Adam als Feedback zu einem Gericht. Auch das Wort «Blindgänger» für eine Fleisch-Komponente fällt einmal. Doch über alle Gänge hinweg findet die Jury dann doch mehr lobende Worte.
>> Wem die Kritik genau gegolten hat und wer den Sprung ins Finale geschafft hat, erfährt man im Februar/März 2021 auf BlickTV – und dem GaultMillau-Channel.