Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Olivia Pulver
Teamwork. Andreas Caminada kommt nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. «Das ist wirklich ein cooles Buch», sagt er und streift behutsam über den Einband aus Kunstleder. «Es ist richtig schön geworden. Und überhaupt nicht steif.» «You & Me» ist der jüngste Streich des Starchefs. Ein Buch über die Küche und Menschen seiner «Igniv»-Restaurants. Caminada schwärmt nicht nur in den höchsten Tönen von seinem eigenen Werk, um den Verkauf anzukurbeln. Seine Begeisterung wirkt echt – und sie gilt nicht ausschliesslich dem Buch, sondern auch allen, die ihren Anteil daran geleistet haben. Deshalb hat er seine «Jünger» im «Igniv» in Zürich zusammengetrommelt und feiert mit ihnen die Publikation.
Grosses Bild oben: Philipp Kössl (Zürich), Silvio Germann (Bad Ragaz), Andreas Caminada, Marcel Skibba (Schloss Schauenstein), Francesco Benvenuto (Bad Ragaz), Giuseppe Lo Vasco (St. Moritz) vorne: Daniel Zeindlhofer & Ines Triebenbacher (Zürich)
Archiv. «You & Me» ist nicht nur von den Massen her ein Mammut-Werk – es bringt stattliche 2,5 Kilo auf die Küchenwaage. Andreas und sein Team arbeiten schon seit dem ersten Lockdown daran. Am Ende sind sogar zwei Bücher entstanden: ein dickeres mit den Original-Rezepten und ein kleineres mit Rezepten für den Hausgebrauch. Zwei Gummibänder in Igniv-Logo halten sie zusammen. «Das Kleine richtet sich an Hobby-Köche, das Grosse ist Kunst. Und für meine Crew ist es auch ein Archiv», sagt Caminada. Das kommt zum Beispiel Timo Fritsche zugute. Er ist Küchenchef im «Oz» in Schauenstein, übernimmt aber in der Wintersaison die Küche im «Igniv» in St. Moritz und kann jetzt auf die Igniv-Bibel zurückgreifen.
Freestyle. Marcel Skibba, der den Job die letzten fünf Jahre inne hatte, ist neu Küchenchef auf dem Schloss – als «gleichwertiger Partner» wie Andreas Caminada betont. «Das Buch hat nochmal gezeigt, was wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben. Ich vermisse das Igniv schon ein bisschen», gibt der Deutsche zu. Auch Kollege Silvio Germann von der «Filiale» in Bad Ragaz ist froh um das neue Buch. Er hatte einige Wechsel in der Küche und im Service. Gerade bei einem neuen Team ist die Konstanz bei den Gerichten enorm wichtig.» Er selbst greift aber selten zu Rezepten. «Es ist nicht so, dass ich alles auswendig könnte. Aber ich schaue auch nicht wirklich etwas nach. Meistens mache ich dann Freestyle.» Eine Freiheit, die man sich nach sechs Jahren als Küchenchef herausnehmen kann.
Happy Family. Das Ergebnis kommt aus einem Guss, ist ein harmonisches Produkt. Das war während der Produktion nicht immer so. Germann klagt über gewisse Vorgaben beim Rezeptieren. «Ich durfte den Thermomix nicht erwähnen. Oder Produkte wie Xanthan waren auch nicht erlaubt. Das war eine Herausforderung.» Daniel Zeindlhofer und Ines Triebenbacher (Igniv Zürich) fingen dafür an zu zanken. «Ich schrieb für Daniel die Rezepte nieder. Plötzlich sagte er: ‹Streich das wieder. Schreib es so und so.› Er machte mich ganz wahnsinnig. Ich bin doch nicht seine Sekretärin», erzählt Ines und lautes Lachen schallt durch die Igniv-Bar. Papa-Caminada – wie sie den Chef intern nennen – könnte nicht glücklicher sein und schaut auf seine Schützlinge. «Das sind einfach alles gute Typen und es macht Freude, mit ihnen zusammenzuarbeiten. »