Text: Elsbeth Hobmeier | Fotos: Hans-Peter Siffert
Zwei Sieger, ein Wein. Seit 30 Jahren bewegt sich Fabien Coucet im Weinmetier. Sehr lange war er bei der grossen Cave de la Côte in Tolochenaz VD als Kellermeister tätig. Seit Anfang dieses Jahres verantwortet der 46-jährige Fachmann neu die Produktion der Domaine Kursner in Féchy – vor Kurzem von der Cave übernommen, aber weiterhin autonom. Das traditionsreiche Weingut wurde 1932 von Grossvater Kursner gegründet, später von Vater Willy und dessen Söhnen Pierre-Yves und Jean-Luc Kursner geführt. Bereits seit fünf Jahren pflegen letztere Zwei eine enge Zusammenarbeit mit der Cave de la Côte und ihrem Chefönologen Rodrigo Banto. Die Kooperation gipfelte 2019 in der Auszeichnung «Schweizer Weingut des Jahres» – und erneut 2021, mit einer Besonderheit: Erstmalig lagen 2021 zwei Weingüter punktemässig gleichauf und errangen den Titel ex aequo: Kursner in Féchy VD und Johanniterkeller in Twann BE. Diese gemeinsame Platzierung hat sogar zu einem gemeinsamen Wein geführt: Die beiden Domaines haben aus ihren besten Chasselas-Trauben eine regionenübergreifende Cuvée komponiert. Sinnvollerweise heisst sie Alliance 2021, wurde in Féchy assembliert und in Twann abgefüllt, einzig in Magnumflaschen.
Tradition bewahren, offen sein für Neues. Die Gemeinde Féchy umfasst 165 Hektar Rebland und bietet mit 30 Prozent Neigung und vier verschiedenen Bodenarten ideale Bedingungen: «Der Chasselas erreicht hier ganz grosse Klasse und widerspiegelt das Terroir mit grösstmöglichem Ausdruck», so Fabien Coucet. Chefönologe Rodrigo Banto, der ihn bei der Weinbereitung begleitet, bestätigt: «Die verschiedenen Bodentypen bringen sehr unterschiedliche Facetten in den Wein. Ideal, um eine perfekte Assemblage zu komponieren.» Banto gilt als einer der besten Chasselas-Kenner, jedes Jahr produziert er in der Cave de la Côte bis zu 80 verschiedene Weine aus dieser Traube. Punkto Kursner-Weine sind sich die beiden Fachleute einig: Sie wollen die Tradition bewahren, sind aber offen für Neues. Sie möchten «die erreichte Qualität halten und wenn möglich stetig verbessern». Die Rebberge werden darum biodynamisch gepflegt, aber ohne entsprechendes Zertifikat. Ein grosser Teil des hervorragenden Chasselas wird exklusiv für Coop abgefüllt. La Côte AOC Féchy Légende Kursner gefällt mit seinen fruchtig-blumigen Aromen und auffallend voluminösem Stil.
Provokative Assemblage. Vor zwei Jahren hat sich ein Rosé hinzugesellt, der aus Garanoir und Gamay komponiert wird und sich frisch und trinkfreudig präsentiert. Im vor 15 Jahren neu erbauten Keller ausserhalb des Dorfes werden insgesamt acht Traubensorten verarbeitet. Neben drei verschiedenen Chasselas, einem ausgezeichneten Viognier und drei Mousseux beweist die Domaine Kursner, dass sie auch Rotwein kann. Sie war Pionierin im Anbau von Garanoir und Gamaret, den beiden Pfeilern des kräftigen «Rouge Absolu», der besonders in der Gastronomie begehrt ist. Privatkunden lieben vor allem den «Valentino», einen gut strukturierten, im Barrique ausgebauten reinsortigen Gamaret, während die Assemblage aus Gamaret, Garanoir und Cabernet Franc namens «Provokation» (mit «k» wie Kursner) ebenso begeisterte Echos provoziert.