Jean-Pierre Kuntzer, Sie setzen auf Ihrer Domaine Saint-Sébaste auf reinsortige Weine statt Assemblagen. Warum?

Meine Weine sollen die Eigenart unserer Region zeigen. Wer alle möglichen Traubensorten mischt, macht den Wein auswechselbar.

 

Ihr Betrieb wurde total auf biodynamisch umgestellt. Sind die Weine anders als vorher?

Biodynamie heisst für mich mehr Natur und keine Chemie. Dies bedeutet mehr Arbeit. Statt Chemie spritze ich Aufgüsse von Brennessel, Schachtelhalm oder Weide, oft mische ich auch Molke bei. Erlaubt sind begrenzte Mengen Schwefel und Kupfer. Nach Regenfall muss ich erneut spritzen – letztes Jahr machte ich 13 Passagen, mit Chemie hätte die Hälfte genügt. Ich finde, meine Weine seien heute feiner, komplexer. Und gesünder. Das freut mich, denn ich trinke sie täglich. Und meine Kunden freut es auch.

 

Jeden Januar füllen Sie die Neuenburger Spezialität Non-filtré ab. Ist er beliebt?

Er wird meist jung getrunken und ist auch bei jungen Leuten immer populärer. Wir machen diesen Sommerwein seit 1995, lanciert wird er von den Neuenburger Winzern immer am dritten Januar-Mittwoch.

 

Sie arbeiten eng mit dem Neuenburger „Starwinzer“ Jacques Tatasciore zusammen. In welchen Bereichen?

Ich pflege seine Weinberge und wir sind gemeinsam auf die Biodynamie umgestiegen. Wir sind beide passioniert und lieben gute Weine, das verbindet.

Jean-Pierre Kuntzer

Der Pinot noir Clos de la Perrière ist der Spitzenwein und einer der Lieblinge von Jean-Pierre Kuntzer.

Auf welchen Wein sind Sie stolz?

Ich bin mit allen meinen Weinen zufrieden und trinke alle selber gern. Aber es gibt schon Lieblinge: Der Chasselas, vor allem der Vieille Vigne von über 30-jährigen Rebstöcken. Und der Pinot noir Clos de la Perrière, ein Wein für Kenner.

 

Zu was passen sie?

Den Chasselas trinke ich gern als Apéritif, zu Seefisch, Fondue oder Tomme. Und der Clos de la Perrière passt zu rotem wie auch weissem Fleisch, Käse... aber auch ihn liebe ich als Apéro.

 

Welche Restaurant-Weinkarte überzeugt Sie?

Alle Karten, die ein gutes Angebot an regionalen Schweizer Weinen pflegen. So La Maison du Prussien in Neuchâtel, Bocca in Saint-Blaise, Rousseau in La Neuveville und Palace in Biel.

 

Der beste Wein, den Sie je getrunken haben?

Ich kann keinen einzelnen Wein nennen – aber sicher ein Pinot noir. Ich liebe diese schwierig zu vinifizierende Sorte, die keinen Fehler verzeiht. Und ich geniesse sie gern aus verschiedensten Regionen, sei es Burgund, Schweiz, Deutschland. 

 

Gibt es einen Winzer, der Sie beeindruckt?

Oh, là là... das ist wohl Jacques Tatasciore, der Quereinsteiger, der das Image unserer Region sehr gehoben hat. Er beeindruckt mich mit seiner Kompromisslosigkeit und Neugier. 

 

Mit wem würden Sie gern ein Glas trinken?

Mit jedem Menschen, mit dem ich mich wohl fühle und interessante Gespräche führen kann. Business und Prominenz spielen da für mich keine Rolle. 

 

>> Jean-Pierre Kuntzer (*1956) führt seit 1992 das elterliche  Weingut in Saint-Blaise NE, unterstützt von seiner Frau Anja. Mit Tochter Elodie und Schwiegersohn Ludovic ist schon die junge Generation dabei. Die Rebberge von 19 Hektaren liegen zwischen Le Landeron und Cortaillod. Kuntzer hat 2012 konsequent auf Biodynamie umgestellt. Seine Palette umfasst mehrere  Chasselas, Pinot noirs sowie Spezialitäten.