Text: Stephan Thomas | Foto: Hans-Peter Siffert
Big four. Bachtobel, Broger, Wolfer, Burkhart - in der Öffentlichkeit wird dieses Quartett als die Spitze des Weinbaus am Ottenberg wahrgenommen. Michael Burkhart kann damit leben. «Wir sind verschieden, ergänzen uns aber auch. Wir schaukeln uns gegenseitig zu immer mehr Qualität hoch.» Michael ist schon in siebter Generation hier. Den Erfolg hat sich die Familie hart erarbeiten müssen. «Früher haben wir einmal jährlich auswärts gegessen. Wir hatten kein Geld. Wir mussten für das Dach über dem Kopf schauen.»
Bürli, Spiessli, Wein. Michael zeigt uns seinen schlicht gestalteten und grosszügig angelegten Degustationsraum. Durch die riesige Fensterfront blickt man auf die sanften Hügel des Thurtals und den Alpstein. «Wir gehen nicht gerne an Messen. Wir haben es lieber, wenn die Leute zu uns kommen. Gerne zeigen wir ihnen alles. Nicht nur den Degustationsraum, sondern auch die Orte, wo gearbeitet wird.» Das Konzept geht auf. Mittlerweilen gibt es bei Burkharts eine volle Stelle für Events und Verkauf. «Bei uns haben die Leute am liebsten das Bürli in der Hand, das Spiessli auf dem Teller, das Glas daneben.»
Diva Pinot Noir. Drei Viertel der Weine, die Burkharts produzieren, sind Weisse. «Am Anfang haben uns die Gastronomen gesagt: Bringt uns alles, nur keinen Pinot Noir. Den machen wir zwar auch, denn er gehört zu uns. Er ist aber fast ein Hobby. Pinot kann man nur auf hohem Niveau produzieren, sonst lässt man es besser bleiben. Ich hoffe, er wird mit der Zeit so rar, dass er nur noch da produziert wird, wo er wirklich gut wird.» Ein Weisswein ragt aus dem Sortiment heraus: Der Kernling, eine Mutation des Kerners. Burkarts sind die Vorreiter dieser Sorte in der Schweiz. Sie pflegen 1,2 Hektaren davon und könnten viel mehr verkaufen. Nach der Degustation wissen wir warum.
Die Hoffnung blüht. Burkharts verkaufen die Hälfte ihrer Weine an die Gastronomie. Das ist vergleichsweise viel. Michael sieht die Gastronomen denn auch als Partner, nicht als Kunden. «In den schwierigsten Zeiten haben wir allen unseren Gastronomiebetrieben ein Rebstöckchen geschenkt, um ihnen Hoffnung zu machen.» Eine schöne Geste, finden wir.
«Coup de coeur»: Chardonnay 2020
Das liegt im Keller: Kernling 2020. Pinot Noir Reserva 2018. Müller-Thurgau 2020
Drei GaultMillau-Chefs mit Burkhart-Weinen: Käthi Fässler im «Hof Weissbad» (16 Punkte). Christian Göpel im Bad Horn/Restaurant «Wave» (14 Punkte). Charlie Günter im «Seegarten» Kreuzlingen (14 Punkte).
Das passt zusammen: Saiblingfilet niedergegart mit leicht geräuchtem Apfelkompott, Apfel-Raps-Salat und Safransauce (nach Charlie Günter, Seegarten Kreuzlingen, 14 Punkte) zu Sauvignon Blanc