Text: Siméon Calame  Fotos: Blaise Kormann

Die fünfte Generation. Lully, Kanton Genf, 13. Jahrhundert: Die Benediktinermönche bepflanzen den kleinen Hügel, wo später einmal das Signal von Bernex stehen wird, mit Reben. Acht Jahrhunderte später stehen die Rebstöcke Des Curiades immer noch da, seit 1909 werden sie von der Familie Dupraz gepflegt. «Es ist ein Familienweingut im wahrsten Sinn», erklärt Xavier, «viele Jahre lang bewirtschafteten es unser Vater und unser Onkel, heute arbeitet unser Cousin an unserer Seite. Jeder von uns bringt seine Fähigkeiten ein, das macht uns stark.» 

 

Die Alligoté-Pioniere. Antoine bildete sich als Ingenieur für Landmaschinen aus; er ist es, der sich heute um alle grossen und kleinen technischen Probleme kümmert. Xavier dagegen arbeitete fünf Jahre in der Uhrenbranche, bevor er eine totale berufliche Wende vollzog. «Es war etwas speziell für mich, mit 23 Jahren nochmals eine Ausbildung anzufangen, aber ich wusste, dass es eine gute Wahl war», erklärt er. Seine Präzision und Exaktheit als Uhrmacher hat er nicht verloren, er setzt sie heute im Keller ein sowie beim Erarbeiten der Bio-Zertifikation, welche viel Ausdauer erforderte. Diese Ausdauer war den Dupraz immer schon eigen - anfangs des 20. Jahrhundert war es Jules Dupraz, der als Erster in der Schweiz die weisse, frische Traubensorte Alligoté pflanzte. 

 

Eine leicht verrückte Etikette. Der Erfolg, der Les Curiades in den letzten Jahren beschieden war, beruht unter anderem auf einer speziellen Vinifiziermethode, angelehnt an den italienischen Amarone: Vor dem Pressen werden die Trauben zwei bis drei Wochen angetrocknet. Das konzentriert die Aromen und verleiht zum Beispiel der Cuvée des Trois Ours eine spezielle Kraft und Fruchtigkeit verbunden mit grossem Reifepotenzial. Ein weiterer Coup der beiden Brüder ist die neue Etikette, mit welcher sie den Rosé de Gamay präsentieren: Ein knalliges Pink, ein frecher Auftritt. «Wir wollten die Aufmerksamkeit auf diesen frischen und säurearmen Wein lenken - was mit dieser Etikette sehr gut gelingt», sagt Xavier voll jugendlichem Übermut. Seine Freude an Neuem beweist er immer wieder, so auch bei den Degustationen, welche er in diesem aussergewöhnlichen Jahr den Umständen entsprechend via Skype durchführte.

 

Im Keller: Weiss: Chasselas, Aligoté, Curiades blanc, Chardonnay, Chardonnay barrique, Chardonnay Vieilles Vignes, Chardonnay passerillé, Sauvignon, Sauvignon barrique, Viognier, Savagnin. Rot: Gamay, Curiades rouge, Pinot noir, Pinot noir barrique, Gamaret, Marquis de Coudrée, l’Authentique, l’Essentiel, l’Absolu, l’Esprit de Genève, Cuvée des Trois Ours. Rosé: Rosé de Gamay, Oeil de Perdrix, Rosé Prestige. Schaumwein: Mousseux Tradition.

 

Coup de Coeur: Die Cuvée des Trois Ours, eine Assemblage von edlen Rotweinen - ein aussergewöhnlicher Wein aus angetrockneten Traubenbeeren.

 

Das passt zusammen: «Unser frischer Sauvignon blanc mit seinen Holunderaromen passt herrlich zu einem Seefisch. Ich unterstreiche dies gerne mit einer Zitronensauce», empfiehlt Xavier.

 

Drei GaultMillau-Chefs mit Weinen von Les Curiades: Philippe Chevrier von der Domaine des Châteauvieux in Satigny (19 Punkte), Pascal Cloetens im Curiades in Lully-Bernex (13 Punkte), Christophe Moranzoni im Lion d’Or in Carouge (13 Punkte).