Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Erna Drion, Pascal Grob
Vater und Tochter sind sich einig. Weinmachen beginnt im Rebberg. Jeder Rebstock ist eine Persönlichkeit, jede Traube hat Anspruch auf die grösste Aufmerksamkeit. Der Ertrag soll gering und die Konzentration dadurch möglichst gross sein. Die Zukunft ihrer Reben ist grün, umweltbewusst, vielleicht später einmal auch biodynamisch. Bereits heute sind weit über die Hälfte ihrer zehn Hektaren natürlich begrünt, mit regionalen Pflanzen, welche die Reben nicht konkurrenzieren. Vater Claudy Clavien hat 1986 bei der Gründung der Cave des Champs viel Sorgfalt darauf verwendet, die besten Terroirs für seine Reben zu finden. Jetzt tritt Tochter Shadia in seine Fussstapfen. Die nächsten Jahre werden sie noch Hand in Hand arbeiten, später wird sie das Familienweingut von ihren Eltern Claudy und Joëlle übernehmen.
Blick auf den Mondkalender. Noch ist die Cave des Champs nicht biozertifiziert. Aber die Kunden wissen auch so, dass bei den Claviens sehr umweltfreundlich produziert wird. Auch in Sachen Biodynamie sind sie offen. Shadia verrät mit maliziösem Lächeln, dass ihr Vater stets in den Mondkalender schaut, bevor er gewisse Arbeiten wie Filtrieren oder Abfüllen plant. Er behaupte, dass das Ergebnis sonst weniger gut sei. So oder so: Es ist ein Glücksfall für eine Winzerfamilie, wenn eine der Töchter wie Shadia Clavien sich von Kindesbeinen an für den Wein interessiert, eine profunde Ausbildung absolviert, sich im Ausland umschaut und dann mit den Eltern zusammen in Richtung Zukunft steuert.
93 Punkte von Parker. Shadia weiss, dass sie von ihrem Vater noch viel lernen kann. Er ist ein wahrer Meister im Weinmachen, seine Weine sind äusserst subtil und dicht. Für die im Holz ausgebauten Säfte sucht er mit Passion das genau richtige Fass, er will grosse, langlebige Weine machen. Der Erfolg gibt ihm recht. Robert Parker hat seinen Cornalin 2018 mit 93 Punkten und damit als besten Schweizer Cornalin ausgezeichnet, die Petite Arvine holt regelmässig höchste Auszeichnungen, Syrah und Merlot ebenfalls. In diesem Sinn dürfte es auch künftig weitergehen: Shadia ist ein erklärter Cornalin-Fan, es ist ihre absolute Lieblingstraube, der sie bereits ihre Bachelorarbeit gewidmet hatte. «Eine kapriziöse Traube, gleichzeitig robust und elegant, fruchtig und rassig», sagt sie. Eine Traube die nichts verzeihe, aber den Aufwand mit bester Qualität lohne. «Sie ist ein Wahrzeichen des Wallis, und das macht sie gleich nochmals sympathischer», lächelt sie verschmitzt.
Das liegt im Keller: Weiss: Fendant, Johannisberg, Dôle blanche, Chardonnay, Pinot blanc, Païen, Petite Arvine, Rot: Gamay, Pinot noir, Cornalin, Syrah, Humagne rouge, Merlot, Diolinoir, Carminoir. Süss: Reflets d’Automne, Quintessence d’Automne.
«Coup de Coeur»: Vater Claudy Clavien mag einen Pinot noir zum Lammfilet. Mutter Joëlle greift zu einem Païen und geniesst dazu ein Forellenfilet. Und für Tochter Shadia ists ganz klar: Ein Cornalin muss es sein. Und dazu ein schönes Rindsfilet.
Drei Gault-Millau-Chefs mit Clavien-Weinen: Starkoch Didier de Courten im Hotel Terminus in Sierre (19 Punkte), Loris Lathion im Mont-Rouge in Haute-Nendaz (15 Punkte) und Franz und Heidi Schwery im Findlerhof in Zermatt (14 Punkte).