Text: Stephan Thomas Fotos: Hans-Peter Siffert

Rookie mit Background. Prickelnde Aussichten für Graubündens Weinszene. Gleich zwei Weingüter landen mit ihren Schaumweinen regelmässig an der Spitze der Ratings. Da ist zunächst das Familienweingut Hansruedi Adank in Fläsch, wo Junior Patrick (grosses Bild oben) für den Schäumer «Brut» verantwortlich zeichnet. Der GaultMillau-Rookie of the Year trägt einen dicht gepackten Schulsack mit sich. Er hat im Burgund (Etienne Sauzet, Sébastien Cathiard), in der Champagne (Raphael Bérèche) und in Neuseeland (Fromm Winery) gelernt. Mitgenommen hat er die Begeisterung fürs Terroir, für schlank-mineralische Weine und für biodynamisches Wirtschaften. Ganz senkrecht im Glas steht der jüngste Jahrgang des Blanc de Noir «Brut». «Wir haben zunächst mit sechs Gramm Dosage begonnen und sind jetzt auf zwei Gramm heruntergefahren. Nicht auf Null - das unmerkliche Restchen Süsse arbeitet die Nuancen noch einen Tick besser heraus, vor allem bei etwas reiferen Weinen.»

Patrick und Hansruedi Adank im Barriquekeller,Fl‰sch, Graub¸nden, Schweiz, Suisse, Svizzera,Switzerland,

Patrick und Hansruedi Adank: Tolle Pinot Noirs. Und neuerdings verblüffende Schäumer.

Die Champagne im Auge. Nicht nur daran erkennt man die langfristige Perspektive im Hause Adank. Patrick baut sich nämlich sukzessive einen Bestand an Grundweinen auf, um eines Tages aus dem Vollen schöpfen zu können. Das bedeutet: assemblieren wie in einem Champagner-Haus. Behutsamkeit ist zudem Trumpf, im Rebberg wie auf der Flasche. «Wir schwefeln den Brut nach dem Degorgieren gar nicht mehr. Das ist schlicht nicht nötig. Die Kohlensäure hat genügend konservierende Eigenschaften.» Natürlich findet man den Adank-Brut in der grossen Gastronomie der erweiterten Region. Andreas Caminada ist ein grosser Förderer der Schäumer aus Fläsch, aber auch Sven Wassmer, Roger Kalberer und Ueli Kellenberger schwören darauf.

AL DENTE

Francisca und Christian Obrecht: Pinot Noir ist ihr Ding, Schaumweine kommen dazu

Wundertüten. Ein paar Kilometer südlich, in Jenins, steht das Weingut von Francisca und Christian Obrecht. In diesen Wochen nimmt neben dem historischen Stammhaus ein gross angelegtes neues Kellereigebäude Form an. Hier soll ab nächstem Jahr auch der Brut Rosé gekeltert und gelagert werden - ein flaschenvergorener Schaumwein, der Kult geworden ist. Entstanden ist er fast zufällig, erinnert sich Francisca. «Der Gedanke an einen schönen Schäumer lag zwar schon länger in der Luft. Den Kick gab dann ein Besuch bei Ulysse Colin in der Champagne, wo wir Grundweine verkosten durften. Dabei waren wir eigentlich nur in der Gegend, um Maschinen zu kaufen.» Gerüttelt wurde aber jahrelang nach alter Manier von Hand; erst vor zwei Jahren haben Obrechts eine mechanische Giropalette gekauft. «Weil ich sonst dauernd das Rütteln vergessen würde», meint Francisca schelmisch. Lehrgeld zahlen mussten sie zwischendurch dennoch. «Es wird einem nichts geschenkt. Flaschenvergorene Schaumweine bleiben eine Wundertüte.»

 

Partynudel. Wird die Bündner Herrschaft nun zum Schaumwein-Mekka? «Graubünden passt zu hochwertigen Schäumern, und umgekehrt. Hier wachsen die klassischen Champagner-Sorten Pinot Noir und Chardonnay. Und: Ich glaube, wer eine Affinität zu unseren Pinots und unser Lagenphilosophie hat, wird sich auch für flaschenvergorene Schaumweine interessieren.» Rechtzeitig auf die Festtage präsentieren die Obrechts das zweite Kind ihrer Brut-Familie: Den Brut Nature Blanc, ein Blanc de Blancs aus Chardonnay, wie sich das gehört. «Für mich ist der Brut Nature Blanc das edlere Pendant zum Brut Rosé, der eher eine Partynudel ist.» Das ist Bescheidenheit, wie sie für Obrechts typisch ist. Immerhin garniert auch die Partynudel bei Prämierungen durchwegs gehörig ab.

 

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