Interview: Kathia Baltisberger Fotos: Thomas Buchwalder
Champagner zum Apéro ist immer ein Erfolg. Funktioniert er auch als Begleitung zum Essen?
Als Aperitif regt Champagner den Appetit an und bringt die Gäste in gute Stimmung. Aber Champagner geht auch sehr gut als Begleitung zum Dinner. Ein gut abgestimmtes Pairing kann viel Spass machen, weil Champagner eine enorme Vielfalt aufweist: weiss, rosé, trocken bis süss, fein elegant bis würzig und von frisch bis oxidativ. Aber es braucht auch ein gutes Weinverständnis. Bei den Globus Delicatessa Dinners haben wir schon Champagner-Begleitungen zu den Menüs von Heiko Nieder oder Andreas Caminada gemacht – das ist schon ein sehr besonderes Erlebnis.
Worauf muss man den bei der Auswahl der Weine achten?
Persönlich finde ich es wichtig, die richtige Balance zu finden. Es ist wichtig, dass die Speisen nicht einen zu intensiven Geschmack haben und die feinen Champagner-Noten überdecken. Hier ist ein gewisses Know-how von Vorteil. Champagner ist zwar enorm vielfaltig, hat aber auch komplexe Aromen. Ich kann nur jedem empfehlen, zu experimentieren und verschiedenen Champagner auszuprobieren, um ein gewisses Repertoire aufzubauen.
Kann man den Champagner von der Vorspeise bis zum Dessert durchziehen?
Champagner kann man bei jedem Gang als Begleitung kombinieren, die Möglichkeiten sind unbeschränkt: Champagner passt zu Fisch, Hummer, Crevetten, Trüffel, Kaviar, Steak. Auch vegetarische Gerichte und Desserts funktionieren.
Geben Sie uns eine Empfehlung: Welche Speisen sollte man zu welchem Champagner kombinieren?
Einer meiner Lieblingschampagner zum Steak ist der Krug Grande Cuvée, eine Assemblage aus 45 Prozent Chardonnay, 45 Prozent Pinot Noir und 10 Prozent Pinot Meunier, aus 200 Basisweinen und elf unterschiedlichen Jahren assembliert. Ein grandioser Champagner, der jedem Steak die Stirn bieten kann. Blanc de Blancs (hoher Chardonnay-Anteil) passen sehr gut zu leicht geräuchertem Fisch, z.B. dem Lachsfilet aus der Mey Selections. Crevetten, Hummer und Austern passen ebenfalls. Die Speisen dürfen nicht zu viele Gewürze und Saucen haben. Zu Rosé Champagner empfehle ich Ente oder das Rindstatar aus der Mey Selections. Hier kann mit geschmacksintensiven Gerichten und Gewürzen experimentiert werden. Für Desserts eignen sich normale Brut Champagner – zum Beispiel mit Apfelkuchen. Zu einer Erdbeertorte passt ein Rosé Champagner. Und wer es wirklich süss mag, serviert einen Demi-Sec Champagner zur Crème Brûlée. Ein richtiger Sugar rush!
Eine Champagner-Begleitung ist sicherlich nicht günstig. Gibt es einen preiswerten Allrounder, der immer passt?
Der Champagner der Domaine Dhondt-Grellet finde ich zurzeit besonders gut. Adrien Dhondt-Grellet ist ein junger Weinbauer, der das elterliche Weingut übernommen und 2010 auf biologischen Anbau umgestellt hat. Die Reben der Familie sind im Durchschnitt 45 Jahre alt und die Trauben werden von Hand gelesen. Adrien gehört zu den jungen Independant-Winzern, die unter dem eigenen Namen Trauben anbauen und in kleinen Mengen hervorragenden Champagner herstellen. Seine qualitativ hochstehenden Champagner sind inzwischen weltweit gefragt. Mein persönlicher Liebling ist der Dhondt-Grellet Les Terres Fines Premier Cru Blanc de Blanc: 100 Prozent Chardonnay. 30 Prozent des Weins stammen aus einer «ewigen Reserve», die bis ins Jahr 1986 zurück reicht. Das Bouquet begeistert mit intensiven Aromen frisch gebackenem Brioche, weissem Pfirsich, leichter Holz-Aromatik und gerösteten Walnüssen. Am Gaumen voll mit wunderbar erfrischendem Finish. Der ideale Alleskönner. Sehr preiswert und bei Globus online erhältlich.
Welchen Champagner empfehlen Sie zum Frühstück?
Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Wie kann man den Start in den Tag besser zelebrieren als mit Champagner? Ich habe in letzter Zeit alle Rosé Champagner aus dem Globus-Sortiment degustiert und verglichen. Wirklich toll finde ich den Ruinart Rosé aus dem Champagner-Haus Ruinart. Ein sehr femininer Champagner, elegant mit subtilen Aromen von roten Beeren, Rosen, Kirschen bis Walderdbeeren. Er ist trocken, aber enorm süffig.
Das Jahr 2020 geht vielleicht nicht als das beliebteste der Menschheit in die Geschichte ein. Gibt es wenigstens Good News aus der Champagner-Welt? Ist 2020 ein guter Jahrgang?
So wie es aussieht, wird 2020 ein Top-Jahrgang für Champagner. Die Ernte hat zwei Wochen früher angefangen als in anderen Jahren. Und die Winzer haben weniger Probleme mit Krankheiten wie Botrytis. Die grossen Champagner-Häuser haben sich auf eine maximale Ernte von 8000 Kilogramm pro Hektare geeinigt. Das sollte ebenfalls für eine tolle Qualität sorgen. In zwei Jahren wird sich dann zeigen, wie die Qualität wirklich ist.
>> David O‘Halloran, Senior Buyer Wein und Spirituosen bei Globus.