Text: Max Fischer Fotos: Marcus Gyger
«Tzüdanga» & «Pachje». Hölle! So heisst die Parzelle von Domaines Chevaliers im Walliser Weindorf Salgesch. Selbst im Spätsommer brennt die Sonne teuflisch auf die Rebstöcke. Ein paar Meter weiter der Rebberg «Tzüdanga», wahrscheinlich eines der wenigsten Wörter, auf die selbst Google keine Antwort weiss. Und auch Weinbauer Patrick Z’Brun kennt die Bedeutung dieses alten Walliser Ausdruckes nicht. Der dritte Rebberg, «Pachje», ist die Urparzelle des Weinguts. Hier wachsen Pinot-noir-Trauben an über 40-jährigen Rebstöcken. Dieser Rebberg ist in ringförmigen Trassees rund um die herrschaftliche Villa des Gutes angelegt. Majestätisch präsentiert sich auch der Clos de Pachje: «Ein Herrscher mit grossem Auftritt, wallenden Gewändern und starker Persönlichkeit», beschreibt Z’Brun einen der sieben Vertreter seiner neuen Weinmarke Lux Vina. «Im Gaumen entfaltet er eine wunderbar seidige Tanninstruktur, reife Aromen von Kirsche und Tabak sowie verführerische Vanilletöne vom Barrique.»
Komplimente von den Profis. Mit dem neuen Segment will Z’Brun zeigen, dass der Wein aus dem Wallis sich auch vor internationalen Spitzentropfen nicht zu verstecken braucht. Dass ihm das mehr als gelungen ist, attestiert ihm niemand anders als Paolo Basso, Weltmeister der Sommeliers. «Es braucht immer Lokomotiven», so Basso, «diese ziehen andere mit. Das belebt die Konkurrenz und steigert die Qualität.» Der renommierte Weinkenner René Gabriel bewertet die Lux-Vina-Weine mit Topnoten. Z’Brun will damit auch Spitzenköche begeistern.
«Heida» auf dem Everest! Z’Brun ist ein Quereinsteiger. Vor seiner Zeit als Weinbauer war er erfolgreicher Manager. Er restrukturierte die ehemalige Apparatebau Raron AG, machte daraus die Oberwalliser Vorzeigefirma Techron, die exklusive Produkte – zum Beispiel das berühmte Rolls-Royce-Emblem – für die internationale Auto- und Medizinalindustrie herstellt. 2007 verkauft er alles an die Synthes von Hansjörg Wyss. Der Manager und Bergführer entscheidet sich für ein Sabbatical und erfüllt sich einen Bubentraum: «Am 21. Mai 2008 stand ich auf dem Dach der Welt – auf dem 8848 Meter hohen Mount Everest!» Im Rucksack hat er eine Flasche Heida, den Walliser Weissen vom höchsten Rebberg Europas. Zurück in der Schweiz, sucht er eine neue Herausforderung. Es lockt die Gelegenheit, das Traditionsunternehmen «Vins des Chevaliers» zu übernehmen. Fast ein Jahrzehnt lang analysiert und beobachtet er seine Rebberge, setzt Trockenmauern wieder instand und revitalisiert schwer zugängliche Terrassenanlagen. Jetzt hat er sein Sortiment gestrafft. Und klar: Everest-Bezwinger Z’Brun will auch mit seinen Weinen hoch hinaus.
Die Sonne von Salgesch. In Salgesch dreht sich alles um Wein. Auf 1400 Einwohner kommen über 20 Weinkellereien. Kein Weindorf in der Schweiz hat mehr Sonnenstunden. Und eine weniger schöne Laune der Natur trug das Ihre bei: Vor rund 12 000 Jahren schmolz der Rhone-Gletscher, der das Wallis bis auf 2000 Meter bedeckt hatte. Gewaltige Kalkplatten krachten ins Tal, es bildete sich eine hügelige Landschaft mit einem Kalkstein-Schieferboden. Jahrtausende später zeigt sich die magnesium- und kalkhaltige Unterlage als idealer Nährboden für das Gedeihen des Pinot noir.