Text: Stephan Thomas I Fotos: SK Photo

Späte Berufung. Ganz geradlinig verlief sie nicht, die Winzerlaufbahn von Uwe Schneider (grosses Bild oben). Aus München stammend, liess er sich zunächst zum Weinakademiker ausbilden. Die Liebe führte ihn dann nach Schruns im vorarlbergischen Montafon. Weil er doch in der Weinbranche bleiben wollte, arbeitete er zu 60% als Weinberater im Globus St.Gallen. Zu 40% ging er Thomas Mattmann vom Zizerser Weingut Cicero als Aushilfe zur Hand. Mit 40 entschied er sich, hier noch die Winzerlehre zu machen. Nach Mattmanns Tod wurde er Betriebsleiter bei Cicero, und nach der Auflösung des Betriebs besorgte er für die verschiedenen Kunden und Inhaber der Teile des früheren Guts weiterhin die Weinbereitung.

«Pinot Noir Clos Ochsaweid». Trotz der geringen Grösse von Schneiders Betrieb sieht man hier eine aussergewöhnlich grosse Anzahl verschiedener Flaschen und Etiketten. Das liegt daran, dass Schneider vielen Privaten ihren persönlichen Wein keltert, auch in Kleinmengen - eine Dienstleistung, über die er sich in starkem Masse definiert. Grössere Auftraggeber sind Rebbau Ciprian und die Familie Däscher. Schneider fährt mit uns durch den 40 ha grossen, aber zum Teil stark parzellierten Rebberg von Zizers. Besonders spannend: Eine Parzelle, die Heinz Däscher nach burgundischem Vorbild mit einer ganz niedrigen Anlage und einer extrem hohen Stockdichte bepflanzt hat - ein Unikat in Graubünden. Aus ihm bereitet Schneider den bemerkenswerten Lagenwein «Pinot Noir Clos Ochsaweid».

Schäumer, fadengerade. Hervorragend sind auch die Weine, die Schneider unter eigenem Namen produziert und verkauft: Den Lagen-Pinot Noir «Felder» und den Chardonnay. Den Nerv der Zeit trifft er mit seinem Pinot Brut Rosé «Ultra», einem kaum dosierten, wunderbar frischen Schäumer, der allmählich den Weg ins allgemeine Bewusstsein findet und auch schon in Spitzenrestaurants wie dem Bad Ragazer «Igniv» ausgeschenkt wird. Den selbst vinifizierten Grundwein lässt Schneider anschließend bei Xavier Chevallay von XC Oenologie versekten.

Das Privileg Pinot Noir. Schneider ist ein Pinot-Freak. Er findet es schade, wenn man sich des Privilegs nicht bewusst ist, in einer Pinot Noir-Region Winzer sein zu können. «In den letzten Jahren sehen wir manchmal die Tendenz, aus dem Pinot Noir Blanc de Noirs, Federweiss und einfache Schäumer zu machen, ja sogar den Pinot auszureissen. Graubünden ist von der Muse geküsst - das ist das Land, um Pinot Noir und Chardonnay zu machen. Viele Winzer von anderswo beneiden uns darum. Wir sollten stolz darauf sein. Ich jedenfalls bekenne mich zum Pinot Noir. Um sein Potential auszuschöpfen, braucht es allerdings den biologischen Rebbau.»

Coup de Coeur: Pinot Noir «Felder» 2019

Das liegt im Keller: Pinot Noir «Felder» 2021; Chardonnay 2021; Pinot Brut Rosé «Ultra» 2019 (wird im Juni nach vier Jahren Hefelager degorgiert).

Drei GaultMillau-Köche mit Schneider-Weinen: Joël Ellenberger im «Igniv by Andreas Caminada» im Grand Resort Bad Ragaz (17 Punkte). Siggi Tschurtschenthaler im «Adler» Fläsch (15 Punkte). David Esser im «Alten Torkel» Jenins (14 Punkte).

Das passt zusammen: Steinpilzrisotto mit Pinot Noir «Felder»


>> www.schneiderwein.ch