Herr Bürki, gleich vorneweg, sind Sie Team Ornellaia oder Team Sassicaia? 

Weder noch! Wir führen diese sehr tollen Weine zwar im Sortiment – aber nicht exklusiv. Sie gehören zum sogenannten Service-Sortiment für unsere Kunden, die sich aus einer Hand beliefern lassen möchten. 

Wie positioniert sich die Casa del Vino sonst? 

Wie der Name verrät, liegen unsere Wurzeln in der gleichnamigen Weinhandlung in Zürich, die sich auf hochwertige spanische Weine wie Pingus und Hacienda Monasterio spezialisiert hatte. Durch die Fusion mit Weinkeller Riegger und Zanini-Vinattieri im Jahr 2020 wurde das Portfolio mit teils exklusiven französischen und italienischen Weinen ergänzt. 

Richten Sie sich an Privatkunden oder an die Gastronomie?  

Die Gastronomie macht einen grossen Teil unserer Kundschaft aus. Aber in unseren Ladenlokalen in Birrhard und Lugano heissen wir auch viele Privatkunden willkommen. 

Ihre Weinhandlung hat einen spanischen Namen, bietet aber auch italienische Weine an. Ein Problem?  

«Casa del Vino» funktioniert ebenso perfekt auf italienisch! Genau darum haben wir uns für diesen Namen entschieden. Aber: Wir hören solche Kommentare hin und wieder – mit ein Grund, weshalb wir das «Festival Italiano» anfangs September lancieren. Wir wollen unsere hohe Kompetenz bezüglich italienischem Wein in den Fokus rücken. 26 Produzenten inklusive Vinattieri-Ticino werden anwesend sein, wir präsentieren über 130 Weine. 

Wie ist denn die Beziehung Ihrer Kunden zum Weinland Italien? Da hat doch jeder so seine fixen Gewohnheiten. 

Es ist schon so, dass viele ihre Lieblingsweine und -regionen haben. Der anstehende Event könnte nicht zuletzt Anlass dafür sein, solche Gewohnheiten mal zu überdenken. Wer gern Weisswein aus Venetien trinkt, könnte beispielsweise die Rotweine aus dem Hause Maculan von ebenda verkosten. Die haben in Italien grosses Prestige, sind nördlich der Alpen aber weniger bekannt. 

Maculan Weinberg

Rebberg von «Maculan»: Hier wächst Merlot & Cabernet Sauvignon mit Weltniveau.

Ernte bei Bellavista Franciacorta

Schaumwein mit Ambitionen: Ernte beim Franciacorta-Hersteller Bellavista.

Was raten Sie einem Barolo-Trinker?  

Italien hat auch da noch mehr zu bieten. Ich würde einen Aglianico aus Kampanien einschenken. Zum Beispiel von Taurasi. Da sieht man schnell, warum man bei diesen Weinen oft vom «Barolo des Südens» spricht. Auch diese Tropfen brauchen fünf bis zehn Jahre auf der Flasche, bis sie ihr ganzes Potenzial offenbaren. 

Alternativen zu den eingangs erwähnten Supertuscans? 

(Schmunzelt.) Mein Tipp: Supertoskaner, die noch nicht als solche entdeckt wurden. Da sind die Preise noch so, wie sie bei den bekannten Namen ursprünglich waren. Kennen Sie «Acciaiolo» von Castello d’Albola? Der 2020er wurde aus 100 Prozent Cabernet Sauvignon gekeltert und schmeckt darum aus diesem sehr warmen Jahr hervorragend kernig und frisch. 

Wenn wir grad über Traubensorten sprechen: Ist Pinot Grigio aus Venetien und Trentino noch immer so gefragt? 

Ja, im Offenausschank in der Gastronomie bleiben diese Weine beliebt. An unserem Festival Italiano wollen wir aber etwas ganz anderes zeigen: dass es in Italien hervorragende Weissweine auch in Höchstqualität gibt. Ich war jahrelang ein grosser Fan der grossen französischen Weissweine, etwa aus dem Burgund – inzwischen weiss ich, dass mich italienische Top-Weissweine ebenso überzeugen können. Ich nenne als Exempel die Weissweine der Cantina Terlan im Südtirol. 

Hochwertigen Franciacorta als Alternative zum Champagner haben wir noch nicht erwähnt.  

In der Tat! Die italienischstämmige Bevölkerung kennt die Heimat bestens und weiss halt, was gut ist. Wer einen Schaumwein mit hoher Qualität sucht, ist bei Franciacorta preislich sehr gut bedient. Nicht umsonst nimmt der Import zu – wohlgemerkt, bei den meisten Weinstilen ist es umgekehrt. Diesbezüglich hilft uns die italienische Gastronomie in der Schweiz natürlich sehr. 

Stimmt, SchweizerInnen lieben Pizza und Pasta. Könnte man, Herr Bürki, auch Schweizer Küche mit italienischen Weinen begleiten? 

Selbstverständlich. Ich würde jetzt einfach mal behaupten, dass es mehr unterschiedliche italienische Weine als Schweizer Gerichte gibt. Zu Zürcher Geschnetzeltem passt Pinot Blanc aus dem Südtirol hervorragend. Zu Rindsbraten geht der Merlot «Crosara» von Maculan aus dem Veneto bestens. Nur zum Fondue würde ich wohl bei einer Schweizer Weinbegleitung bleiben! 

ERBUSCO, 27.03.2019 - Christoph Buerki von Riegger und XX von Bellavista bei der Degustation von Bellavista Weinen in deren Weingut in Erbusco, Provinz Brescia in Italien. PHOTO BY PASCAL MORA

Wird umsorgt: Christoph Bürki bei der Degustation von Bellavista-Weinen in Erbusco (Brescia).

130 Weine verkosten – das schaffen die wenigsten. Nennen Sie uns doch mögliche Bereiche, die man sich am Event vornehmen könnte? 

Wie schon angedeutet, könnte man die grossen Weissweine aus Italien durchverkosten. Oder, fast bequemer, man probiert alles von unseren Stand mit den zehn Weinen, die mit «tre bicchieri» im Gambero Rosso ausgezeichnet wurden. Oder gereifte Rotweine! Wir haben ja viele Weine, die um die zehn Jahre alt sind – da ist mancher Gastronom froh, dass diese grossartigen Tropfen schon trinkreif sind. Nicht zuletzt möchte ich auf unsere Masterclasses aufmerksam machen… 

Welche Masterclasses bieten Sie denn an? 

Wir zeigen einerseits den 21er, den 13er und den 99er des Supertoskaners Tenuta di Trinoro. Gastronomiekunden können sich kostenlos anmelden! Ich empfehle aber auch die Veranstaltung der Kellerei Terlan, wo ebenfalls gereifte Tropfen im Zentrum stehen werden. Die jüngeren Jahrgänge finden Sie selbstverständlich am entsprechenden Stand. 

 

>> Alles über das «Festival Italiano» finden Sie unter www.casadelvino.ch/de/festival-italiano

 

>> Christoph Bürki ist CEO von «Casa del Vino» und seit vielen Jahren im Weinbusiness tätig, u.a. bei Weinkeller Riegger.