Text: Elsbeth Hobmeier
Nachfolge gesichert! Wenn es in der Schweiz um Biowein geht, dann belegt die Dreiseen-Region den obersten Platz auf dem Podest. Nirgendwo sonst wie am Neuenburgersee haben so viele Winzerbetriebe umgestellt. Und auch am Bieler- und Murtensee ist die Bio-Knospe auf Vormarsch. Massgebend mitgewirkt haben Pioniere wie La Maison Carrée in Auvernier: Die Familie Perrochet setzt seit sehr langem auf umweltschonende Produktion, 2023 wurde sie gar zur «Meilleure Cave Bio de Suisse» gewählt. Schön, dass Sohn Alexandre im gleichen Sinn an der Seite der Eltern Christine und Jean-Denis Perrochet mitarbeitet und die Zukunft des Betriebs sichert. Ähnlich gut steht es bei der prächtig oberhalb Colombier gelegenen Domaine de Chambleau. Auch diese Weinpalette wird seit langem bio produziert, auch hier tritt die nächste Generation bereits in die Fussstapfen der Eltern: Neben Valérie und Louis-Philippe Burgat wirkt die ältere Tochter Charlotte tatkräftig mit. Im imposanten Keller des Château Auvernier hat Sohn Henry Aloys Grosjean von Vater Thierry übernommen, auf dem Demeter-Betrieb Saint-Sébaste in Saint-Blaise ist Tochter Elodie Kuntzer am Ruder. Sie alle sorgen dafür, dass es für die stolzen Betriebe im Drei-Seen-Land eine vielversprechende Zukunft gibt. Grosses Bild oben: Elodie und Jean-Pierre Kuntzer.
Heimat des Non-Filtré und Oeil-de-Perdrix. Die Jura-Hänge an den Ufern des Bieler-, Neuenburger- und Murtensees sind vielschichtig, auch in Sachen Wein. Hier wachsen filigrane Chasselas, hier ist die Heimat des Oeil-de-Perdrix, dem Rosé aus der Pinot-noir-Traube, der leider nicht rechtzeitig geschützt wurde. Erfunden wurde hier auch die Tradition des trübe belassenen Non-Filtré, der sich deutlich wieder im Aufschwung befindet. Gehaltvoll sind die Pinot noirs, grosse Klasse die Chardonnays. Besonders elegant zeigen sich der Sauvignon blanc und der Gewürztraminer - Kenner behaupten, diese beiden weissen Sorten fänden hier innerhalb der Schweiz das beste Terroir. Eine These, die zum selber Degustieren geradezu aufruft!
Die ausgezeichneten Winzerinnen und Winzer:
Marylène & Louis Bovard-Chervet
Er ist Chef im Rebberg, sie im Keller: Das Önologen-Ehepaar setzt im 400-jährigen Château de Praz am Vully auf reinsortige Weine und ihr besonderes Terroir. Ihr Chasselas, Riesling und Pinot blanc überzeugen, neu ist ein Freiburger Orange-Wein nach georgischem Vorbild.
Louis-Philippe Burgat
Der Pur Sang, das rote Aushängeschild von Chambleau in Colombier NE, ist ein Kraftbündel, dicht, saftig und holzbetont. Zartgliedriger zeigen sich der Pinot Noir Gavotte und die Cuvée Charlotte. Entdeckenswert auch Divico L’Audacieux und La Sauvageonne aus der weissen Piwi-Sorte Solaris.
Jean-Daniel & Franziska Chervet
Die Böden der Familie Chervet in Praz am Vully prägen die besonders mineralischen Weissweine. Beste Beispiele sind ihr Chasselas Vieilles Vignes, der in der Romandie rare RieslingxSylvaner und die begehrte Cuvée Arzille blanc aus Sauvignon blanc, Pinot gris und Freiburger.
Grillette Domaine de Cressier
Das Gut in Cressier NE war immer schon Pionierin beim Anbau neuer Sorten. Jetzt setzen Grillette-Besitzer Matthias Tobler und die Önologin Annie Rossi überzeugt auf die Biodynamie. Ihre Spitzenweine: Pinot noir Graf Zeppelin, Noir des Roches, Viognier Les Guillembergs und Merlot Les Clous.
Henry Aloys Grosjean
15 Generationen Weingeschichte im 400-jährigen imposanten Château in Auvernier, grosses Engagement für Neuenburger Crus: Henry Aloys Grosjean führt die Tradition weiter und bürgt für Top-Qualität. Sei es beim berühmten Oeil-de-Perdrix oder den Lage-Pinot-noirs Les Argiles und Les Grand’Vignes.
Martin Hubacher
Die Burgundersorten Chardonnay und Pinot noir sind das Aushängeschild von Martin Hubacher und Michaela Gabriel im Johanniterkeller Twann. Aber auch der Sauvignon blanc, Pinot blanc und der hierzulande seltene Saint-Laurent fallen auf. Ein Tipp: Die Weine sind sehr lagerfähig, Geduld lohnt sich.
Jungo & Fellmann
Eine Familie, eine Passion: Der Wahlspruch der beiden Cousins Jean-Marc Jungo und Christian Fellmann. Als dynamisches Duo führen sie die Cave des Lauriers in Cressier. Ihr Pinot noir Barrique Les Cloux hat mit dem neuen, ihrem Ururgrossvater gewidmeten «1879» einen Gefährten erhalten.
Adrian Klötzli
Er führt in dritter Generation das Familienweingut zum Twannbach in Twann am Bielersee und ist stolz auf seinen Chasselas aus verschiedenen Lagen. Genau so gut ist auch die rote Cuvée Unique, nicht zu vergessen der Süsswein Le Rêve.
Weingut Krebs und Steiner
Der samtige Pinot noir Alte Reben mit der Kraft aus über 50-jährigen Stöcken ist der Paradewein von Andreas Krebs. Für den raren Kult-Chardonnay Clos au Comte zeichnet Sabine Steiner verantwortlich. Das Ehepaar führt die Familienweingüter in Schernelz und Twann heute gemeinsam, pflegt aber weiterhin eine unterschiedliche Stilistik.
www.weingut-krebs.ch, www.schernelz-village.ch
Familie Kuntzer
Die Domaine Saint-Sébaste in Saint-Blaise am Neuenburgersee setzt überzeugt auf den biodynamischen Anbau und auf Pinot noir und Chasselas, welche sortenrein ausgebaut werden. Vor kurzem hat mit Elodie und Ludovic Kuntzer die nächste Generation übernommen.
Jean-Denis und Alexandre Perrochet
La Maison Carrée in Auvernier ist ein Ausnahme-Weingut, heuer wurde es zum Schweizer Bio-Produzent des Jahres gewählt. Mit traditionellen Korbpressen und Holzfässern betonen Vater und Sohn Perrochet das Terroir von Auvernier und Hauterive. Imposante und lagerfähige Weine wie der Pinot noir Le Lerin und der Chasselas Cru des Abesses zeugen davon.
Christian Vessaz
Als Kellermeister und Önologe hat Christian Vessaz das Weingut der Burger von Murten in höchste Sphären geführt. Sein Traminer zählt schweizweit zu den Besten. Mit Finesse brillieren auch der Chasselas und der Malbec Fichillien. Neu dazugekommen ist eine Naturwein-Linie.
Fotos: Hans-Peter Siffert / Monika Flückiger