Interview: Elsbeth Hobmeier

Unterscheidet das Coop-Weinsortiment zwischen Bio und Biodynamie? 

Ja. Seit 1993 wird Bio bei uns ausgewiesen. Und praktisch alle Naturaplan-Produkte erfüllen die strengen Richtlinien der Knospe, des Gütesiegels von Bio Suisse, vom Anbau bis zur Verarbeitung. Damit zählt Naturaplan zu den Bio-Marken mit den höchsten Anforderungen. Immer zertifiziert sind auch die biodynamischen Demeter-Produkte.  

Was ist bei Demeter anders? 

Das Demeter-Logo steht für biologisch-dynamische Landwirtschaft und ist in einigen Punkten noch strenger als Bio Suisse. Biodynamie berücksichtigt auch kosmische Konstellationen wie die Aussaat nach dem Mondkalender. Naturpräparate unterstützen die Bodenfruchtbarkeit und das Pflanzenwachstum. Seit November 2016 führt Coop immer mehr Naturaplan-Produkte mit Biosuisse-Knospe und Demeter-Logo. 

Welche Schweizer Weinregionen sind Bio-Vorreiter? 

2022 bewirtschafteten 587 Winzerinnen und Winzer 2268 Hektar Reben nach Bio-Richtlinien. Das entspricht 18,5 Prozent der Schweizer Rebbaufläche. Stark zugelegt haben alle Westschweizer Kantone, das Wallis und das Bündnerland sowie St. Gallen – also die grossen Weinbauregionen in der Schweiz. Prozentual gesehen sind aber Neuchâtel und der Freiburger Vully die Spitzenreiter. 

 

Vincent Gross im Schaumweinkeller

Der Elsässer Vincent Gross produziert Coop-Schaumweine nach Bio-Richtlinien.

Grand Cru Lage Goldert

Zum Weingut gehört auch die Grand-Cru-Lage «Goldert».

Wie steht es im Elsass? 

Das Elsass ist führend in Frankreich punkto Bio und Biodynamie. Die Region umfasst knapp fünf Prozent der gesamten Rebfläche, produziert aber 12,8 Prozent aller biodynamischen Weine. 88 Güter sind Demeter-zertifiziert, 21 führen das «Biodyvin»-Label. 

Naturwein liegt im Trend. Was versteht man darunter?  

Das ist das Problem: Es gibt keine klare internationale Definition von Naturwein respektive Natural Wine. Das verwirrt die Konsumentinnen, aber auch die Produzenten. Laut «Oxford Wine Companion» wird Naturwein von kleinen, unabhängigen Winzern aus handverlesenen Trauben aus nachhaltigem, biologischem oder biodynamischem Weinbau hergestellt – oft, aber nicht immer als solcher zertifiziert. Sie bevorzugen physikalische statt chemische Eingriffe bei der Weinbereitung, also minimales Schwefeldioxid und möglichst keine Zusatzstoffe. 

Werden alle Naturweine biologisch produziert? 

Die meisten, nicht alle. Vielen Naturweinbetrieben ist minimale Intervention wichtiger als Zertifikation. 

 

unverkennbare Struktur des Lyra Weinberg in Les Baillets

Das Weingut Les Balisiers in Satigny GE gehört zu den Bio-Pionieren der Schweiz.

Sohn Matisse muss mit aufs Bild, findet Christophe Pillon

Der Winzer Christophe Pillon, hier mit Sohn Matisse, setzt auf Amphoren und Biodynamie. 

Biodynamiker arbeiten oft mit Amphoren. Ist dieser Wein anders? 

Es braucht einen geschulten Gaumen. Viele Winzer experimentieren mit Gärung und Ausbau in modernen Amphoren aus Ton oder auch Beton. Die Anreicherung mit Sauerstoff hängt eher von der Gefässgrösse, der Öffnung, der Abdichtung ab. Die typische Amphorenform mit schmaler Basis und weniger Hefekontakt erzeugt lebendigere Weine, diejenigen aus der «Betoneierform» sind tendenziell gehaltvoller. 

In den Anfängen war der Ruf der Bioweine nicht nur gut. Sind heute alle top? 

Anscheinend waren früher einige Bioweine von zweifelhafter Qualität. Heute ist Bio eher ein 
Qualitätsmerkmal. Viele Topweingüter sind darauf umgestiegen. Aber auch bescheidenere Weine 
können zertifiziert sein. Ich würde daher nicht sagen, jeder Biowein sei spitze.  

Welchen Anteil hat Bio heute im Weinsortiment von Coop? 

Bio ist extrem wichtig für Coop, ist Teil der Coop-DNA. Von den 3200 Weinen auf der Coop-Website sind 162 Bioweine. Im Laden ist das Sortiment kleiner, aber nicht weniger wichtig. Der Anteil nimmt zu, viele Winzer sind am Umstellen und auf dem Weg zur Zertifikation. Coop führt einzig von Bio Suisse zertifizierte Weine, auch aus dem Ausland. Die Anforderungen sind da sehr hoch.  

 

Fotos: Hans-Peter Siffert