Wann trinken Sie heute das erste Bier?
Das hatte ich schon! Zum Zmittag gab es ein «Bschorle», also ein MIschgetränk aus alkoholfreiem Bier, Apfel- und Birnensaft von lokalem Hochstamm-Obst.
Und was trinken Sie am Feierabend? Die Palette reicht bei Ihnen ja von Schwarzem Kristall bis zum Reisbier.
Ich bin da vielleicht ein Langweiler – aber es wird wohl ein naturtrübes Quöllfrisch sein. Die Spezialitäten spare ich mir für besondere Gelegenheiten auf.
Trinkt denn die Kundschaft diverser als Sie?
Siebzig, achtzig Prozent des verkauften Bieres ist Lager. Das ist schon am ehesten das Grundnahrungsmittel. Es gibt wohl ganz wenige Kunden, die regelmässig eine Hanfblüte oder ein Holzfass-Bier geniessen. Und einige gönnen sich von Zeit zu Zeit mal was Spezielles zum Essen…
Welche Marriagen bieten sich besonders an?
Zu Wildgerichten empfehle ich besagtes Holzfass-Bier. Zu Desserts passt ein Vintage Sour Beer, das frischen Himbeersaft enthält. Sobald es amerikanisch wird, also zu Pulled Pork oder Burgern, würde ich ein IPA bestellen.
Noch mehr Tipps?
Mit urchigem Essen wie Älplermagronen harmoniert Weizenbier. Und wenn ich Gäste habe, serviere ich als Apéro oft Red Ginger Beer mit Wurzelessenzen. Mit viel Eis und einem Orangenschnitz – das ist quasi ein Hidden Champion mit 2,4 Prozent Alkohol.
Alkoholfreies Bier spielt ja eine zunehmend wichtige Rolle, oder?
Das Wachstum in diesem Bereich hält tatsächlich weiterhin an, auch wenn es sich dabei weiterhin erst um 6 Prozent der Gesamtbiermenge handelt. Aber die Konsumenten sind diesbezüglich offener geworden. Und nicht zuletzt die Bierbrauer: Früher haben sie bei alkoholfreiem Bier eher die Nase gerümpft, heute sehen sie genau diese Sparte als Challenge.
Gibt es denn schon viele Restaurants, die «Sonnwendlig» auch ab Zapfhahnen anbieten?
Aber sicher, in der ganzen Schweiz. Und es sind nicht bloss Lastwagenfahrer-Beizen. Inzwischen verkaufen wir ja sogar Quöllfrisch in einer alkoholfreien Version, auch diese gibt es mancherorts im Offenausschank.
Sind Sie froh, dass die Migros-Kundschaft sich fürs alkoholfreie «Non» entschieden hat? Sonst hätte der Detailhändler ja beim viel grösseren Biermarkt «mit Alkohol» mitgemischt.
Für uns spielt das kaum eine Rolle. Wir verkaufen unser alkoholfreien Biere ja auch bei Migros. Sprich: Hätten die Konsumenten ein «Ja» durchgesetzt, wäre jetzt vielleicht unser Quöllfrisch dort im Gestell.
Wird aus Quöllfrisch und Ingwersaft gemischt: «Ginger Beer» mit 2,4 Prozent Alkohol.
Locher-Brauerei-CEO Aurèle Meyer war schon bei der Garden Party 2019 dabei.
Jedes zehnte Bier der Schweiz wird in der Brauerei Locher in Appenzell abgefüllt.
Sie haben im März die Aktienmehrheit der Brauerei Chopfab Boxer übernommen und damit das Fortbestehen des Winterthurer Bierlabels gesichert. War das ein Freundschaftsdienst?
Wir haben diese Übernahme nicht gesucht. Aber der Betrieb war in der Not, und für uns war es eine gangbare Option. Das Risiko, dass es nicht klappt, bleibt ja bestehen. Freundschaft? Sie war vielleicht ausschlaggebend, dass man sich gerade an uns wandte. Und wir haben gemeinsame Kundschaft in der Gastronomie und im Detailhandel, die natürlich froh sind, dass sie ihre Produktepallette nicht ändern mussten.
Sie sind die drittgrösste Brauerei in der Schweiz – sind sie jetzt der kleinste von den Grossen?
(Lacht.) Ich sehe uns immer noch als grösste Brauerei der Kleinen. Die Grossen sind doch noch deutlich grösser als wir und haben zusammen einen Marktanteil von deutlich über 50%; im Vergleich dazu ist bloss ungefähr jedes zehnte Bier von uns.
Was werden Sie eigentlich an der GaultMillau Garden Party in Bad Ragaz ausschenken?
Das Vintage Sour Beer kam letztes Jahr gut an, das nehmen wir sicher wieder mit. Dann das beschriebene Red Ginger Beer, das Summer Ale von Chopfab und den Klassiker: das Quöllfrisch in der Bügelflasche.
Das Wetter ist bei der Garden Party immer gut. Wie viele Liter werden Sie im Gepäck haben?
Bei 500 Gästen dürften es wohl mindestens 500 Einheiten sein.
Und Treberchips gleich dazu?
Aber sicher, es handelt sich ja um kulinarisch äusserst neugierige Gäste.
>> Aurèle Meyer ist CEO der Brauerei Locher in Appenzell mit 200 Angestellten. Das Sortiment umfasst 45 Biere und Biermischgetränke, inzwischen zudem zahlreiche Speisen aus Bier-Nebenprodukten.
Fotos: Olivia Pulver / HO
