Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert
Eine Familiengeschichte. Zwölf Jahre lang arbeitete Susi Steiger-Wehrli gemeinsam mit ihrem Vater Peter im Familienweingut, letztes Jahr, im 2020, übernahm sie die Verantwortung dafür. Mit ihrem Zwillingsbruder Rolf, ihrem Mann Franz und Rolfs Ehefrau Damaris bildet sie die dritte Generation. «Wir sind ein Familienunternehmen, wie es im Buche steht», erklärt sie, «alle wichtigen Entscheide werden gemeinsam gefällt». Sie habe als Kind ihre Eltern immer aufgestellt und begeistert erlebt und habe schon immer gedacht, dass Winzern ein guter Beruf sein müsse. Die Entscheidung, selber auch in diese Richtung zu gehen, sei auf Schloss Salenegg im Bündnerland gefallen, wo sie als 15-Jährige für eine Schnupperwoche zu Gast war und wo sie später auch ein Lehrjahr absolvierte. Nach Stages in Australien, Südfrankreich und Burgund kehrte sie voller neuer Pläne in den heimatlichen Aargau zurück - et voilà.
Offen für Neues. Die Wehrlis waren schon immer für Experimente und Wagnisse zu haben. Vater Peter baute als einer der Ersten in der Schweiz den französischen Malbec an. Susi Steiger-Wehrli brachte aus Australien die Begeisterung für den Sauvignon blanc mit nach Hause - und aus dem Burgund ein Eichenfass mit der Idee, darin einen spontan vergärten Riesling-Sylvaner auszubauen. So entstand der «Esprit Barrique», der heute zu den Publikumslieblingen im grossen Angebot der Wehrlis zählt. «Besonders in der Gastronomie ist er sehr gefragt, er passt zum Apéro, kann aber auch ein ganzes Menü begleiten», sagt die Winzerin. Gut an kommt auch der Sauvignon blanc, «der wird auf dem Muschelkalkboden am Küttiger Hasenberg ganz besonders mineralisch», freut sie sich. Und den Malbec assembliert sie gern mit Merlot, was ihn «total gut altern» lässt, wie sie betont. Überhaupt würde sie gerne noch mehr Weine im Barrique ausbauen - dafür ist heute der Platz zu knapp, aber ein neuer, grösserer Keller samt Degustationsraum ist bereits in Planung.
Schafe ja, Bio nein. «Wir bebauen unsere Rebberge umweltbewusst, wir lassen Schafe darin weiden. Aber Bio würde nicht stimmen für mich, ich finde, das sei hier nicht möglich», sagt die 38-jährige Winzerin. Sie setzt auf Lagenweine, «viele Kunden, vor allem auch junge, schätzen das», ihr Ziel sind trockene Weine, jung trinkbar, aber mit Alterungspotenzial. Zusammen mit ihrem Mann Franz Steiger - er kochte bei Amrein, im Widder und auf dem Bürgenstock, bevor er eine zweite Lehre als Winzer absolvierte - kreiert sie jedes zweite Jahr einen «Limit». Vom Jahrgang 2015 gab es den Limit 1291 (die Zahl gibt die Anzahl Flaschen an, ist aber zumeist auch ein historisches Datum). Der 2017er kommt dieses Jahr als Limit 1803 (Gründungsjahr Kanton Aargau) und als Cuvée von Zweigelt, Garanoir, Merlot und Malbec auf den Markt. Verkauft wird er in einer Holzbox aus dem heimischen aargauischen Wald. Susi Steiger-Wehrli pflegt ihre Wurzeln und ist stolz auf sie.
Das liegt im Keller: Weiss: Riesling-Sylvaner Küttigen, Riesling-Sylvaner Erlinsbach, Riesling-Sylvaner Auenstein, Esprit Barrique, Sauvignon blanc, Sauvignon blanc Barrique, Gewürztraminer, Pinot gris Küttigen, Pinot gris Brestenberg, Blanc de noir Küttigen, Blanc de noir Brestenberg. Rosé: Rosé Erlinsbach. Rot: Pinot noir Küttigen, Pinot noir Erlinsbach, Pinot noir Brestenberg, Pinot noir Auenstein, Pinot noir Stierenblut, Pinot noir Stierenblut Barrique, Malbec, Merlot-Malbec, Merlot, Gheld, Gheld Barrique, Wehrli Limit. Schaumwein: Perle Blanc Brut, Perle Rosé Brut. Süss: Wehrli Symphonie, Wehrli Weinkrone. Diverse Spirituosen.
Coup de Coeur: «Das wechselt, aber zurzeit ist es gerade unser Pinot gris Küttigen 2019. Ein extrem ehrlicher Wein mit intensiver Birnenaromatik, mineralisch und cremig.»
Das passt zusammen: Diesen Pinot gris empfiehlt Susi Steiger-Wehrli zu einem Risotto mit Felchen oder geräuchertem Lachs.
Drei GaultMillau-Chefs mit Wehrli-Weinen: Raphael Wey im Engel Sachseln OW (14 Punkte), Hanspeter Sidler in der Hinterburgmühle Neuheim ZG (14 Punkte), Arno Sgier in der Traube Trimbach SO (17 Punkte).