Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert
Die Reben des Klosters. Was für eine Geschichte! Das Kloster Engelberg konnte nach fast 600 Jahren (!) einen Teil seines ehemaligen Weinguts am Bielersee zurückkaufen und nach so langer Zeit wieder einen eigenen Klosterwein ausschenken. Gutes Timing, das 900-Jahr-Jubiläum steht an! Die Bewirtschaftung des Rebbergs übertrugen die Klosterbrüder dem Winzer Beat Burkhardt, der in Ligerz sein eigenes Weingut bewirtschaftet; er wurde 2017 als Berner Winzer des Jahres ausgezeichnet. Der Schriftzug Engelberg prangt überall: an einem Rebhäuschen oben am Hang. Aber auch an der Schiffsstation und dem daneben liegenden Restaurant. Die Erinnerung an das Kloster blieb über Jahrhunderte hinweg präsent. Und wird jetzt dank einem frischen, fruchtigen, ausgewogenen Chasselas, der die Etikette des Klosters trägt und nur dort erhältlich ist, wiederbelebt.
«Bijoux des Blanc» & «Pinorone». Beat Burkhardt ist ein Winzer, der zwar die Tradition pflegt, aber auch immer wieder nach neuen Herausforderungen sucht. «Ich probiere gerne Dinge, die noch kein anderer macht», sagt er. Ein Beispiel ist sein «Bijou des Blancs», eine Cuvée aus Sauvignon blanc, Pinot blanc und Gewürztraminer, eine sehr spezielle Mischung, die fruchtig aber nicht üppig, trocken aber sehr süffig schmeckt und bei den Kunden so gut ankommt, dass sie jeweils schon bald nach der Abfüllung ausverkauft ist. Eine «Eigenmarke» ist auch der «Pinorone», der sich zwar die Finesse der Pinot-noir-Traube bewahrt, aber durch das vorgängige Antrocknen der Trauben - nach der Methode des Amarone im Valpolicella - sehr viel an Körper und Konzentration gewinnt. «Mit nur 2000 Flaschen jährlich ein absolutes Nischenprodukt, aber meine Kunden lieben ihn», erklärt Burkhardt.
Ab 2020 biologisch. Dieses Jahr hat Beat Burkhardt seinen Betrieb auf bio umgestellt, vermerkt dies aber noch nicht auf dem Etikett. Diese naturnahe Methode mit weniger und anderen Spritzmitteln passt auch zur Philosophie der Mönche. Wo liegt der Unterschied zwischen dem Chasselas des Klosters Engelberg und dem Chasselas aus dem Burkhardt-Weingut Bielerhaus? «Beide wachsen auf tiefgründigen Böden, die sich im Wein wiederspiegeln», erklärt der Winzer. Den Klosterwein produziere er auf drei verschiedenen Parzellen beim Weiler Wingreis, und dieses Terroir bringe eine hohe Mineralität und einen gewissen Schmelz. Bald wird das Kloster auch einen Roten ausschenken können: Der Pinot noir 2018 reift im Keller seiner Vollendung entgegen. Beat Burkhardt wurde von der GaultMillau-Weinjury als «Rookie des Jahres» ausgezeichnet.
Das liegt im Keller: Weiss: Chasselas, Pinot gris, Sylvaner, Chardonnay, Bijou des Blancs: Rosé: Oeil de Perdrix; Rot: Pinot noir, Trésor (Dornfelder und Malbec), Pinorone aus angetrockneten Pinot-noir-Trauben; Mousseux Vie en Rose.
«Coup de Coeur»: Die Chasselas Cuvée aus den besten Lagen, «die passt in jeder Lebenssituation vom Apéro bis zum Schlummertrunk».
Drei GaultMillau-Chefs mit Burkhardt-Weinen: Christoph Hunziker im Schüpbärg-Beizli in Schüpfen (13 Punkte); Jean-Marc Soldati im Hôtel du Cerf in Sonceboz (16 Punkte); Wilfried Köster im Maruzzella in Biel (14 Punkte). Der Klosterwein ist im Kloster Engelberg erhältlich.