Text: Siméon Calame I Foto: Julie de Tribolet

Chassel’ice, der Star. Der Keller La Cave des Rois ist keineswegs mehr jung. Aber sein jetziger Besitzer François Grognuz ist ein ziemlicher Kontrast zu den 163 Jahren seiner Familien-Domäne. Dieser Mann in den Vierzigern nimmt das Leben von der guten Seite und hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Auch dann, als Covid an seiner Türe anklopfte und die Hälfte seiner Kunden plötzlich wegfielen. «Es war nicht leicht, so viele Bestellungen zu verlieren und keine klaren Zukunftsaussichten mehr zu haben. Aber das gesamte Team hat aus dieser Krise das Beste gemacht und Lösungen gesucht. Wir haben uns gut geschlagen», blickt er zurück. Ein Beispiel dafür ist der neue Chassel’ice, der im Dezember 2020 von der RTS-Sendung À Bon Entendeur zum besten Schweizer Schaumwein erkoren wurde und seither sensationell verkauft wird. Weitere Topweine von Grognuz heissen «Chasselas Grippe» und «Syrah Mieux Demain». Man spürt den Humor des Winzers.

 

Experiment Syrah. «Ich war nicht von Anfang an wirklich an den Reben interessiert», gesteht der heutige Vater von zwei kleinen Buben. «Nach einigen Jahren als Skirennfahrer besuchte ich zuerst eine Handelsschule, bevor ich mich dem Rebbau zuwandte. Aber ich spiele immerhin noch Fussball.» Seine Lehr- und Wanderjahre als Winzer führten ihn nach Yvorne in den Keller Clos du Rocher und zu Schenk nach Rolle, danach arbeitete er fünf Saisons auf renommierten Gütern im kalifornischen Napa Valley. Ab 2000 kam er zurück auf das Familienweingut und lernte an der Seite seines Vaters Marco geduldig zu sein: «Es ist frustrierend, wenn man diese oder jene Rebsorte pflanzen möchte und dann so lange auf das Resultat warten muss», sagt er, aber räumt auch ein, es sei schön, vieles auszuprobieren und die Natur wirken zu lassen. Aber sein Vater war auch vorausblickend und pflanzte bereits in den Achtzigerjahren Syrah im Kanton Waadt. Es erwies sich als eine gute Idee, wurde er doch 2011 als der drittbeste Syrah von ganz Europa gekürt.

 

Der Fussballverein der Winzer. Ebenfalls 2011 trat François Grognuz der Schweizer Fussball-Equipe der Winzer bei. Ja, das gibt es! Er wirkt dort als Sportdirektor des Komitees und trägt die Armbinde des Kapitäns. Der ehemalige Erstligaspieler erzählt: «Wir treffen in Freundschaftsspielen oft auf Politiker- oder Küchenchef-Teams. Für uns Winzer ist dies eine Möglichkeit, miteinander etwas zu unternehmen und uns ausserhalb unserer Keller oder Weinausstellungen zu sehen». Doch der dynamische Winzer stellt auch mit Erstaunen fest, wie dieses Engagement eine Nähe zu bekannten Gastronomen, Spitzensportlern und Politikern vermittelt: «Der Wein ist eines jener seltenen Produkte, welches Leute aus jeder Schicht zusammenbringt und tolle Freundschaften ermöglicht. Das ist super cool», freut er sich. Obschon er gesteht, nicht mehr sehr viel Zeit in seinen Reben zu verbringen, die sich von St-Saphorin VD bis Evouettes VS hinziehen, entflieht er der Kellerarbeit von Zeit zu Zeit, um mit seinen zwei Söhnen Roméo und Roman dort einen Spaziergang zu machen. 

 

Das liegt im Keller: Weiss: Chasselas (Villeneuve, Chardonne oder St-Saphorin), Fendant, Les Chevaliers, Les Rois, Chasselas Grippe, Les Terreaux, La Bergotte, Viognier. Cuvées royales: Petite Arvine, Païen, Viognier, Sauvignon blanc, Chardonnay. Rot: Les Rois, Dolia. Cuvées royales: Cornalin, Syrah, Sang Bleu, Syrah Mieux Demain, Anthology, Trilogy. Rosés: Gun’s N Rosé, Oeil-de-Perdrix, Les Rosés Sociaux. Schaumwein: Eclipse, Chassel’ice.

 

Coup de Coeur: «Der Sang Bleu, der erste Wein, den mein Vater im Barrique vinifiziert hat. Ein sehr schöner Pinot nach Burgunder-Vorbild.»

 

Das passt zusammen: «Ein Chevalier, unser Chasselas aus St-Saphorin, zu einem guten Fischgericht nach einem Rezept meines Urgrossvaters.»

 

Drei Gault-Millau-Chefs mit Weinen der Cave des Rois: Franck Giovannini im Hôtel de Ville in Crissier (19 Punkte), Kévin Vaubourg im Restaurant Anne-Sophie Pic im Beau-Rivage Palace in Lausanne (18 Punkte) und Marie Robert im Café Suisse in Bex (16 Punkte).