Text: Elsbeth Hobmeier I Hans-Peter Siffert
Der drittgrösste Weinkanton. Die Genfer Rebberge liegen südlicher als das Burgund und die Champagne, zwei der berühmtesten Weinregionen der Welt. Da kann nur guter Wein wachsen, denken sich nicht nur die Genfer Winzer, sondern auch die vielen Liebhaber und Kennerinnen in der ganzen Schweiz und immer mehr Exportländern. Genf ist mit seinen 1500 Hektaren Rebland der drittgrösste Weinkanton der Schweiz - eine Tatsache, die vielen Geniesserinnen und Geniessern nicht sehr präsent ist. Aber dass hier allerbeste Gewächse gedeihen, hat sich schon lange herumgesprochen. Einen Namen gemacht hat sich Genf mit seiner grossen Vielfalt an Traubensorten. Seit 2003 werden hier vorwiegend rote Rebsorten angepflanzt. Die Klassiker Chasselas und Gamay sind zwar immer noch die Platzhirsche, aber sie haben viel Terrain abgegeben an internationale Lieblinge wie Pinot noir, Chardonnay, Sauvignon blanc und Merlot sowie für Schweizer Züchtungen wie Gamaret, Garanoir und den Neuling Divico. Zudem erleben auch alte Spezialitäten wie Altesse, Mondeuse und Aligoté eine gewisse Renaissance. Grosses Bild oben: Jérôme Leupin (Direktor Cave de Genève) und Florian Barthassat (Önologe).
Cave de Genève: Wein aus grossartigen Genfer Trauben.
Nicolas Bonnet: Winzer und Mitglied Cave de Genève.
Im Keller: Die Barrique-Fässer in der Cave de Genève.
Setzlinge aus der Champagne. Apropos Chardonnay: Dass dieser nicht nur einen schönen, süffigen und entsprechend beliebten Weisswein ergibt, sondern auch die Basis für den allerbesten Schaumwein bietet, macht die Champagne seit Jahrhunderten vor. Da hatten die Winzer von der Cave de Genève genau hingeschaut, als sie sich vor langer Zeit Chardonnay-Schösslinge von ebendort holten und sie auf ihre Moränenhügel, aufs Geschiebe der Rhone und auch auf Sandboden pflanzten. Die Kombination aus all diesen Terroirs ergibt eine Assemblage so aromareich wie ein voll erblühter Blumenstrauss. Assemblage, also von überall das Beste, ist ja ohnehin das Prinzip und auch das Geheimnis eines guten Schaumweins. Genauso komponierte die Cave de Genève also auch ihren berühmten Schäumer Baccarat. Dieser überzeugt mit einem ansprechenden Bouquet, zu dem eine gewisse, ganz fein abgestimmte Säure gehört - denn dies sei hier verraten: Für einen ausgewogenen Mousseux ist die Säure wichtiger als viele Oechslegrade. Wenn die Rebe zuviel Zucker produziert, ist sie für einen guten Schaumwein, der eben auch spritzig sein soll, nicht mehr erste Wahl. Das ist auch der Grund, weshalb gerade jetzt, im heissen 2022, die Trauben für den Schaumwein als erste Rebsorte überhaupt geerntet werden.
Wunderschönes Genf: Die Rebberge von Dardagny. Im Hintergrund der Hügelzug von Satigny.
Flaggschiff ist der Baccarat. Der Schaumwein erlebt seit einiger Zeit und immer noch vermehrt einen wahren Boom. Die Importe legen zu, aber auch die Schweizer Winzer haben die Nachfrage erkannt und kommen mit erstklassigen Mousseux auf den Markt. Einen besonderen Platz hat sich hier die Cave de Genève mit ihrem Baccarat erobert. Dieser wunderbare, gut präsentierende Blanc de Blancs mit einem kaum zu überbietenden Preis-/Leistungsverhältnis stellt so manchen Champagner in den Schatten. Ein purer, reinsortiger Chardonnay, der mit seinem erfrischenden Bouquet von feinen Zitrus- und Hefenoten verblüfft. Seine Perlage ist ausgesprochen fein und schmeichelt dem Gaumen. Entstanden sind die Bläschen während der 18-monatigen Reifung auf der Hefe. Im Glas funkelt der Brut Blanc de Blancs zitronengelb mit goldenen Reflexen, im Gaumen zeigt er eine cremige Mousse und eine feine Aromatik von Apfel, Pfirsich, Biscuit und gerösteten Mandeln. Der «Baccarat» ist in vier verschiedenen Stilrichtungen erhältlich: Brut Blanc de Blancs aus Chardonnay, Brut Rosé aus Pinot noir, Bio Bourgeon Reconversion aus Chardonnay und die Grande Cuvée aus einer weissen Assemblage. Sie alle erfreuen als hochkarätiger Apéritifwein oder als Begleiter einer eleganten Vorspeise oder einem Fischgericht.
