Text: Kathia Baltisberger | Fotos: Thomas Buchwalder, Olivia Pulver
«33 Jahre. Mamma Mia!» Es ist der Ausruf von Gabriele Speziale, Maître in der Villa Principe Leopoldo in Lugano. Solange macht er den Job bereits, zusammen mit seinem Kollegen und Freund Claudio Recchia. Sie sind aus der Luxusvilla nicht wegzudenken, gehören quasi zum Inventar. Jetzt wurden Sie für ihre Arbeit vom GaultMillau mit dem Titel «Gastgeber des Jahres 2023» ausgezeichnet. Die zwei strahlen eine gewisse Grandezza aus, meistern ihr Fach mit einer unglaublichen Perfektion. Dass sie dafür ausgezeichnet werden, berührt sie zutiefst. «Das ist ein sehr emotionaler Tag für uns sagt», Claudio Recchia. «Ich war regelrecht sprachlos.»
Grosses Bild oben: Claudio Recchia (links) und Gabriele Speziale (rechts) mit Dominique Niederhauser von Titel-Sponsor Nespresso.
WG- Gspänli. In 33 Jahren erlebt man einiges. Speziale und Recchia sind wie Pech und Schwefel, wohnen unter der Woche sogar zusammen in einer WG! «Wir haben vier Generationen von Gästen erlebt. Einige kamen schon vor Jahren als Kinder zu uns und jetzt kommen sie mit ihren eigenen Kindern», sagt Speziale. Die beiden sind von der alten Schule. Zum Service gehören auch filetieren, tranchieren und flambieren am Tisch. Doch «old school» ist wieder in. «Wenn ein Gast eine Crêpe Suzette bestellt, dann bestellen die anderen Gäste ebenfalls Crêpe Suzette.» Wichtig sei es nun, die nächste Generation entsprechend zu fördern. «Wir haben viele Mitarbeiter, die bei uns gross geworden sind. Die haben uns so oft zugeschaut, die wissen genau, wie es geht.» Und an die Zukunft denken müssen die beiden: Denn nächstes Jahr ist Schluss. Nach 50 Jahren in diesem Beruf. Dann werden beide 63 Jahre alt und hören auf. Die Gäste werden sie mit Sicherheit vermissen. «Aber unsere Frauen werden es uns danken. Die haben sehr lange gewartet», sagt Recchia.
Nur keine Langeweile. Um sich fürsorglich um seine Gäste zu kümmern, muss man aber nicht zwingend fünf Jahrzehnte im Business sein. Peter Zimmermann ist gerade mal 32 Jahre und wird mit dem Titel «Sommelier des Jahres 2023» geehrt. Er arbeitet im Swiss Deluxe Hotel Zermatterhof an der Seite von 16-Punktechef Heinz Rufibach. Die beiden arbeiten sehr eng zusammen, probieren die Gerichte und die ausgesuchten Weine. «Ich schätze nicht nur das Feedback von Heinz, sondern auch das der anderen Köche. Das braucht man, sonst wird man betriebsblind», sagt Zimmermann. Er baut seine Weinbegleitung gerne aufeinander auf, schaut auf Harmonien, ergänzt Aromen oder setzt Kontraste: «Sonst wird es ja langweilig.»
Überzeugungsarbeit. Der Deutsche aus Baden-Baden hat sich in seiner neuen Heimat im Wallis gut eingelebt und sich auch intensiv mit den Weinen der Region auseinandergesetzt. «Das Wallis ist ja tückisch, weil das Klima je nach Ort ganz unterschiedlich ist.» Die Walliser Weine - er mag am liebsten Cornalin oder Petit d’Arvin - kommen beim Heimat-Menü im «Prato Borni» zum Einsatz, für das Fernweh-Menü kombiniert er Weine aus dem angrenzenden Ausland. Etwas «Überzeugungsarbeit» für die Walliser Weine brauche es übrigens nur bei Schweizer Gästen, so der frischgebackene «Sommelier des Jahres», und nicht etwa bei den internationalen Gästen.
Shopping! Nach Rougemont kam Zimmermann mit seinem Chef Rufibach. «Ich bin sehr stolz auf Peter», sagt der Berner. Und auch der Ausgezeichnete freut sich. Nicht nur über Titel und Prestige: «Jetzt kann ich noch mehr Wein einkaufen!»