Text: Urs Heller Fotos: Bruno Voser, Charles Seiler

Unter Palmen und am See. Natürlich hält sich auch das traditionsreiche «Beau Rivage» in Weggis an die Corona-Spielregeln, aber der Schreck hält sich für den Gast in Grenzen: Zwar fehlen auf der Terrasse in paar Tische und die sehr freundliche Servicemitarbeiterin hält korrekt Distanz. Aber dafür wird auch draussen im Garten aufgedeckt: Dinieren unter Palmen und uraltem Kastanienbaum, zwischen Pool und Vierwaldstättersee. Da kommt Ferienstimmung auf! Kein Wunder, checken übers Wochenende auch regelmässig Gäste aus dem nahen Luzern ein, die Ruhe, Abstand – und eine tolle Küche suchen.

 

Chef und Gamberi aus Sizilien! In der Küche steht seit sechs Jahren Sebastiano Finocciaro, diesmal im «Corona-Modus»: Weniger Köche, doppelte Arbeit! Chef Sebastiano, wichtigster Mann im Team von Direktor Oliver Müller, lässt sich deswegen nicht aus der Ruhe bringen und bringt die gewohnte Top-Leistung. Der Chef ist stolzer Sizilianer. Das spürt man: Der Gambero Rosso aus Mazara del Vallo ist sein Lieblingsmeergetier. Diesmal kriegen wir den knackigen Luxus-Krebs zu einem feinen und dennoch bissfesten Raviolo, und gefrorenes Gambero-Fleisch wird gar noch darüber geraspelt: «Crevetten-Parmesan», wird frech annonciert. Etwas Kaviar gibt es auch noch auf dem Krebs. Eher etwas fürs Auge: früher oder später versinken die Körner in der hervorragenden Bisque, die bei diesem edlen Gang dazu gegossen wird.

Beau Rivage Weggis LU, mit Chefkoch Roland Sedmark mit Fischplatte

Ein kleines Juwel direkt am Vierwaldstättersee: Das «Beau Rivage» in Weggis LU.

Der Rauch aus der Cloche. Die «Laufwege» sind weit zu Terrasse und Garten, also stülpt der Chef riesige Glas-Clochen über die Teller. Damit wird öfter mal geräuchert: «Rigikäse-Rauch» etwa steigt hoch beim elegant präsentierten, gut abgeschmeckten Tatar. Noch besser die zweite kalte Vorspeise: Ein Vitello Tonnato der Extraklasse! Das Fleisch wird sechs Stunden lang geduldig gegart. Wer einen auf den ersten Blick einfachen Gang auf dieses Level bringt, ist ein talentierter Koch.

 

Risotto, Kalb, Wagyu! Kommt der Chef aus Sizilien, sollte man zwingend Risotto bestellen. Die Variante dieses Jahr: Pesto und Weisswein in der Sauce, Zander drüber. Im Hauptgang duellierten sich Kalbsfilet und Kalbsbacke in einem Teller. Kalb und Rotweinjus haben uns gefallen, das Rüeblipüree weniger; das ist eher etwas für Sebastianos süsse Zwillinge daheim auf der Insel. Grande Finale? Kagoshima-Wagyu, mit ein paar Körnern Meersalz und mediterranem Gemüse.

 

Der GaultMillau meint. Ferien in der Schweiz? Da sind so kleine, feine Hotels wie das «Beau Rivage» in Weggis gerade richtig: Idyllisch gelegen am See, direkt neben der Dampfschiffstation und mit feinem Restaurant. Wer Italien vermisst, wird von Chef Sebastiano Finocciaro getröstet: «Bella Sicilia» im Teller. Auf feinem 14-Punkte-Niveau.

  

Beau Rivage

14 Punkte

Gotthardstrasse 6

6353 Weggis

www.beaurivage-weggis.ch

 

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