Text: Stephan Thomas

Durstige Mönche. Ein sattes Jahrtausend lang waren die Klöster treibende Kraft im Schweizer Weinbau. Doch dann wurden viele von ihnen aufgehoben. Den verbleibenden war die Lust auf Rebbau oft vergangen. Katastrophen wie die Reblaus taten das Ihrige. Heute bauen nicht mehr allzu viele Klöster eigenen Wein an. Eine grosse Ausnahme ist das Kloster Einsiedeln. Bis 2011 besorgte hier einer der Brüder das Weingeschäft, wohl mehr aus Pflicht als aus Berufung. Seither ist Önologe Dominic Mathies in der Verantwortung. Unter ihm hat die Kellerei Kloster Einsiedeln einen gewaltigen Sprung nach vorne getan.

 

Elbling, knackig. Die Trümpfe im Sortiment? «Wir setzen auf Räuschling und die alte Sorte Elbling. Beim Elbling schätzt die Kundschaft die knackige Säure. Jedenfalls sind wir da schnell ausverkauft. Wir werden künftig deutlich mehr davon anpflanzen.» Stolz ist Mathies auch auf den Schäumer «Vivus» Rosé Extra brut. «Dank dem Hefelager ist er komplex, aromatisch, vielschichtig, lang. Da habe ich mir einen Traum erfüllen können.»

 

Gut, oder gar nicht. Hervorragend ist im Kloster Einsiedeln aber auch der Pinot Noir, besonders der «Konvent» aus alten Reben. Mathies ist ein ausgesprochener Tüftler, besonders was den Holzeinsatz angeht. Wenn ihn ein Jahrgang wie 2021 nicht überzeugt, zeigt er Mut. Dann gibt es eben keinen Pinot Noir. Die Trauben gehen in den Schaumwein, da machen sie bessere Figur. Das Klösterliche erkennt man im Einsiedler Weinangebot nur am Rande. Für den Messwein wird ein wenig von der pilzresistenten Sorte Solaris angebaut. Rom hat nämlich gewünscht, dass Messwein möglichst naturnah sein solle.

 

Traumlagen. Mit seinen Reblagen hält das Kloster ein unschätzbares Kapital. Die Leutschen ist einer der berühmtesten Reblagen der Schweiz. Und alle kennen die Insel Ufenau, wo ebenfalls Wein wächst. Zudem hat das Kloster 4,4 ha Rebland im Limmattal. Mathies weiss, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit ist, und zeigt Präsenz. Mit seinen Weinen, aber auch mit seinem Engagement als Präsident des Weinbauvereins am Zürichsee. Sein Credo: «Der Rebberg muss leben. Aber nicht nur die Trauben, sondern auch der Keller, das Personal. Das tönt vielleicht ein wenig spirituell. Aber es ist so.»

 

Coup de Coeur: «Vivus» Rosé Extra brut (ab Dezember 2023)

 

Das liegt im Keller: Merlot 2021, Pinot Noir Barrique «Konvent» 2020, Räuschling 2022

 

Drei GaultMillau-Köche mit Kellerei Kloster Einsiedeln-Weinen: Turi Thoma in der «Wirtschaft zur Burg» Meilen (16 Punkte). Dani Jann im «Adler» Ried-Muotathal (16 Punkte). Markus Sager im «Rössli» Adligenswil (13 Punkte).

 

Das passt zusammen: Zürichsee-Felchen von Hiestand in Freienbach, in der Alufolie zusammen mit Lauch, Rüebli und Peterli gegart, zu Räuschling

 

>> www.klosterkellerei.ch