Text: Siméon Calame I Foto: Magdalena Menzinger
Biodynamisch seit… Entschlossen und pädagogisch genau erklärt Catherine Cruchon die Grundlagen der Biodynamie. Sie tut dies mit grosser Passion, man spürt, dass sie sich nicht erst seit gestern damit auseinandersetzt. Im Gegenteil: sie wurde der jungen Önologin praktisch in die Wiege gelegt, denn ihr Vater Raoul und ihr Onkel Michel waren die Pioniere, welche in der Schweiz als erste ihre Reben nach dieser Methode bearbeiteten, gleichzeitig mit Marie-Thérèse Chappaz und Raymond Paccot. «Anfänglich ging es vor allem um den Geschmack und die Qualität des Weins», sagt Catherine, «aber heute sieht man sehr deutlich, dass unsere Böden grüner, die Biodiversität grösser, die Trauben gesünder sind. Wir arbeiten mit der Natur.» Der Umweltgedanke wurde zunehmend wichtiger in den Überlegungen der Familie Cruchon, zudem sieht sich Catherine als «sehr erdverbunden» und empfindet eine grosse Verantwortung den Menschen gegenüber.
Die Frauen machen den Wein. Wenn man Catherine auf die Generationenübergabe anspricht, lehnt sie die Rolle derjenigen «die übernimmt» ab. «Mein Grossvater ging erst letztes Jahr mit 88 in den Ruhestand, die ganze restliche Familie arbeitet hier», erklärt sie. Ihre Cousinen Yaëlle und Laura beenden bald ihre Ausbildung und werden dann in der Familiendomaine tätig sein. Deshalb nennen Yaëlle, Laura, Catherine und Margaret, ihre Partnerin, ihr neues Projekt «Les filles vinifient». Die Idee dahinter? Sie wollen eine etwas andere, junge Linie lancieren mit vier Naturweinen. Einer davon, L’Omnis, ist bereits der Liebling der jungen Önologin, vor allem wegen seinen Tanninen, die an grünen Tee erinnern. Im Mund meint man frische Früchte zu schmecken. Das gefällt Catherine sehr: «Für mich ist es einfach fermentierter Traubensaft, ich liebe die Naturweine genau wegen dieser Einfachheit», lacht sie.
Die Abenteurerin der Reben. Heute ist Catherine eine der wichtigsten Weinmacherinnen der welschen Weinszene. Aber es war nicht immer so klar, dass sich ihr Leben rund um Trauben und Flaschen abspielen werde. «Als ich klein war träumte ich davon, Abenteurerin oder Lebensretterin oder sonst etwas Gefährliches zu werden», gesteht sie. Schliesslich merkte sie, dass auch die Welt des Weins einige Abenteuer bereithält und entschloss sich als 15-Jährige für eine Winzerlehre. «Damals durfte ich offiziell noch nicht einmal Wein trinken, aber gut… für meine Arbeit war das ja Bedingung», schmunzelt Catherine. Inzwischen hat sich einiges geändert, und sie, die seit Kindertagen den Chasselas liebt, macht heute aus dieser Traube fünf verschiedene Grand Crus aus den besten Lagen des Weinguts. Eine gute Art um Tradition und Modernität zu vereinen.
Das liegt im Keller: Weisse: Chasselas Grands Crus: Au Clos, Champanel, Clos des Abesses, Le Chapitre, Mont de Vaux. Chasselas Tradition: L’Initié nature, Le Morget, Préverenges. Altesse Nature, Altesse, Chardonnay, Gewürztraminer, Noblesse de Chardonnay, Omnis orange nature, Pinot blanc, Sauvignon, Viognier. Rote: Pinots noirs Grands Crus: Champanel, Les Lugrines, Raissennaz. Pinot noir Servagnin, Expressis (Pinot noir, Gamay, Gamaret und Mara), Le Cruchon (Pinot noir), Mélodine (Gamay und Gamaret), Apicus (Pinot noir, Gamay und Gamaret), Gamaret, Merlot, Nihilo nature (Pinot noir und Gamay), Syrah, Ultimo Gamay. Rosés: Blanc et Noir (Pinot blanc und Pinot noir). Mousseux: Henri Cruchon Cœur de cuvée (Chardonnay Blanc de blancs). Süss: Le Passerillé (Assemblage).
Coup de Coeur: L’Omnis orange nature, «ein fermentierter Traubensaft».
Das passt zusammen: L’Omnis mit einer Gemüseplatte, Waadtländer Bio Tofu und Kartoffeln, alles im Ofen geschmort: «Dazu ein wenig Tamari-Soja-Sauce und es ist top!»
Drei Gault-Millau-Chefs mit Henri Cruchon Weinen: Franck Giovannini im Hôtel de Ville in Crissier (19 Punkte), Enrico Ferrari im Eligo in Lausanne (15 Punkte) und Ludovic Douteau in der Brasserie des Royal Savoy in Lausanne (14 Punkte).