Interview: Elsbeth Hobmeier

Glückwunsch, am 11. Mai 2014 wurde Mondovino gegründet. Ein grosser Wurf.

Wir hatten damals eine Vision: wir wollten die kompetenteste Weinplattform der Schweiz schaffen. Mit dem Riesenerfolg, der sich gleich von Beginn weg zeigte, haben wir aber nicht gerechnet. Die Leute waren begeistert, www.mondovino.ch wurde rasch zum Treffpunkt für Weinfans und solche, die es werden wollten, zu einer Schatztruhe an Wissen, zu einem Ort der Inspiration und des Genusses. 

Grosses Bild oben: v.l. Raphael Tanner, Miriam Lemke, Jan Schwarzenbach, Sylvia Berger, Emeline Houis.


Sind Sie heute der grösste «Weinclub» der Schweiz?

Wir gehören mit über 300’000 Mitgliedern sicher zu den grössten Communities und haben im Weinverkauf eine führende Position. Wir durften in den letzten Jahren unsere Kompetenz immer weiter ausbauen. Heute umfasst unser Online-Sortiment gegen 3500 Positionen, in den Megastores stehen bis zu 900 Weine zur Auswahl.
 

Wie feiert Mondovino seinen zehnten Geburtstag?

Wir planen kein spezielles Fest, aber wir wollen die Kunden und ganz speziell die Mondovino-Clubmitglieder mit vielen schönen Aktionen überraschen. Das Jubiläums-Logo «10 Jahre Mondovino» wird überall auftauchen, im Magazin, in unserer Broschüre «Weinberater», online. In den neu geschaffenen Weinateliers in Einkaufszentren werden wir unsere Mondovino Highlights-Weine ausschenken. Übers Jahr verteilt sind 18 Auftritte programmiert. Und wir starten eine Online-Wine-Academy, wo man mit Dominik Inal sein Weinwissen auf spielerische Art erweitern kann. 

 
Nach zehn Jahren wissen Sie, was Herr & Frau Schweizer trinken.

Herr und Frau Schweizer trinken gerne Schweizer Wein! Entsprechend gross ist dessen Bedeutung für uns: Ein Drittel unseres gesamten Sortiments stammt aus der Schweiz, beim Weisswein sind es sogar zwei Drittel. Wir unterstützen auch kleine, regionale Winzerinnen und Winzer mit unserem Label «Miini Region». An ausländischen Weinen stark vertreten sind Italien, Spanien und Frankreich, Überseeweine machen eher einen kleinen Teil des Sortiments aus. Der während der Pandemie zu beobachtende Trend hin zu lokalen und regionalen Spezialitäten hält erfreulicherweise bis heute an. 
 

Mademoiselle Les Valentines im Garten des Weingutes

Rosé liegt im Trend, nicht nur im Sommer. Mondovino-Empfehlung: «Mademoiselle Les Valentines» in der Provence.

Gault Millau - Garden Party 2023 - Mirabella Stand

Nahe am Publikum: Das Mondovino-Team ist auch Stammgast an der GaultMillau Garden Party in Bad Ragaz.

Die wichtigsten Trends?

Der grosse internationale Rosé-Trend ist auch bei uns angekommen. Rosé wird nicht mehr nur im Hochsommer, sondern das ganze Jahr hindurch getrunken. Neben Schweizer Oeil-de-Perdrix und Dôle blanche sind auch Rosés aus der Provence, aus Italien und Spanien gefragt. Er passt eben nicht nur zum Apéritif, zu Fisch und weissem Fleisch, sondern begleitet auch asiatische Gerichte und scharfe Speisen perfekt. Schon seit längerem konstant ist die Zunahme im Schaumweinbereich. Neben Champagner zeigen auch Prosecco, Cava und Crémant steile Wachstumskurven.


Ihr Sortiment ist riesig. Lässt sich da immer noch Neues entdecken?

Ach, das ist kein Problem, die Weinwelt ist so gross und vielseitig! Immer wieder machen neue aufstrebende Regionen von sich reden. Wie zum Beispiel die Weine von der adriatischen Küste, die sich von Italien über Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro bis Albanien erstreckt. Es sind Weine, die man vielleicht in den Ferien entdeckt und zuhause dann auch gerne trinkt. Auch neue Weinstile und neue Verfahren wecken unsere Neugier, wie etwa die Weine ohne Alkohol. Diese stecken zwar noch in den Kinderschuhen, sie sprechen aber bewusst neue Zielgruppen an. Unsere Dry-January-Kampagne etwa kam in diesem Jahr sehr gut an. 


Welche Weine wecken Ihre ganz persönliche Neugier? 

Besonders spannend finde ich die Palette der autochthonen Rebsorten, wie es sie im Wallis, aber auch im Ausland gibt, ebenso die Neuzüchtungen wie Gamaret, Garanoir und Doral. Mit grossem Interesse verfolge ich, was sich im Schaumweinbereich tut, in der Franciacorta, dem Trentodoc, aber auch in der Champagne mit den Winzer-Champagnern von kleineren, unbekannten Betrieben. Dort findet man noch unbekannte Trouvaillen.  


Welche Flasche ist der Star in Ihrem privaten Keller?

(lacht) Da gibt es keine Stars, sondern ganz viele verschiedene Weine, so richtig querbeet. Besonders gern beobachte ich, wie sich ältere Jahrgänge entwickeln. Meine Vorlieben sind vielfältig: Weisse Schweizer Spezialitäten, regionale Weine aus Baselland, Weine aus Italien, Bordeaux, Champagne, um nur einige zu nennen. Mir wird nicht langweilig!


Kann der Schweizer Wein im Coop-Sortiment noch zulegen?

Ich sehe im Schweizer Wein eine grosse Zukunft, seine Beliebtheit steigt zusehends. Die Vielfalt an Rebsorten und an Terroirs ist ja so breit. Wenn die Winzer einen guten Job machen, wenn alle weiterhin so experimentierfreudig und so qualitätsbewusst sind, dann wird sich Schweizer Wein sehr gut entwickeln.
 

jan schwarzenbach coop

Ein «Master of Wine» bei Coop: Jan Schwarzenbach hat eine eigene Linie, die Master's Choice.

Sie leiten ein Team von Profis: Master of Wine Jan Schwarzenbach, Weinakademikerin Miriam Lemke, Sommelier Raphael Tanner, Weinexpertin Emeline Houis. Wer spielt welche Rolle?

Emeline betreut die Schaum- und die Roséweine, Miriam das ganze Onlinesortiment und die Mondovino-Highlights, Raphael den gesamten Bereich Essen und Wein. Jan ist verantwortlich für die Subskriptionen und den von ihm in Zusammenarbeit mit Önologen grosser Häuser kreierten Cooperation Wine. Ganz neu ist seine Kollektion «Master’s Choice», mit Tipps vom Master of Wine zu qualitativ hochstehenden Weinen zu angenehmen Preisen. Ich halte als Chefin das ganze Mondovino-Team zusammen und die Fahne hoch. 


Wo steht Mondovino 2034? Was sind die Pläne für die nächsten zehn Jahre?

Ich gehe davon aus, dass die Community noch weiterwachsen wird. Eine zunehmende Verlagerung in die Online-Welt ist ziemlich sicher, denn hier gibt es keine räumlichen Grenzen, im Gegensatz zu den Ladenflächen. Die Digitalisierung erlaubt, mit immer weniger Klicks den passenden Wein zu finden. Demnächst lancieren wir einen Wine Finder fürs Smartphone, mit dem man auch im Laden vor den Regalen Tipps abrufen kann, eine Art «digitaler Sommelier». Der Weinkonsum dürfte weiterhin rückläufig bleiben, umso wichtiger ist es, die Weinkompetenz stetig auszubauen. Und dafür sind wir mit Mondovino perfekt gerüstet. 


>> Sylvia Berger ist seit 12 Jahren als Category Manager Weine und Schaumweine bei Coop tätig. Sie arbeitet am Coop-Hauptsitz in Basel und leitet das Mondovino-Team seit der Lancierung der Wein-Community im Mai 2014. Ihre Ausbildung als Weinakademikerin hat sie an der ZHAW Wädenswil und in Österreich abgeschlossen. 


>> www.mondovino.ch
 

Fotos: Roland Tännler, Hans-Peter Siffert, HO