Text: Knut Schwander Fotos: Julie de Tribulet
400 Jahre Geschichte. Das Weingut Champ de Clos liegt in einem steilen Gässchen im alten Kern von Chexbres VD. Seit dem 15. Jahrhundert bearbeitet die Familie Conne ihre Rebberge im Lavaux, das heute zum geschützten Weltkulturerbe der Unesco zählt. Das Haus mit den grünen Fensterläden beherbergt einen Keller voller uralter Fässer. Hier empfängt Christelle Conne ihre Gäste. Die Winzerin wurde soeben ins «Comité de direction» des Office des Vins Vaudois gewählt; Präsident ist Michel Rochat, der CEO der weltberühmten Ecole des Hotelière de Lausanne (EHL).
«Der Waadtländer Wein verdient einen Spitzenplatz.» Dynamisch und mit sympathischen Lächeln führt die 40-jährige Mutter von zwei kleinen Kindern das Unternehmen, das sie 2013 von ihren Eltern Claudine und Jean-Michel Conne übernommen hat. Eine grosse Herausforderung für eine Frau, die sich nicht als Feministin bezeichnet, aber genau weiss, welchen Weg sie gehen will. Anfänglich hatte sie andere Pläne: «Erst auf meinen vielen Reisen realisierte ich, in welch wertvollem Kulturgut wir hier leben. Also beschloss ich es zu wagen und anzupacken.» Sie setzte auch bald ihre eigenen Markenzeichen: Mit neuen, eleganten Weinetiketten, mit touristischen Angeboten auf dem Weingut, das heute bis zu 50 Personen für ein Essen oder eine Feier bewirten kann. Hat es daneben noch Platz für ein Engagement zugunsten des Waadtländer Weins? Christelle Conne sagt überzeugt Ja. Sie möchte die verschiedenen Regionen des Kantons stärker als heute vereinen: «Der Waadtländer Wein muss als Einheit, als ein Ganzes auftreten. Er verdient einen Spitzenplatz auf dem Tisch und im Herzen der Geniesser.»
Das Terroir hat Priorität. Auch in den Reben hat Christelle Conne neue Prioritäten gesetzt, sowohl in ihren Rebhängen im Lavaux wie auch im Chablais und Bonvillars. «Wir sind zwar nicht Bio, aber halten unsere Rebberge begrünt und arbeiten umweltbewusst», erklärt sie. Sie versuche sehr bewusst, den Charakter jedes einzelnen Terroirs herauszuarbeiten. Sei es beim Chasselas im Lavaux, dem Pinot noir am Jurafuss und bei Spezialitäten wie den Viognier in Ollon. Und natürlich bei den herrlichen Crus, die in Saint-Saphorin wachsen, einem Traumort für alle Sinne und für jeden Wein.
Das liegt im Keller: Die Roten aus Pinot noir, Gamaret, Garanoir und bereits etwas Galotta. Merlot und Ancellotta für die Assemblages. Bei den Weissen spielt der Chasselas die Hauptrolle, gefolgt von Gewürztraminer, Chardonnay, Viognier und Sauvignon.
Coup de Coeur: Ein Chasselas aus Chardonne mit dem historischen Namen «Leurs Excellences de Berne» und seiner Etikette, welche die Parzelle zeigt, die einst in bernischem Besitz war.
Das passt zusammen: Der Sémillant, ein Chasselas aus St-Saphorin, begleitet Seefisch, weisses Fleisch oder auch einen alten Gruyère aufs Beste.
Restaurants mit Weinen von Christelle Conne: Das «Beau-Rivage Palace» in Lausanne empfiehlt den Chardonnay aus Chardonne. Auf den Weinkarten von Marie Robert im Café Suisse in Bex (16 GaultMillau-Punkte) und des Hôtel de la Paix in Lausanne sind die Conne-Weine sehr gut vertreten.