Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Hans-Peter Siffert

Früher Sodbrennen von Genfer Wein? Öffnete man vor 35 Jahren einen Schweizer Biowein, dann handelte es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um «Les Balisiers». 1982 gründeten die Freunde Jean-Daniel Schlaepfer und Gérard Pillon in Satigny bei Genf ihr Weingut, um es konsequent ökologisch zu bearbeiten. Also ohne Chemie, mit begrüntem Boden, der zahlreichen Insekten und Käfern Lebensraum bot. «Sie waren Umweltpioniere, sie wollten ihre Visionen verwirklichen», sagt Christophe Pillon, der das Gut im Jahr 2011 übernahm. Und er fügt etwas maliziös hinzu: «Damals war es schwierig mit dem Genfer Wein, man bekam öfter mal Sodbrennen.»  Grosses Bild oben: Christophe Pillon mit seinem Sohn Matisse.

Amphoren & Biodynamie. Schlaepfer und Pillon starteten mit einigen Hektaren, bebauten sie mit ausgewählten Rebsorten wie dem neu gezüchteten Gamaret oder dem noch unbekannten Chenin blanc von der Loire. Die beiden wurden belächelt und manchmal sogar schikaniert. Doch unbeirrt gingen sie ihren Weg und stellten 2005 auf die noch strenger geregelte Biodynamie um. Damals holten sie auch bereits die ersten Amphoren zur Weinbereitung in den Keller. Nach dem Unfalltod seines Vaters übernahm der im Immobilienhandel und Bauwesen tätige Christophe Pillon 2011 das Gut, modernisierte und vergrösserte es. Heute umfasst Les Balisiers 47 Hektar Rebland, die biodynamisch bearbeitet werden, alle Weine sind Demeter-zertifiziert. Damit ist das Weingut auch heute noch der bedeutendste Schweizer Produzent von Biowein.  

 

Weinberg unterhalb der Domaine de Châteauvieux

Einzigartig in der Schweiz: Lyra-Erziehung für optimale Sonneneinstrahlung.

Lyra-Erziehung: Das grüne Y. Ein grosser Teil der Balisiers-Weine geht in die Gastronomie, sie sind auf den Weinkarten vieler Restaurants präsent. Für Coop füllt «Les Balisiers» einen speziellen, sehr süffigen Weisswein ab. Er heisst «Château Barillet» und wird aus Chasselas, Chenin blanc und Pinot gris komponiert. Die Rebzeilen, die sich an den Hügel des gleichnamigen Schlosses schmiegen, wirken wie ein grünes Y. «Wir ziehen alle unsere Reben in diese sogenannte Lyraform, damit sind wir die Einzigen in der Schweiz», erklärt Christophe Pillon. Der Vorteil? «So werden sie optimal besonnt und sind dadurch auch resistenter gegen Mehltau.» Auch in Sachen Vielfalt ist das Gut rekordverdächtig. Heute werden 35 Rebsorten angebaut, darunter auch so unbekannte wie die weissen Colombard und Gringet oder die roten Pineau d’Aunis und Castets. Pillon liess zuvor die verschiedenen Terroirs analysieren und macht jetzt Versuche mit Neupflanzungen. «Wir wollen für die Genfer Winzer und die Schweiz neue, klimaverträgliche Rebsorten entdecken», erklärt er.  

 

Anik Riedo ist die verantwortliche Önologin und überwacht auch die Rebarbeiten

Unterstützt Christophe Pillon, wenn er in der Provence weilt: Önologin Anik Riedo.

Die Weine werden vor allem in Betonamphoren und Barriques ausgebaut

Die Weine des Guts werden in Betonamphoren und Barriques ausgebaut.

Christophe Pillon, Besitzer des Weingutes

Geht den Weg seines Vaters weiter: Christophe Pillon, Besitzer des Weingutes.

«Zweigstelle» in der Provence. Christophe Pillon ist nicht ständig in Satigny, er leitet daneben auch noch die biodynamische Domaine de Lauzières bei Les Baux in der Provence, die bereits Schlaepfer und Christophe Pillon erworben hatten. In Genf kann er sich auf ein gut eingespieltes Team unter Leitung von Directrice Rachel Cabibbo und Önologin Anik Riedo verlassen. Riedo war 22 Jahre lang an der Weinfachschule Changins tätig, besitzt ein Brevet als Sommelière und leitet seit sechs Jahren die gesamte Weinbereitung von «Les Balisiers». «Es ist anspruchsvoll mit so vielen verschiedenen Rebsorten und Terroirs», gibt sie zu. Jeden Monat besichtige sie einmal zu Fuss alle Parzellen, «dazu brauche ich einen ganzen Tag.» Alle Trauben werden von Hand geerntet. Danach entscheidet Anik Riedo, ob sie in den Amphoren oder in den Holzfässern vergären und reifen sollen. «Die Cuve bringt mehr Frische, die Amphore dagegen mehr Kraft und Konzentration», erklärt die Herrin über 50 Barriques, 21 Amphoren, römische Dalias und Demi-Muids, die im weitläufigen Keller von Les Balisiers stehen.  

 

>> www.balisiers.ch