Text: Siméon Calame Fotos: Eddy Mottaz

Eine gute Energie. «Das ganze Gut soll biodynamisch bearbeitet werden». Voller Überzeugung nennt Emilienne Hutin Zumbach damit ihr grosses Ziel. Die dynamische Winzerin aus Dardagny blickt vertrauensvoll in die Zukunft - und weicht keinen Millimeter von ihrer Vision der Biodynamie ab. Tatsächlich wurden im Jahr 2020 bereits sämtliche 19 Hektaren der Domäne Hutin auf diese Weise bearbeitet. «Schon seit einigen Jahren pflegen wir eine ausgewählte Parzelle nach biodynamischem Prinzip. Wir planten damals Versuche mit verschiedenen Vinifikationsarten», erklärt sie. Schon seit einigen Jahren, genauer: seit Emilienne im Familienweingut eingestiegen ist.

 

Schlag auf Schlag. Emilienne landete im Herbst 1989 in den Reben. Landen ist durchaus wörtlich gemeint: Noch im Frühling desselben Jahres plante sie alles andere als Winzerin zu werden. Eigentlich wollte sie einen sozialen Beruf ergreifen und ging für ein Stage einige Monate nach London. Doch dann rief sie ihren Vater an und bat ihn, ihr einen Platz als Stagiaire in den Reben zu suchen, weil sie die Rebarbeit auch kennenlernen wolle. «Ich weiss nicht, was genau mich überzeugt hat zu bleiben», sagt sie im Rückblick, «es war wohl die Arbeit mit der Erde, von der Rebe bis zum fertigen Wein, die mich begeistert hat.» Im Lauf der vielen Jahre seither hat die (damals) junge Mutter ihren Weg ruhig und beharrlich verfolgt, sie bildete sich in Önologie und Rebbau weiter und zog daneben drei Kinder gross.

 

Verrückte Ideen. Seit 2008 hat Emilienne das Sagen auf der Familiendomäne. Und seither lässt sie es krachen: «Ich probiere gern Neues aus», gesteht sie. Besonders stolz sei sie auf den L’Intégrale: Eine Serie von vier Rotweinen, die anders als üblich produziert wurden. Die Traubenbeeren werden von den Stielen befreit und gären während drei Wochen im Barrique. Dann wird der Saft gepresst, in die Holzfässer gefüllt und für zwei Jahre verschlossen. «Das bringt ein ganz tolles Resultat», verspricht Emilienne lächelnd. Der L’Intégrale Merlot zum Beispiel verrät Feuer in der Nase und Grillaromen im Mund. Im Versuchsbereich profiliert sich auch der L’Imprévu, der jedes Jahr anders daherkommt - entsprechend den Wetterbedingungen und der Lust der Winzerin.

 

Das liegt im Keller:
Weiss:
Chasselas, Chasselas Bertholier, Pinot blanc, Chardonnay, Chardonnay barrique, Sauvignon, Sauvignon barrique, Pinot gris, Viognier, Savagnin rose, Savagnin rose süss, Gentil blanc (Savagnin blanc).
Rosé: Rosé Pinot noir, Rosé rose (Gamaret und Garanoir).
Rot: Gamay La Briva, La Briva Vieilles vignes, Pinot noir, Pinot noir barrique, Merlot, Gamaret, L’Esprit de Genève, L’Imprévu, Bertholier rouge (Gamaret, Cabernet sauvignon, Merlot), L’Intégrale Pinot noir, L’Intégrale Merlot, L’Intégrale Gamay, L’Intégrale Syrah. Andere: Ilios (passerillé), Blanc de blanc Méthode traditionelle, Marc oder Lie im Barrique gereift.

 

Ihr Coup de Coeur: «Der Sauvignon 2019, bei dem wir von Anfang an merkten, dass er top werden wird. Er hat eine eigene Geradlinigkeit und sehr präzise Aromen. Toll!»

 

Das passt zusammen: «Darüber zerbreche ich mir den Kopf nicht: Ich geniesse einen Savagnin blanc 2015 mit gutem Gruyère oder sogar noch rassigerem Käse. Das schmeckt mir, da brauche ich gar nichts anderes mehr.»

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Hutin-Weinen: Philippe Chevrier in der Domaine de Châteauvieux in Satigny (19 Punkte), Yannick Geoffroy im Café de Peney in Satigny (14 Punkte) und Sebastian Guerra im Fourneaux du Manège in Onex (13 Punkte).