Text: Elsbeth Hobmeier I Foto: Hans-Peter Siffert
Ehret die Ahnen! Im Jahr 1879 kaufte Clément Ruedin in Cressier am Neuenburgersee das Weingut Les Lauriers. Jetzt, fast 150 Jahre später, ehren seine Nachkommen ihren Ururgrossvater mit einem ihm gewidmeten Wein. Es ist ein erstklassiger Pinot noir des Jahrgangs 2020, der aus der besten Reblage des Guts stammt und 20 Monate im Eichenholz gereift ist. Das Etikett schmückt ein Porträt des Urahnen, der Wein heisst «1879», er ist edel und ausgewogen, aber es gibt vom ersten Jahrgang nur gerade tausend Flaschen. «Er hat grosses Potenzial, er darf ruhig noch drei bis vier Jahre liegen bleiben», sagt Ururenkel Christian Fellmann, «ich würde ihn etwa zwei Stunden vor dem Trinken öffnen, damit er Luft erhält», ergänzt der andere Ururenkel Jean-Marc Jungo. Die beiden Cousins führen heute mit ihren Familien das ehrwürdige Weingut, das direkt an die Mauern des Schlosses von Cressier anstösst. Grosses Bild oben: Christian Fehlmann und Jean-Marc Jungo.
Preiswertes Angebot. Die Cave des Lauriers hat sich einen Namen gemacht für qualitativ hochwertige Weine zu äusserst fairen Preisen. Hauptsorte ist der Pinot noir, gefolgt vom Chasselas, daneben gibt es noch kleine Flächen von Pinot gris und Chardonnay. Aus reinem Chasselas sind der beliebte «Le Charmeur» wie auch der Non-filtré, der jeweils bereits im Januar abgefüllt wird und damit als erster Wein des neuen Jahrgangs in den Verkauf kommt. Der Pinot noir liefert die Grundlage für den AOC Rouge und die Barrique-Version Les Cloux - und natürlich auch für den süffigen Oeil-de-Perdrix und den neuen «1879». Eine rare Spezialität ist der Süsswein Noëllis, eine Spätlese aus dem roten Pinot noir, welche dank der raschen Pressung eine schöne goldene Farbe zeigt und mit ihrer konzentrierten Süsse gut zu einer Tarte Tatin oder einem Stück Blauschimmelkäse passt.
Mit der Pferdekutsche durch die Reben. Die beiden Cousins Christian Fellmann und Jean-Marc Jungo sind nicht nur wegen ihren Gratislieferungen in die ganze Schweiz bei ihren vielen Privatkunden beliebt, sondern auch wegen des vielfältigen touristischen Angebots. Sie bieten Keller- und Rebbergführungen mit Degustationen an. Man kann aber auch per Pferdefuhrwerk durch die Reben fahren oder ihren Wein auf einer Schifffahrt auf dem nahen Neuenburgersee geniessen. Sie machen auch mit bei der Swiss Wine Tour (swisswinetour.com), und ab Mitte November laden sie jeweils zur Arte&Vini-Ausstellung mit Werken regionaler Künstlerinnen und Künstler. Bereits in Vorbereitung ist ein grosses Musikfestival namens Musicôvignes, das auf dem Gelände des Weinguts im Juni 2024 über die Bühne gehen soll.
Umweltbewusst. Die Cave des Lauriers ist nicht biozertifiziert. «Aber wir verwenden seit sieben Jahre weder Herbizide noch Insektizide oder synthetische Düngemittel», betonen die beiden Cousins. Stattdessen verwenden sie, falls nötig, biologische Mittel. Dass ihnen ein gutes ökologisches Gleichgewicht am Herzen liegt, beweisen auch die über 40 Nistplätze, welche sie den Vögeln in ihren Rebbergen anbieten. Sie denken in die Zukunft und möchten auch für ihre Nachkommen ein gutes und gesundes Erbe hinterlassen - so gut wie es ihr Ururgrossvater für sie getan hatte.
Das liegt im Keller: Weisswein: Chasselas Le Charmeur, Chasselas Non-filtré, Chasselas NE Blanc, Pinot gris, Chardonnay. Rosé: Oeil-de-Perdrix. Rotwein: Pinot-noir, Pinot-noir Les Cloux, Pinot-noir 1879. Süsswein: Noëllis.
Der Coup de Coeur: Christian Fellmann liebt den Chasselas Non-filtré, der so gut zur Convivialité der Romands passt, «er ist nicht zu schwer und öffnet die Sinne». Sein Cousin Jean-Marc Jungo wählt den Pinot noir Les Cloux barrique, «ein Wein für spezielle Gelegenheiten».
Das passt dazu: Der Non-filtré ist ein idealer Apérowein, begleitet aber auch Raclette, Fondue oder Fisch. Und der Pinot Les Cloux ist ein Wein für festliche Stunden, «nach einem guten Essen, nach Kaffee und Zigarren öffneten unsere Grosseltern jeweils noch eine gute Flasche Roten», sagt Jungo.
Drei Gault-Millau-Chefs mit Lauriers-Weinen im Keller: Oliver Häfliger in der Sonne in Ebersecken LU (14 Punkte), Michel Simitsch im Kreuz in Gals BE (13 Punkte) und Daniel Ventinhas im La Fugue d’Alpes et Lac in Neuchâtel (12 Punkte).
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