Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Digitale Massarbeit

Tatort Cressier. Swiss Wine macht es möglich: Schnuppertag im Rebberg, Mithelfen bei der Ernte. Das liessen sich viele Weinfreunde nicht entgehen. Der GaultMillau-Channel war auf der fabelhaften «Grillette Domaine de Cressier» dabei. Die fröhliche französische Oenologin Annie Rossi und Eigentümer Matthias Tobler arbeiten seit sechs Jahren zusammen. Ihr seit 1884 existierendes Weingut steht für Qualität.

Am Puls der Ernte Grillette Neuenburg Oktober 2021

Der erste nationale Weinlesetag lockte viele Interessierte in die Reben. 40 allein in die «Grillette Domaine de Cressier».

40 Erntehelfer und ein Traktor. Vor dem Empfangsgebäude der Domaine Grillette gibts Gipfeli und Kaffee zum Aufwärmen. Morgens um 9 Uhr ist es nämlich noch empfindlich kalt. Doch die rund 40 angehenden Erntehelferinnen und -helfer scheinen voll motiviert. Im Eiltempo stürmen sie den Traktor-Anhänger und los gehts durch das Dorf Cressier hinauf in die Rebberge zwischen Bieler- und Neuenburgersee. Jede und jeder erhält ein Swiss-Wine-Rucksäckli mit Regenjacke, Rebschere und Flaschenöffner als «Bhaltis». So ausgerüstet kann nichts mehr schiefgehen. Önologin Annie Rossi und Rebmeisterin Blandine Dupont zeigen, wie man es macht: Traubendolde fassen, abschneiden, von faulen oder grünen Beeren säubern, sanft in die gelbe Erntekiste legen, «bitte nicht schmeissen. Und auch nicht in die Finger des Gegenübers schneiden», warnen sie.

Vom Zeltplatz in den Rebberg. Die Eleven geben sich Mühe, beäugen kritisch jede einzelne Traube. Immerhin soll der Oeil-de-Perdrix, für den sie die Pinot-noir-Trauben ernten, ein Superwein werden. «Mich würden sie gleich wieder entlassen, so langsam wie ich bin», lacht Marianne Devanthey. Sie ist mit ihrem Mann extra für diesen Erntetag vom Genfersee angereist, hat auf dem Zeltplatz Le Landeron übernachtet und ist am Vortag durch die Rebberge geradelt, «ich liebe den Grillette-Wein und wollte jetzt unbedingt mal beim «Läset» dabei sein: «Ich mache das zum ersten Mal in meinem Leben. Ein Supererlebnis.» Auch für Andreas Gloor, einen in die Westschweiz gezogenen Nidwaldner, ist es eine Premiere.  «Ich mag den Malbec, den Merlot und den Sauvignon blanc von Grillette. Weil mir dieses Weingut sympathisch ist, bin ich heute für diesen nationalen Erntetag nach Cressier gekommen».

Späte Ernte, schwieriges Jahr. Die Ernte hat dieses Jahr eben erst angefangen, zwei Wochen später als üblich. «Wir haben schon mal etwas Pinot für den Blanc de Noirs und für den Mousseux gelesen, aber jetzt gehts erst richtig los», sagt Matthias Tobler, Önologe und Inhaber des Weinguts Grillette. Die Qualität der Trauben sei jedoch besser als erwartet, hier am Neuenburgersee sei man auch weitgehend verschont geblieben von Hagelschäden. «Wenn wir jetzt noch ein paar Sonnentage haben, dann sind wir zufrieden.» Seit 2011 hat er den gesamten Betrieb auf Biodynamie umgestellt. War das kein Problem in diesem regnerischen, kalten Sommer? «Nein, im Gegenteil, weil wir uns nicht an einen festgelegten Spritzplan halten mussten, konnten wir je nach Zustand der Reben spontan handeln», sagt Tobler, «dieses schwierige Jahr hat mich sogar in meiner biodynamischen Überzeugung bestärkt». Auch Önologin Annie Rossi sieht es so: «Dieser Sommer war wie Krieg, aber jetzt ist wieder Frieden.» Sie sieht durchaus Chancen für einen guten, wenn auch mengenmässig geringeren Jahrgang 2021: «Die Reife stimmt, die Qualität auch, nun müssen wir auch im Keller gute Arbeit leisten». 

Ein Prosit auf diesen Jahrgang. Die vorgesehenen Rebzeilen sind geschafft, die Erntekisten voll, Annie Rossi lädt zum Apéro im Weinberg und schenkt den letztjährigen Chasselas aus der Parzelle Les Roches in die Gläser ein. «Herzlichen Dank für eure Arbeit. Ihr habt jetzt 500 m2 von insgesamt 35’000 m2 geerntet», sagt sie schelmisch. Die Hobby-Erntehelfer lachen und stossen auf diesen Erfolg an, bevor es per Traktor zurück aufs Weingut geht, zum wohlverdienten Lunch draussen an der Sonne geht. 

Ein Erfolg für Swiss Wine. Über 40 Weingüter in der welschen und der deutschen Schweiz machten bei diesem ersten nationalen Erntetag mit. Das Echo war erfreulich, viele Angebote waren ausgebucht. 2500 Personen haben mitgemacht. Swiss Wine hat die anvisierten Ziele erreicht: Weinliebhaber und Weingüter zusammenbringen, ein verbindendes Erlebnis schaffen, einen Einblick ins Wein-Metier bieten. Sollte man nächstes Jahr wieder machen!
 

www.grillette.ch


www.swisswine.ch