Text: Kathia Baltisberger Fotos: Olivia Pulver
5 Junge und ein Junggebliebener. Kitchen Partys gibt es viele. Die bei Christian Kuchler hat den Namen aber auch wirklich verdient. In der «Taverne zum Schäfli» ist schon Party bevor die ersten Gäste eingetroffen sind. In der Küche dröhnt der 90er-Jahre-Partysound aus den Lautsprechern, Chef Kuchler singt lauthals mit. Der 18-Punkte-Chef hat keine Mühen gescheut: Vier Gastköche hat er eingeladen, die an verschiedenen Stationen ihr Können demonstrieren. Stefan Heilemann aus dem «Ecco» in Zürich, Marco Böhler ist Küchenchef bei Tanja Grandits, Roger Kalberer kommt aus dem «Schlüssel» in Mels SG und Peter Hagen-Wiest kocht sonst im «Ammolite», dem Gourmet-Restaurant im Europapark. Der sechste im Bunde ist Kuchler Senior, der die jungen Wilden ganz schön aufmischt.
Full House. Bis das erste Glas zu Bruch geht, dauert es nur wenige Minuten. 170 Gäste feiern im «Schäfli». «Mehr geht nicht», sagt Christian Kuchler. «Wir haben vor vier Jahren mit 100 Gästen angefangen. Jedes Jahr waren es mehr.» Wer so eine Party auf die Beine stellt, braucht einiges an Manpower. Neben Mutter, Vater und seiner schwangeren Freundin Ramona Gubler helfen viele Freunde und ehemalige Kollegen mit. «Die kommen für lustig!» Und für Bier. Das fliesst in Strömen. Genau wie der Vodka, der zum Kaviar serviert wird. «Kuchler zwingt uns die ganze Zeit Bier zu trinken», scherzt Peter Hagen-Wiest. Da kommt das geschmorte Perlhuhn von Vater Kuchler genau richtig und verleiht ein bisschen «Boden».
Wagyu & Kalbstatar. Heilemann hat zwei Gerichte mitgebracht: Jakobsmuscheln mit Chorizo und seine Buns mit Wagyu Beef und Thai Curry. Weil die «Ecco»-Küche auch am Samstag offen ist, konnte Heilemann niemanden aus seinem Team mitnehmen. Dafür hat er seinen besten Freund Michael Haist um Hilfe gebeten. «Wir kennen uns von der Lehre in der Traube Tonbach. Bei solchen Events muss er immer einspringen», sagt Heilemann. Roger Kalberer hat den «Schlüssel» an diesem Samstagabend dicht gemacht. «Eigentlich hätten wir offen. Aber es kam zu einer Terminkollision und ich habe Christian ja längst versprochen, dass ich komme. Da konnte ich schlecht absagen.» Vom jungen Chef gibt es Kalbstatar mit eingelegten Süsskartoffeln, einer Eigelbcreme und Kartoffelespuma.
Starchef im Freizeitpark. Der Mann aus dem Europapark brachte Ochsenschwanz mit violettem Senf und Fregola mit. Doch wie geht eigentlich Fine Dining und Vergnügungspark zusammen? «Im Europapark kannst du alles haben. Bei den Pommes angefangen. Da war es nur logisch, auch ein Gourmetlokal zu machen, um den Kreis zu schliessen. Am Anfang wurde das vielleicht belächelt, aber mittlerweile sind wir sehr gut gebucht», sagt Peter Hagen-Wiest.
Feuer frei! Der Chef selbst sorgt für das Amuse-bouche (Wachtelei) und später flambiert er noch Kalbsleberli. «Man muss ja ein bisschen Feuer in die Hütte bringen!», sagt Kuchler. Marco Böhler ist ein viel beschäftigter Mann. Er ist Tanja Grandits’ rechte Hand im «Stucki», kocht an Events und macht nebenbei noch Catering. «Ich habe kaum ein Privatleben», gesteht der Deutsche. «Aber das ist meine Passion. Solange es Spass macht, ist doch gut.» Für die Gäste im «Schäfli» hat er Gewürzlachs von den Färöer Inseln dabei und serviert ihn mit Rüebli, Tapioka, Mandarine und Miso. Den kulinarischen Abschluss macht «Schäfli»-Pâtissier Daniel Simunic: Apfel-Ingwer-Kompott mit Cassis-Perlen und einem Cassis-Sauerrahmsorbet. Ein Bettmümpfeli gibt’s auch noch, und zwar ein Praliné von Löw Delights – ein Zürcher Produkt von den Schwestern Laura und Fabia Löw.
Voller Erfolg. Gastgeber und Gastköche liessen es dann selbst noch krachen. «Um halb 8 Uhr gingen wir ins Bett. Aber es ist alles gesittet abgelaufen», sagt Kuchler nach der Party und lacht - leicht zweideutig. Die Party war allem Anschein nach also ein voller Erfolg. Kitchen Party Nummer 5 kann kommen.