Text: Geny Hess
Mikroklima am Luganersee. Das Tessin verzaubert seit jeher mit zahllosen malerischen Orten. Eine solche Oase offenbart sich hinter dem Eingangstor des Castello di Morcote, rund zehn Kilometer südlich von Lugano: Sieben Hektar Weinberge, angeordnet fast wie ein natürliches Amphitheater. Das Weingut profitiert von der einzigartigen Lage auf einer Halbinsel, geschützt vor äusseren Einflüssen. Die Hänge, die thermischen Winde vom Luganersee und der Wald im Hintergrund schaffen ein besonderes Mikroklima. Mit eigenen Tieren, Bienenstöcken, Pflanzen, Kräutern und besagtem Wald bildet das Weingut ein eigenes kleines Ökosystem.
Wahrzeichen Burgruine. Nicht zu vergessen sind dabei die indigenen Hefen, essentiell für die Weinherstellung, die ebenfalls von dieser Diversität profitieren: «Das schmeckt man in der Degustation heraus», sagt Gaby Gianini, die Besitzerin des Weinguts. Mittendrin steht der neu renovierte Weinkeller, der vollständig mit Solarenergie betrieben wird. Hoch darüber thront die mittelalterliche Burgruine, die als geschichtliches Wahrzeichen der Domäne auch den Namen gibt.
Zwei Frauen mit einer Vision. 2014 hat «Castello di Morcote» auf Bio umgestellt: «Wir hatten in der Vergangenheit wenig Mehltau und wagten deshalb diesen Schritt», so Gaby Gianini. Begünstigt wurde die Entscheidung auch dadurch, dass sie mitten in den Weinreben wohnt – so konnte sie jederzeit die Gesundheit der Reben überwachen. «Wir konnten ja damals auch niemanden um Rat fragen, wir waren die ersten im Tessin!» Heute ist sie glücklich über den Vorstoss, auch wenn der Bio-Anbau viel Flexibilität verlangt. Auch ein Grund dafür, dass Gianini seit 2020 von der Önologin Benedetta Molteni unterstützt wird. Die beiden Frauen teilen sich einerseits die Vision, wie ein modernes Weingut Innovation und alte Techniken miteinander verbinden kann. Andererseits die Liebe zu diesem aussergewöhnlichen Terroir auf der Halbinsel, das charakterstarke, elegante und tiefgründige Weine hervorbringt.