Interview: Siméon Calame
Danny Khezzar, Sie eröffnen in Paris ein spektakuläres Bistro. Verlassen Sie also Ihr 18-Punkterestaurant «Bayview» im «President Wilson» in Genf?
Auf keinen Fall! Es würde mir sehr schwerfallen, das President Wilson und Genf zu verlassen. Das Restaurant ist ein Teil von mir, ich habe dort alles gelernt und verbringe dort viel Zeit. Aber ich freue mich darauf, zusätzlich ein Bistro in Rueil-Malmaison zu eröffnen und Gäste gewissermassen bei mir zu Hause zu empfangen. Die Idee schwirrt mir schon seit einigen Monaten oder sogar seit Jahren im Kopf herum.
Wie kann man zwei ambitionierte Restaurants gleichzeitig führen?
Ich muss auf vieles verzichten: Keine freien Wochenenden, keine Ferien. Aber ich kriege das hin: Das «Bayview» ist am Sonntag, Montag und am Dienstagmittag geschlossen. Dann kann ich in Paris sein und mich um mein Bistro kümmern. Ich reise mit dem TGV, kann ungestört und ohne Telefonanrufe an meinen Karten arbeiten. Und die Qualität des Essens an Bord der TGV Lyria-Züge kann ich auch gleich überprüfen. Ich wurde ja beauftragt, die Karten für TGV Lyria auf den Strecken von Paris nach Lausanne, Genf und Zürich zu schreiben.
Das Team für Paris steht?
Ja. Ich will von Köchen umgeben sein, auf die ich mich verlassen kann. Für mein Bistro in Paris habe ich Leute eingestellt, mit denen ich bereits zusammengearbeitet habe, in Genf oder bei anderen Projekten.
In Genf geniessen Sie das volle Vertrauen des erfahrenen Executive Chefs Michel Roth. Eine Formel, die künftig auch für Paris gilt?
In gewisser Weise schon. Aber ich bin noch nicht bereit, dem Team in Paris blind zu vertrauen, wie es Michel Roth in Genf mit mir macht; vielleicht bin ich dafür noch zu jung. Aber klar: Ich will mein Wissen weitergeben, junge Köche ausbilden. Es ist verrückt, wie viele junge Köche sich melden, weil sie mit mir zusammenarbeiten wollen.
Was planen Sie für Paris? Die grosse Gourmet-Küche?
Nein, ich will kein zweites «Bayview» machen, im Gegenteil. In Genf geht es um die Show auf dem Teller, um das perfekte Anrichten, um Eleganz vor allem. In Paris möchte ich ein Bistro ohne Chichi eröffnen, einen Ort, an dem man eine unverkrampfte, einfache Küche geniessen kann. Das schließt nicht aus, dass man Geschmackskombinationen wiederfinden wird, mit denen wir im «President Wilson» arbeiten, aber anders präsentiert natürlich.
Beim Essen soll’s im Bistro nicht bleiben.
Ich lebe neben dem Kochen auch für die Musik. Ich möchte, dass sich dieses Bistro wie mein Zuhause anfühlt. Also werden verschiedene Künste aufeinandertreffen: Kochen, Mixologie, Musik, Humor! Mitten im Restaurant steht ein Klavier, und ich würde gerne jeden Tag Live-Musik anbieten. Ich denke auch immer konkreter darüber nach, wie man den Faktor Humor integrieren kann. Wie in einem Kabarett soll man bei uns auch mal essen können und dazu in einer etwas intimeren Atmosphäre eine Show geniessen. Eine Art «Jamel Comedy Club», mit hochwertiger Küche nebenan. Mir ist kein anderes kleines Restaurant bekannt, das so etwas anbietet.
Sie haben Ihre 606’000 Follower gefragt, wie denn Ihr Bistro heissen soll.
606’000 Hirne wissen mehr als eines! Also habe ich meine Community um Rat gefragt. Innert 24 Stunden sind 3'000 Vorschläge eingegangen. Mein Handy läutete und vibrierte ununterbrochen. Wir werden einen passenden Namen finden.
Fotos: Genève & Communication, Matthew Shaw