Text: Urs Heller I Fotos: Marcus Gyger
Zum See, 3920 Zermatt. Das ist eine der spannendsten Adressen am Fuss des Matterhorns, denn im sympathischen Weiler kriegt man alles, was man in einem Bergrestaurant nicht so kriegt. Schon gar nicht in dieser Qualität. Den Lunch muss man sich allerdings verdienen: Mit einem kleinen Marsch oder mit ein paar Carving-Schwüngen ab Station Furi. Motorisiert unterwegs ist nur einer: Gastgeber Markus Mennig, der auf einem uralten «Schilter»-Traktor (Baujahr 1980!) auf den Berg karrt, was Bianchi und andere Produzenten jeden Morgen abliefern. Bergbeizer ist ein hartes Geschäft. Aber das lassen sich Marion und Markus Mennig (grosses Bild oben) natürlich nicht anmerken. Die beiden haben die Eltern Max und Greti Mennig sanft abgelöst.
Milken, Nierli, Leberli. «Seezunge oder Loup de mer?», fragen die freundlichen Servicemitarbeiterinnen in der Edel-Skihütte; wir kriegen den Fisch in stattlicher Portionierung und in der Mini-Küche perfekt zubereitet. Auch für die Kalbsmilken wandern wir gerne eine Meile weit. Sie sind wunderbar knusprig gebraten und werden mit hausgemachten Tagliatelle serviert; Kalbsleberli und Kalbsnierli sind die Innereien-Alternativen.
Chef Adelino ist schon 30 Jahre hier! Der beste Gang auf der Karte: Mediterrane Fischsuppe mit Saint Pierre, Loup de mer, Rouget und Miesmuscheln; ein Löffel Sambal Oelek sorgt für überraschende Schärfe. Konversationssprache in der beängstigend kleinen Küche ist portugiesisch: Chef Adelino Martins Pinto ist seit 30 Jahren im Haus, sein Vize Jorge Miguel de Sousa seit 20 Jahren; eine verschworene Truppe, mit Meergetier vertraut.
Kalbs-Bolo. Und Crèmeschnitten. Natürlich fehlt «Zum See» nichts, was man am Pistenrand so erwartet: Walliser Gerstensuppe, Rösti mit Speck, Käseschnitten, Pasta. Unser Favorit: Hausgemachte Tagliatelle mit Kalbsbolognese und Parmesan. Dass die Weinkarte beeindruckend ist (Grossflaschen!) und dass man ohne die berühmte Crèmeschnitte «Zum See» nicht zurück darf ins Tal, hat sich in Zermatt längst herumgesprochen.
Simon Maye ist der Lieblingswinzer. Viele (Stamm-)Gäste bleiben bei schönem Wetter draussen an den langen Tischen etwas länger sitzen, und ein Blick in die Weinkarte verrät weshalb. Das Angebot ist beeindruckend. Lieblingswinzer Simon Maye aus St. Pierre de Clages führt die Liste der Besten im Wallis an, Bordeaux und Italien sind auch gut vertreten, Magnum- und Doppelmagnum-Flaschen gibt es im Dutzend. Und zu korrekten Preisen. Krass auch das Champagner-Angebot; selbst Dom Pérignon, Krug und Roederer Cristal sind gelistet; ein «Pistenrestaurant» der besonderen Art. Zwei Service-Zeiten, frühzeitig reservieren. GaultMillau-Rating: 14 Punkte.