Text: Elsbeth Hobmeier I Foto: Hans-Peter Siffert
Ideale Ergänzung. Er kümmert sich um die Reben und hat sich seinen Wunschtraum, die Umstellung des gesamten 12-Hektaren-Guts auf biologischen Anbau, gerade erst erfüllen können. Sie betreut den Keller und die Weinbereitung, tüftelt gerne mit Spontangärung und mit neuen Sorten, kocht gut und nennt auf jeder Weinetikette mittels Piktogramm, welche Speisen zu welchem Wein passen. Gemeinsam führen Marylène und Louis Bovard seit 2011 das Weingut im imposanten Château de Praz am Murtensee. «Ich finde es schön, als Önologenpaar miteinander zu arbeiten und unsere drei Kinder gemeinsam zu betreuen», sagt Marylène, welche den Betrieb von ihren Eltern übernommen und mit Louis Bovard, der ebenfalls aus einer alten Winzerdynastie am Genfersee stammt, den idealen Partner gefunden hat.
Geglückter Umbau. Der Weinkeller und das Gebäude des Château de Praz kann 2023 das 400-jährige Bestehen feiern, «das gibt ein schönes Jubiläum», sagt die Winzerin, Vor einiger Zeit ha-ben sie und ihr Mann den Keller auf den neusten Stand gebracht, jetzt wurde auch noch der Ver-kaufs- und Degustationsraum renoviert: Antike Balkendecke und neue Theke, alte Harassen als Weingestelle und ein grosser Tisch für Weinverkostungen, alles sehr einladend und ansprechend. Leider sind die 2021-er Weine praktisch ausverkauft, glücklich, wer sie rechtzeitig reserviert hat. «Der Ertrag war wetterbedingt nur klein, aber konzentriert und mit einer sehr schönen Säure», erklärt Marylène Bovard. Und vertröstet mit Blick auf den kommenden Jahrgang. «Der zeigt sich bis anhin optimal, die Blüte ist praktisch durch, wir sind guter Dinge». Neukunden rät sie, die Ad-resse zu hinterlegen, damit sie rechtzeitig orientiert werden, wenn ab Januar 2023 wieder Wein zur Verfügung steht. Château de Praz zählt zu den renommierten Adressen im Dreiseengebiet und darf seit 2016 die GaultMillau-Tafel der Besten Schweizer Winzer an die Türe hängen.
Einzig sortenrein. Ein Credo von Marylène Bovard sind die sortenreinen Weine, bei ihr findet man keine Assemblagen. Aus zehn Rebsorten kreiert sie insgesamt zwölf Weine. 40 Prozent der Rebfläche gehört immer noch dem Chasselas, der einerseits mit der vertrauten Etikette aus Vater Chervets Zeiten und anderseits als Réserve blanche aus einer speziellen Lage produziert wird. Besondere Freude hat die Winzerin dieses Jahr am Pinot gris, «der ist ganz genau so wie ich ihn mir gewünscht hatte», sagt sie. Eine Besonderheit offenbart der Freiburger 2021: Weil gemäss einer internen Charta der Vully-Winzer diese einheimische weisse Sorte trocken ausgebaut werden muss, im Château-Keller aber ein Teil davon spontan vergärte und danach 21 Gramm Restsüsse aufwies, machte Marylène Bovard daraus ebenso spontan einen «Freisamer leicht süss» gemäss dem zweiten Name dieser Traube. Er passt wunderbar zu asiatischen Gerichten, zu Fisch und Pilzen…aber bleibt wohl einmalig. Und passt damit bestens zum Château de Praz.
Das liegt im Keller: Weiss: Chasselas Château de Praz, Chasselas Réserve blanche, Pinot blanc, Pinot gris, Riesling, Freiburger, Freisamer, Sauvignon blanc, Traminer. Rot: Pinot noir, Gamaret, Réserve rouge Gamaret. Rosé: Oeil de Perdrix. (2021 ist ausverkauft, 2022 kann schon bestellt werden)
«Coup de Coeur»: «Der Pinot gris 2021 erfüllt alle unsere Erwartungen, er ist harmonisch, es stimmt einfach rundum alles».
Das passt zusammen: Die Chasselas Réserve blanche passt zu einer Quiche, zu Gemüse, Käse, Speck oder einem schön grillierten Poulet - die Gastronomen lieben sie.
Drei Restaurants mit Château-de-Praz-Weinen: Frédérik Kondratowicz im Hôtel de Ville in Fribourg (16 Punkte), Noémie und Mathieu Courrier in der Auberge du Rendez-vous in Aumont (14 Punkte) und Oliver Lohse in der Käserei in Murten (12 Punkte).