Text: Elsbeth Hobmeier Fotos: Hans-Peter Siffert, Marcus Gyger
Die Stars von Morgen. Die GaultMillau-Weinjury degustiert jedes Jahr die spannendsten Weine der Schweiz. Ziel: Eine stark beachtete Liste der 150 besten Winzerinnen und Winzer im Land; der GaultMillau wird die Top-150 Mitte November vorstellen. Die Szene ist im Umbruch: Viele junge Winemaker, oft auch Söhne und Töchter berühmter Winzerfamilien, drängen ins Rampenlicht. Die Weinjury fahndet deshalb auch nach den «Rookies des Jahres». Sieben Winzer sind den Experten dieses Jahr besonders aufgefallen. Stars von morgen?
# 1: Simon & Régis Bagnoud, Flanthey VS. Good News aus dem Weinkanton Wallis: Die knapp 30jährigen Zwillinge Régis und Simon Bagnoud führen in Flanthey fort, was ihr Vater Nicolas aufgebaut hat. Zwei bodenständige Boys mit guten Ideen und riesiger Passion für Terroir und Qualität.
# 2: Sven Fröhlich, Malans GR. Eigentlich fahndet die Jury nach jungen Winzern. Sven Fröhlich ist bereits über 50jährig. Ein beeindruckender Quereinsteiger! Er hat in Berlin Fernmeldemonteur gelernt und erst in der Bündner Herrschaft zum Wein gefunden. Stars wie Gantenbein, Studach und Schlegel waren seine Vorbilder und Lehrmeister. Fröhlich hat in Malans Rebland gepachtet und kauft Trauben zu. Er konzentriert sich zu 100 Prozent auf den Pinot Noir.
# 3: Georg Schlegel jun., Jenins GR. Im «Weingut zur Alten Post» geht die Post ab. Schlegel junior ist 2009 ins elterliche Weingut eingestiegen, arbeitet mit seinem Vater Georg eng zusammen. Die Jury notiert: «Ruhig, exakt, will Altes mit Neuem verbinden.» Die Schlegels spezialisieren sich auf Qualitätslageweine, vor allem auf Burgundersorten.
# 4: Beat Burkhardt, Engelberg OW / Twann BE. Was für eine Geschichte! Das Kloster Engelberg konnte nach fast 600 Jahren (!) einen Teil seines ehemaligen Weinguts am Bielersee zurückkaufen. Der Twanner Winzer Beat Burkhardt bewirtschaftet diese Klosterreben, zusätzlich zu seinem eigenen Weingut. Das Resultat? Überzeugend!
# 5: Etienne Javet, Lugnorre FR. Der junge Winzer vom Weingut «Javet-Javet» bezeichnet sich als «Artisan Vigneron», lebt auch mal seine poetische Ader aus. Er ist begeistert vom Terroir des Vully und dessen Chasselas, Pinot Noir, Traminer, Pinot Gris und Sauvignon blanc. Etienne Javet hat sein Weingut in Lugnorre nach biodynamischen Demeter-Richtlinien aufgebaut.
# 6: Christian Dexl, Ligerz BE. «Keller am See» - dieser geheimnisvolle Name taucht immer öfter auf guten Schweizer Weinkarten auf. Der Mann dahinter: Christian Dexl, ursprünglich Umweltingenieur, jetzt mit kleinem Keller in Eigenregie am Bielersee: Bio-Suisse, Demeter-zertifiziert; Verwendung von eigenem Kompost und Kräuterauszügen zur Stärkung der Pflanzen. Er lässt seinen Weinen Zeit und experimentiert mit Orange Wein.
# 7: Viviana Pasta & Dario Pistarà, Capolago TI. Der Geheimtipp vieler Tessiner Top-Sommeliers: «Castello di Cantone»! Viviana Pasta und Dario Pistarà sind die Winemaker. Viviana hat das Weingut in Capolago von ihren Eltern übernommen, Dario stammt aus Sizilien, gemeinsam haben sie in Mailand Önologie studiert. Ziel: Sie wollen grosse Tessiner Weine machen, aus Merlot, Cabernet Franc und Syrah. Sie suchen den internationalen Touch und setzen auf Lagenpotential.
>> So setzt sich die GaultMillau-Weinjury zusammen: Geny Hess senior (Präsident), Geny Hess junior, Ueli Kellenberger, Aurelien Blanc, Paolo Basso, Elsbeth Hobmeier, Nathalie Ravet, Alfred De Martin, Gilles Besse.