Text: Siméon Calame I Fotos: Hans-Peter Siffert

Ein schweizerisch-flämisches Paar. Jean-Louis und Veerle Mathieu wohnen im schönen Haus der Familie, mit einem gepflegten Garten, gleich neben der Seilbahnstation Chalais-Vercorin. Zusammen mit dem quicklebendigen Paar - er ist Schweizer, sie kommt aus Flandern, ist Physiotherapeutin und kümmert sich ums Administrative - geht es weiter in Richtung Zentrum von Sierre, wo der Winzer etwas mehr als eine Hektare Petite Arvine pflegt. Das ist eine von seinen drei Parzellen, die anderen liegen auf den Hängen oberhalb von Chalais sowie auf den beiden Hügeln «Crêta Zina» und «Crête blanche». «Besonders gerne komme ich zur Crête blanche, sie bietet eine unglaubliche Biodiversität», schwärmt Jean-Louis, «hier nistet noch der europäische Bienenfresser, eine sehr seltene Vogelart».

 

Mit Swiss rund um die Welt. Jean-Louis Mathieu ist ein grosser Naturliebhaber. So überrascht es nicht, dass er bereits bei seinem Eintritt ins Familiengut vor einigen Jahrzehnten für eine Begrünung der gesamten Weinberge plädierte. Sein Engagement in Chalais begann 1994. Vorher machte er ein Stage bei der Volg-Weinkellerei in Winterthur, wo er immer in der am frühesten geöffneten Bäckerei die Gipfeli für das Kellereiteam holte. Danach kehrte er in die Romandie zurück, um in Changins Önologie und Rebbau zu studieren. Ab 1995 modernisierte er den Betrieb, holte Medaillen in Hülle und Fülle, pflanzte neue Rebsorten wie etwa Divico und produzierte Weine, die auch auf den Langstreckenflügen der Swiss serviert wurden. Das Abenteuer von Jean-Louis Mathieu erweist sich als eine Serie von Erfolgen.

 

18 Weine im Angebot. Im wunderschönen Keller mit seinen Trockensteinmauern empfängt der Winzer Geniesser und Neugierige zur Degustation. Der Sauvignon blanc ist aussergewöhnlich fruchtig und leicht spritzig, während die Petite Arvine eine schöne Frische zeigt. Die Degustation  könnte etwas länger dauern, produziert die Domaine doch ganze 18 Weine! «Das sind zuviele», lacht Jean-Louis. «Die Auswahl ist allzu gross, aber ein jeder Wein gefällt einem Teil unserer Kunden, ich kann nicht einfach ein paar weglassen.» Er weiss jedoch, dass er diese Aufgabe in den nächsten Jahren wird anpacken müssen. Oder überlässt er das vielleicht seinem Sohn Lionel? Der junge, 21-jährige Mann soll das Gut in einigen Jahren übernehmen. «Ich habe Lust dazu, keine Frage», antwortet er lächelnd. «Hier in Chalais wächst man mit den Reben auf, ich sehe mich in keinem anderen Beruf.» Aber er weiss auch, dass sich bis dahin noch einiges ändern kann, «wir reden dann über diesen Weinkatalog, wenn es so weit ist».

 

Das liegt im Keller: Weisse: Fendant, Johannisberg, Chardonnay, Sauvignon blanc, Petite Arvine, Heida, Ermitage, Terra Joya (weisse Assemblage), Tulum; Rote: Humagne rouge, Dôle de Sierre, Pinot noir Champfleuri, Pinot noir Tzaly, Gamaret, Cornalin, Syrah, Merlot, Terra Zina (rote Assemblage); Rosés: Dôle blanche, Merops (rote Assemblage). 

 

Coup de Coeur: «Der Humagne rouge 2021, weil er kräftig, aber trotzdem sehr ausgewogen ist. Ich trinke ihn besonders gern zu einem Wildgericht.»

 

Das passt zusammen: Jean-Louis wählt seinen frischen Sauvignon blanc 2021 zu einem japanischen Gericht. Oder auch genau so gern zu Fisch.

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Weinen von Jean-Louis Mathieu: Yannick Crepaux im MontBlanc/ LeCrans Hôtel&Spa in Crans-Montana (17 Punkte), Didier De Courten im Atelier Gourmand in Sierre (17 Punkte) und Grégoire Antonin im Nouvo Bourg in Saillon (16 Punkte).

 
>> www.mathieu-vins.ch