Text: David Schnapp
Treffpunkt: «Cantinetta Antinori». Man feiere «70 Jahre Freundschaft», sagt Rudi Bindella sen. bei einem Mittagessen in der «Cantinetta Antinori» an bester Lage neben der Bahnhofstrasse in Zürich. Anlass ist die Jahrzehnte alte (Geschäfts-)Beziehung des familiengeführten Gastronomieunternehmens aus der Schweiz mit dem italienischen Weinunternehmen Marchesi Antinori Srl. Die Geschichte der Antinoris aus Florenz lässt sich bis ins Jahr 1385 zurückverfolgen, die Bindellas sorgen nun immerhin seit vier Generationen für kulinarische Italianità in der Schweiz. Grosses Bild oben: Firmen-Co-Chefin Allegra Antinori (m.) mit Tochter Vivia (l.), CEO und Chefönologe Renzo Cotarella (r.) mit Rudi Bindella sen. (2.v.l.) und Rudi Jr. (2.v.r.).
Interesse an Italien. «Mein Vater Rodolfo begann 1953 offenen Chianti classico von den Marchesi Antinori zu importieren, den er dann in der Schweiz abfüllte», erzählt Rudi sen. von den Anfängen einer Familienaffäre, die seither stetig gewachsen ist. Mittlerweile importiert Bindella ein breites Angebot von Antinori-Weinen, man betreibt gemeinsam das Ristorante an der Bahnhofstrasse und ein weiteres im Terminal A am Flughafen Zürich. Damit begann aber bei Bindella auch das Interesse an Italien zu wachsen, das mit der Zeit zum bestimmenden Thema des Weinhandels und der Gastronomie werden sollte.
Neue Grösse. Die beiden Familienunternehmen entwickelten sich also gewissermassen gemeinsam, aber auch in sich selbst zu neuer Grösse: Bei Antinori brach man mit alten Traditionen, es wurden neue Rebsorten angepflanzt, neue Gebiete – zum Beispiel in Apulien – erschlossen und Weine in neuen Qualitäts- und Preisklassen produziert. In Zürich eröffnete Bindella währenddessen das erste «Santa Lucia», und versuchte der Schweiz mit dem optimistischen Motto «La vita è bella» italienische Tischkultur beizubringen. Das anfänglich kulinarisch noch etwas gemischte Angebot wurde mit den Jahren gestrafft.
Vergnügen statt Philosophie. Langlebigkeit, Innovation und Tradition sind Werte, die für die beiden Familienunternehmen aus der Schweiz und aus Italien gleichermassen gelten – weshalb sich wohl auch die Zusammenarbeit so mühelos und über Jahrzehnte gehalten hat. Der heutige CEO von Marchesi Antinori, Renzo Cotarella, hat dafür und bezogen auf die Produkte aus seinen Kellern eine recht einleuchtende Losung: «Wein ist ein Vergnügen, keine Philosophie. Man muss nicht lange darüber nachdenken, sondern ihn einfach trinken und Freude daran haben.»
Fotos: Handout