Text: Elsbeth Hobmeier I Fotos: Hans-Peter Siffert
Metodo Classico. Als Lamberto Cesarini Sforza im Jahr 1974 seine Azienda gründete, hatte er ein klares Ziel vor Augen: sich auf Schaumwein konzentrieren. Mit Trauben aus dem Trentino, aus hohen Lagen. Er wollte ausschliesslich mit der Metodo Classico arbeiten, mit Flaschengärung und langer Reifephase, wie man es aus der Champagne kennt. 1976 brachte er seinen ersten Spumante auf den Markt, 1985 den ersten Rosé, 1986 schliesslich die Top-Riserva «Aquila Reale». Diesen Schäumern ist das Unternehmen bis heute, 50 Jahre später (und nach dem Tod Sforzas 2023), treu geblieben. Und was damals noch völlig unbekannt war, gilt heute als Geheimtipp unter den Schaumweinen der Welt: Trentodoc, der Spumante aus den Bergen, die Bollicine di Montagna.
Export auch in die Schweiz. Heute zählt die Azienda Cesarini Sforza zu den drei Grossen im Trentodoc. Sie produziert jährlich mehr als eine Million Flaschen, die hauptsächlich im Heimmarkt Italien getrunken werden. Doch auch im Ausland wächst der Bekanntheitsgrad: USA, Schweiz, Deutschland, Grossbritannien – dies sind die wichtigsten Exportdestinationen. Dass die Schweiz so wichtig ist, liegt vor allem am Unternehmen Coop, das den Brut und den Rosé Brut seit einigen Jahren anbietet. Die Kundschaft hierzulande hat rasch gemerkt, dass hier sehr hohe Qualität zu einem vernünftigen Preis zu haben ist.
Chefönologe Andrea Buccella sucht stets Eleganz und Komplexität.
Wichtig für den Erfolg der Schäumer: Chardonnay aus hohen Lagen.
Der Rosé, den Andrea Buccella keltert, kann es auch mit Fleisch aufnehmen.
Chardonnay & Pinot Noir. Das Geheimnis? Die lange Reifezeit. Die Trentodoc-Schäumer von Cesarini Sforza sind komplex und elegant, sie gefallen mit ihrer hohen Mineralität und einem perfekten Gleichgewicht von Frucht und Säure. «Das alles verdanken wir den hohen Reblagen und dem kühlenden Einfluss der umgebenden Bergwelt», sagt Andrea Buccella. Der 56-jährige, bestens ausgebildete Weinfachmann verantwortet seit 2020 als Chefönologe die gesamte Produktion. Alle Trauben werden von einer Genossenschaft produziert, «ich bin stets in Kontakt mit den Winzern und kann die für uns besten Qualitäten wählen». Die Sorten? Fast ausschliesslich Chardonnay für den Classico Brut und Pinot Noir, der für den Rosé wichtig ist. Die Trauben wachsen auf 300 bis 600 Metern Höhe an Steillagen, zumeist auf den sogenannten Pergole, mannshohen Holzgestellen, die optimal besonnt werden. Die Reben verschiedener Terroirs mit unterschiedlich alten Rebstöcken werden einzeln geerntet und vergoren.
Italianità vom Feinsten: der Piazza Duomo in Trento.
Eleganz durch Lagerung auf der Hefe. Im März selektioniert Andrea Buccella die Weine, die im September für die zweite Gärung in die Flaschen gefüllt sind. Dann beginnt auch die auffallend lange Reifezeit. Gesetzlich vorgeschrieben sind 15 Monate, bei Cesarini Sforza jedoch liegt jede Flasche mindestens 24 Monate lang im Keller, bis in der Giropalette der Hefesatz in den Flaschenhals gerüttelt und anschliessend entfernt (Fachbegriff: degorgiert) wird. «Je länger ein Wein auf der Hefe liegt, desto mehr Komplexität und Eleganz entwickelt sich», sagt der Chefönologe. Und er verrät, dass er die für Coop bestimmten Spumante immer 36 Monate lang reifen lässt. «Hohe Lagen, beste Traubensorten, lange Reifung. Das ist das Geheimnis des Trentodoc.»