Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: hurrah
Entscheidungen fällen sie gemeinsam. Zwei junge Winzer sind auf eine spannende Reise gestartet: «Weinbau Ottiger» am Vierwaldstättersee wird zurzeit in «Weingut Kastanienbaum» umgetauft. Kevin Studer (33) und Denis Koch (29) haben nicht nur viel von Vorgänger Toni Ottiger gelernt, sondern im Januar 2022 auch sein Weingut übernommen. «Das war eigentlich nicht von Anfang an geplant», sagt Kevin Studer. Er war nach Wanderjahren in Deutschland, Österreich, Südafrika und Neuseeland nach Kastanienbaum LU an den Ort seiner Winzerlehre zurückgekehrt. Das entsprechende Angebot Ottigers überraschte ihn – doch zusammen mit seinem Winzerkollegen Denis Koch wollte er das Wagnis annehmen. Ursprünglich hatte Studer eine Koch- und sein Kollege Koch eine Landschaftsgärtnerlehre absolviert, bevor sich dann beide zu Winzern weiterbildeten. «Unsere früheren Tätigkeiten nützen uns beim Weinmachen», sagt Studer lachend, «das Kochen sensibilisiert den Gaumen. Und dass Denis die Bodenpflege in allen Facetten kennt, ist im Rebbau eindeutig ein Vorteil.» Die Arbeitsteilung? Studer arbeitet mehr im Keller, Koch mehr in den Reben, «aber wir können beide beides. Und fällen auch jede Entscheidung gemeinsam.»
Bester Merlot der Schweiz. Die beiden Rookies betonen immer wieder die «einzigartige Lage und das einzigartige Terroir» ihres Weinguts. Die voralpine Lage direkt am Vierwaldstättersee biete ein ideales Klima für Rebbau, die Reben profitierten von nährstoffarmen Kiesböden und sandigem Lehm. Zudem sei die Thermik mit viel Wind gut für die Trauben, und der nahe See wirke ausgleichend. «Allerdings haben wir öfter mal ein Gewitter», sagt Studer. In diesem Jahr seien sie bisher glücklicherweise weitgehend verschont geblieben, die Reben wachsen schön. Speziell gut scheint das Klima dem Merlot zu gefallen: Ihr 2022er wurde am Mondial-Tasting soeben zum besten Merlot der Schweiz gekürt. «Diese Rebsorte ist meine zweite Liebe, neben dem Pinot noir», so Studer. Die Stilistik des Merlot hier sei mit einer frischeren Struktur und schönen Sauerkirschen-Aromen anders als zum Beispiel im Tessin.
Holz und Amphoren. Im Keller des Weinguts Kastanienbaum wird auf allen Registern gespielt: Im Einsatz sind Edelstahl, Holz, Beton-Eier, Ton-Amphoren. Sehr gern arbeitet Kevin Studer mit gebrauchten Holzfässern in allen Grössen. Aber er sei ebenso begeistert von Amphoren. Darin lässt er einen Teil seines Pinot gris reifen. Und weil das Ergebnis so gut ist, experimentiert er auch mal mit einem Pinot noir, «aber bisher blieb es beim Experiment.» Im Kopf wälzen die beiden Neu-Besitzer viele Pläne: «Oft allzu viele – doch zuerst kommt jetzt das Re-Branding mit neuen Etiketten, neuer Website und einem grossen Fest im Dezember», so Studer. Danach sei auch eine Erweiterung der heutigen 6,5 Hektaren Rebland vorstellbar, gerne mit noch mehr Merlot und mit Chardonnay, der jetzt im Sortiment noch fehlt. Und in weiter Ferne denke man auch über ein neues Kellergebäude nach. «Wir nehmen eins ums andere. Priorität haben unsere Weine. Da sind wir jetzt langsam dort, wo wir hinwollen», sagen die beiden Winzer. Sie sind unsere Rookies 2025.