Steinfrüchte-Aromen «Ich nehme Aromen von Steinfrüchten wahr.» – «Wie meinst du, Avocado?» Leicht irritiert und verwirrt schaue ich meine Kollegin an. Nein, in diesem Amigne rieche ich keine Avocado. Gleichzeitig aber hinterfrage ich meinen Geruchssinn und alles was ich je über Weinaromen gelernt habe. Sollte ich denn Avocado in diesem Amigne schmecken? Egal. Aromen in Weinen zu erkennen, ist für normalsterbliche Weingeniesser etwa so schwierig wie die ersten angriffslustigen Versuche eines Babys, Brei von einem Löffel zu essen. Herausfordernd. Auch für mich sind Aromenfeststellungen immer noch kein Zuckerschlecken. In Momenten totaler Geruchssinnschwäche behaupte ich, bei Weissweinen einen aromatischen Hauch von Stachelbeeren zu erkennen. Niemand weiss wirklich, wie Stachelbeere schmeckt, und so erntet mein Kommentar oft anerkennendes Kopfnicken.
Mein Steinfruchtkommentar: Eigentlich meinte ich Aromen wie Pfirsich, Aprikose oder Mirabelle. Oftmals erkennt man auch nicht direkt die Frucht per se, vielmehr ruft der Geschmack eine Erinnerung hervor: jene von hausgemachtem Eistee. Von frisch gemähtem Rasen. Von Vicks VapoRub. Von der Feuerstelle im Rustico. Vom Kräuterstand am Sonntagsmarkt. Genau solche Momente machen Weinerlebnisse emotional.
Wir können gerne darüber diskutieren, ob dieser Amigne nun Aromen von Pfirsich oder Aprikose aufweist. Ausser Frage steht aber, dass er mich an Fruchtzwergequark erinnert. Keine Diskussion.
Untenstehend finden Sie eine kleine Auswahl an Weissweinen, die für mich klassische Aromen von Steinfrüchten aufweisen. Aber Avocado? Was für eine Kindheit meine Kollegin wohl hatte...
Cheers, Edvin.
