Inerview: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert

Daniele Lanzavecchia, der Eigner von Cappallotto im Piemont sagte über seinen Nebbiolo: «Eine schwierige, aber tolle Rebsorte». Ihre Meinung zu dieser Traube?

«Ich bin ein grosser Nebbiolo-Liebhaber. Die Sorte weist viel Tannin, viel Säure, eine intensive Aromatik auf und bringt im besten Fall einen wunderbar süssen Fruchtschmelz mit. Diese Kombination ist einmalig und schmeckt toll.»

 

Barolo altert ja bekanntlich sehr gut. Wann ist der ideale Zeitpunkt zum Geniessen?

«Das kommt sehr auf den Jahrgang und die Qualität an. So richtig guter Barolo aus dem Spitzenjahrgang 2010 ist noch nicht reif zum Trinken, ein günstiger Barolo aus dem schwierigen 2014er-Jahr ist dagegen schon reif.»

 

Und wie definieren Sie den Unterschied von Barolo und Barbera?

«Die Unterschiede sind markant. Barbera lebt von Frucht und Jugend, Nebbiolo von Struktur, Aroma und Reife. Barbera hat zwar auch eine frische Säure, aber viel weniger Tannin als Nebbiolo und eine weniger intensive und ganz andere Aromatik. Barbera ist intensiv dunkelrot, Nebbiolo ist hell und wechselt rasch ins Bräunliche.»

 

Welchen Wein empfehlen Sie zu welcher Gelegenheit?

«Barbera zu Pizza und Spaghetti Napoli, Barolo zu Steinpilzravioli. Barolo kann auch mit geruchsintensiven Gerichten gut mithalten, weil er selber sehr aromatisch ist. Seine hohe Säure braucht etwas Fett im Essen. Das Gericht sollte aber nicht zu sauer sein, sonst wird es schwierig.»

 

Worauf soll man beim Kauf achten?

«Ich würde verschiedene Weine ausprobieren. Es gibt Barbera und Nebbiolo in verschiedenen Preisklassen und Stilen. Mit und ohne Neuholz, leichter oder konzentriert, auf Frucht oder auf Struktur gekeltert. Da findet sicher jeder genau das, was ihm schmeckt.» 

 

Themawechsel. Was zeichnet denn Trento-DOC-Schaumweine besonders aus?

«Hier ist alles genau geregelt und überwacht. Als Traubensorten sind einzig Chardonnay und/oder Pinot noir, Pinot blanc, Pinot Meunier zugelassen. Der Wein muss mindestens 15 Monate auf der Hefe in der Flasche liegen, bei einem Jahrgangswein sind es 24 Monate. Die Höhenlage zwischen 200 und 900 Metern über Meer ist wichtig für eine gute Säure, aber auch für die gute Reife in tieferen Lagen. Nur rund 10 Prozent der Rebfläche der Trento DOC werden für Schaumwein verwendet. Aber das Merkmal ist für mich eine durchgehend gute Qualität zu vernünftigen Preisen.»

 

Unterscheidet sich Trento von Prosecco und Franciacorta, den anderen italienischen Schäumern?

«Ein Prosecco ist sehr anders, er gärt ja auch nicht in der Flasche, und als Traube wird die Glera (früher Prosecco genannt) verwendet. Franciacorta ist dem Trento DOC ähnlich, sogar sehr ähnlich. Die Franciacorta ist noch etwas strenger reguliert – mit mindestens 18 Monaten auf der Flasche. Diese Region ist sehr innovativ und dadurch auch trendig und teurer.»

 

Welche Schaumweine sind bei den Coop-Kunden am begehrtesten?

«Das ist immer noch eindeutig der Prosecco. Aber auch Champagner läuft gut. Die Champagne-Innovation «Ice» ist gut gestartet. Clairette de Die, Moscato und Crémant sind beliebt. In Sachen Schaumwein läuft es rund, besonders im Oktober, November und Dezember.»

 

Ferrari lagert einige Schaumweine bis zu 15 Jahren – was bewirkt eine derart ausgedehnte Reifung?

«Eine lange Reifung auf der Flasche ist wichtig für die Qualität der Schaumweine. Deshalb schreiben einige Appellationen auch mindestens 15 oder 18 Monate vor. Die Hefen lösen sich in dieser Zeit auf und geben Geschmackstoffe frei. Das CO₂ bindet sich ein, die Bläschen werden feiner. Diese Prozesse sind komplex, aber insgesamt schmeckt der Wein nach eineinhalb bis zwei Jahren einfach besser. 15 Jahre sind allerdings sehr lang. Da entwickeln sich dann deutliche Reifearomen, und auch die Farbe wird dunkler. So ein Wein ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.»

 

>> www.mondovino.ch